Beiträge von Dirtbag im Thema „Suche Solo Dungeon Crawler“

    Warhammer Quest: Silver Tower ist gut, keine Frage. Als "beste" Option würde ich es aber nicht bezeichnen, auch wenn ich es persönlich sehr gerne mag.
    Kauft man es, sollte man sich seiner Stärken und Schwächen bewusst sein, dann kann man sehr viel Spass damit haben. Auf der anderen Seite kann aber auch die Enttäuschung gross sein.
    Die prominentesten Schwächen sind:

    • das Hochleveln des Helden ist wenig befriedigend. Man bekommt einen neuen Skill dazu (aus zwei zufällig gezogenen Karten, vier mit Familiar), das wars. Damit lässt sich der eigene Held über mehrere Trials hinweg durchaus "feintunen", aber in längeren Trials kann man schonmal durch den kompletten Stapel Skillkarten durchgehen. Den Grossteil des Spiels verbringt man zudem mit 3 Skillkarten, die vierte gibt es erst ganz am Ende
    • Gegenstände sind durchweg nur einmal benutzbar (mit Glück manchmal mehrfach, aber man verlässt sich darauf besser nicht).
    • Die Erholungsphase ist unklar geregelt und muss gehausregelt werden, sonst wird das Spiel irgendwann nur noch nervig (weil es immer Ambushes gibt und überhaupt nicht mehr vorwärts kommt). Macht man das, werden Gegenstände aber später sehr, sehr selten, da man sie nur über das Durchsuchen eines Raums in der Erholungsphase bekommt. Und das Durchsuchen triggert bei 3 Skills pro Held selbst bei nur 2 Helden fast immer einen Ambush, der mit Pech den Trial schnell und brutal beendet
    • Es muss extrem viel nachgeschlagen werden. Ereignis Nummer 63 im Book of Trials. Ereignis Nummer 44. Ereignis Nummer 78. Jedes hat seinen eigenen Text, 100 Stück davon.
    • Die Helden sind überhaupt nicht ausbalanciert, manche sind klar stärker als andere, wieder andere extrem von Würfelglück abhängig
    • Alle Minis - und das sind nicht wenige - müssen entgratet und gebaut werden
    • Die Trials sind beim ersten Mal neu und unbekannt, beim zweiten Mal nicht mehr


    Klingt jetzt übel, aber das Spiel stellt diesen Schwächen auch entsprechende Stärken gegenüber:

    • die Spielmechanik ist recht solide, deutlich besser als beispielsweise Shadows of Brimstone. Der Heldenzug ist interessanter, die Monster agieren nicht so idiotisch. Durch ihre Sonderregeln kombiniert mit ihrer Verhaltenstabelle werden sie in ihrem Charakter auch gut abgebildet
    • das Setting ist super und sehr liebevoll umgesetzt, beginnend bei der Grafik bis hin zu dem völlig irrsinnigen Machwerk, welches 100 Zufallsereignisse - zum Teil mit Rätseln (ja, richtige Rätsel - einfache Worträtsel, aber nichtsdestotrotz) - enthält
    • erweiterbar mit zusätzlichen Gegnern (momentan 4 verschiedene: Herold des Tzeentch, Feuerdämonen, Kreischer des Tzeentch, Erhabener Feuerdämon) und 40 zusätzlichen Helden.
    • die Charaktere sind, schlechte Balance hin oder her, in ihren Fähigkeiten sehr gut getroffen. Hintergrund, Skills und Spielweise passen wunderbar zusammen, und wenn die Würfel mitspielen, können sie enorm Spass machen. Insbesondere in den späteren Trials, wenn man die zusätzlichen Skills schon ein wenig feintunen konnte
    • Kompatibilität mit anderen Spielen: für viele hier sicher nicht so interessant, aber das Heldenkarten-Set (optional erhältlich) enthält auch die Heldenkarten für die vier in "Gorechosen" enthaltenen Helden. Der komplette Inhalt von Silver Tower kann zudem in Age of Sigmar eingesetzt werden, die zusätzlich erwerbaren Dämonen (Feuerdämonen, Kreischer) machen sich als Warhammer 40k Kill Team gut. Tzaangors können neu auch in 40k eingesetzt werden.
    • die Trials sind sehr stimmungsvoll inszeniert und machen thematisch Spass


    Wenn man sich mit den Schwächen arrangieren kann, bekommt man ein sehr gutes Spiel, das seinen Preis sicher wert ist.


    Daneben wären meine Empfehlungen Gears of War oder Level 7 - Escape.
    Zu Gears of War ist genug geschrieben worden.


    Level 7 - Escape ist - imho - vor allem solo ein hervorragendes Spiel. Der semikooperative Aspekt ist aufgesetzt, kann man sich mMn direkt sparen. Solo bringt es aber das Gefühl von "allein in einer unbekannten Forschungsanlage, gejagt von allen, hilflos und ängstlich" aber hervorragend rüber. Liest man dann noch vor jedem Szenario den Hintergrundtext und den nächsten erst, wenn man das Szenario auch geschafft hat, entwickelt sich eine sehr spannende Geschichte. Es braucht ein wenig Zeit, um damit warm zu werden, aber es lohnt sich enorm. Finde ich ein sehr unterschätztes Solo-Spiel.