Beiträge von ravn im Thema „Schnäppchen = besseres Spiel?“

    Nein, ist es sicher nicht. Aber darum geht es ja hier auch. In deinem Beispiel hat sich für dein Empfinden das Preis-Leistungsverhältnis verbessert. Das ändert doch aber nichts am Spiel.Im Übrigen geht es immer auch darum, was ist mir eine Sache wert, und was bin ich bereit oder in der Lage dafür hinzublättern.

    Sehe ich anders in meinem Verständnis. :)


    Jede käufliche Sache hat einen Preis. Der verlangte Gegenwert zu einer Sache fliesst bei mir in die Bewertung der Sache ein, wenn ich diese Sache erwerben möchte. Unabhängig vom verlangten Gegenwert und in Nichtbeachtung des Preises betrachtet, mag ein Spiel für sich alleine gesehen toll sein. Das sind aber Laborbedingungen, die nicht der Markt-Realität entsprechen oder nur ausgeblendet werden können, wenn man einen Sponsor hat, der einem alle Spiele kostenfrei zur freien und ständigen Verfügung stellt. In meiner Realität ist es schon entscheidend, ob ein Spiel, was ich rund 5x bestens spielen kann und das danach drastisch an Wiederspielwert verliert, nun 40+ Euro oder 16 Euro kostet. Zumal meine Geldmittel in unbestimmter Höhe begrenzt sind und ein Spiel mit einem schlechten Preis-Leistungsverhältnis für mich kein gutes Spiel sein kann.


    Anderes Beispiel: Cuboro Tricky Ways. Ein abstraktes Taktikspiel, das räumliche Vorstellungskraft erfordert und tolles Holzmaterial hat. Leider war es mit 99 Euro vor etlichen Jahren arg teuer. Für mich spielerisch ein gutes Spiel, vom Preis-Leistungsverhältnis aber für mich zu teuer.


    Inzwischen gibt es eine 49 Euro Version aus anderem Material, haptisch immer noch gut. Das Spiel ist spielerisch gleich gut geblieben, da ich den Mehrwert der alten Version nicht nutzen kann, Kugelbahnelemente mit dem Spiel zu kombinieren und es mir deshalb egal ist, ob sich das Material jetzt von den Kugelbahnen unterscheidet. Für mich ist es also nur preiswerter geworden und hat ein für mich besseres Preis-Leistungsverhältnis bekommen. Betrachtet man das Spiel an sich, ist es eher schlechter geworden, weil die Kombinationsmöglichkeiten weggefallen sind. Betrachtet man das Spiel als käufliches Objekt, ist es ein besseres Spiel geworden, weil ich es nur spielen kann, wenn ich vorab den Kaufpreis bezahle, denn ich mir nun leisten möchte.


    Somit fliesst bei mir der verlangte Gegenwert auch immer in die Bewertung des Spiels ein. Kann man aber auch anders sehen, wenn einem egal ist, was man bezahlt oder man sich keine Gedanken um Bezahlung machen muss - in welcher gegebenen Konstellation auch immer. Fernab von akademischen Elfenbeintürmen aber schwierig, weil im Umkehrschluss wäre Naufragos für hypothetisch verlangte 20.000 Euro immer noch ein gutes Spiel. In meiner Welt nicht, weil überteuerte Spiele, deren Gegenwert in keinem Verhältnis zum verlangten Preis stehen, nicht gut sein können.

    Manche Spiele haben auch nur einen begrenzten Wiederspielwert. Aktuelles Beispiel Naufragos im Milan Adventskalender für 16 Euro statt der damaligen 40+ Euro. Für 16 Euro bekommt man einen prima Gegenwert für die rund 5 Spielpartien, in denen man immer wieder neue Expeditionsabenteuer erleben kann. Danach wiederholt es sich zu oft und für mich war dann die Luft aus dem Spiel. Weil ab dann spiele ich lieber Robinson Crusoe, das auf der reinen Optimierebene mehr als ein Naufragos bietet, bei dem man schon alle Abenteuer-Entscheidungen der Expeditionskarten kennt.


    Somit ist Naufragos als Schnäppchen ein besseres Spiel geworden. Für 40+ Euro kann ich es nur bedingt empfehlen. Für 16 Euro aber so gut wie uneingeschränkt, weil es gut 5 Partien tolle Abenteueratmosphäre bietet und danach gut verschenkt werden kann.