Beiträge von Chordcommander im Thema „Hilfe: wer kennt dieses Spiel von der Messe?“

    Evtl. noch ein paar Gedanken zu Tabletop MOBA-Adaptionen generell (geht soweit ich das richtig in Erinnerung habe auch ein bisschen in Richtung der Kritik, die @LookAtTheBacon geäußert hat): Es ist nicht möglich ein komplexes MOBA-PC-Spiel wie League of Legends oder DOTA komplett auf den Tisch zu bringen, der Ansatz ist daher eher (ich hab das lange mit Arty dem Designer diskutiert, da ich ja auch an einem MOBA Style Game arbeite und wir uns gegenseitig im Designprozess unterstützt haben) die Aspekte, die an MOBAs besonderen Spaß machen (z.B. Antizipation von Aktionen, Aufleveln/Farmen, Teamaktionen, Zusammenarbeit unterschiedlicher Heldenrollen etc.) rauszunehmen und im Brettspiel zu verwirklichen, und das bei einer annehmbarenSpieldauer. Dabei bleiben Elemente, die man aus den PC-Spielen kennt und liebt zwangsläufig auf der Strecke. Meiner Meinung nach transportiert Guards ein weitaus besseres MOBA-Gefühl als beispielsweise Rum and Bones (1. Version), welches eine reine Würfelorgie ist (die aber auch Spaß machen kann). Ich kann auch nur empfehen, GoA mal anzuspielen, ich denke, dass einem beim reinen Zuschauen/Regelstudieren einige Elemente/Besonderheiten durch die Lappen gehen, die den eigentlichen Spielspaß transportieren.


    Und noch was: das Spiel ist auch für alle Strategiespieler interessant, die mit Computerspielen nichts am Hut haben, da sollte man unvoreingenommen rangehen und sich nicht davon abschrecken lassen, dass das Spiel von MOBAs inspiriert ist.

    @Nupsi


    Ich kenne den Autor von GoA sehr gut und war auch Testspieler, daher bin ich wahrscheinlich nicht wirklich zu 100% objektiv.


    Ich finde das Spiel extrem interessant, da es viele Dinge anders macht als vergleichbare Spiele und ein paar außergewöhnliche Mechaniken bietet.
    Einschränkend muss ich dazu sagen, dass das Spiel bei 2 vs 2 bzw. 3 vs 3 den Sweet Spot hat, im 1 vs 1 finde ich es weniger interessant, da dann der Team Aspekt völling hinfällig ist (alleine 2 Helden zu kontrollieren geht, aber macht das Spiel deutlich schwerfälliger).


    Zum Ablauf: Jeder Spieler kontrolliert einen Helden der vier Aktionskarten auf der Hand hat (je nach Rolle des Helden variieren diese Aktionskarten, außerdem kann man sie beim Hochleveln gegen andere/stärkere Aktionskarten eintauschen, die Anzahl bleibt aber 4). Diese Karten enthalten informationen dazu, wie schnell die Aktion gespielt wird (Inititiative) welchen Angriff/Spezialfähigkeit die Karte erlaubt und auch welche Bewegung bzw. welche Verteidigungseigenschaften sie besitzt. Alle Spieler wählen dann simultan verdeckt die erste Karte und führen dann in Initiative-Reihenfolge aus. Jetzt wird's interessant: Man muss sich entscheiden, ob man die Bewegung oder den Angriff einer Karte nutzt (die stärkste Karte hat entsprechend auch den höchsten Bewegungswert und den stärksten Angriff), wird man angegriffen, muss man zum Verteidigen Aktionskarten von der Hand abschmeißen (mit genügend hohem Schildwert) und beraubt sich so der Effektivität in den folgenden Phasen (in denen wieder jeder Spieler eine Aktionskarte legt). Dabei ist es besonders wichtig, die gegnerischen Aktionen zu antizipieren und entsprechend zu reagieren. Zudem kann das Spiel durch dieses Aktivierung/Kampfsystem sehr brutal sein, da Helden sofort sterben, wenn sie einen Angriff abbekommen, und keine Karte mit passender Verteidigung mehr auf der Hand haben. Jede Runde hat auch einen netten Spannungsbogen, da gerade in der letzten (vierten) Phase die Helden sehr gefährlich leben (wenig Kartern = geringe Verteidigungsmöglichkeiten).


    Ein weiterer interessanter Mechanismus ist das "Lane pushen". Es gibt von beiden Teams (nicht bewegliche) Minions auf der Karte die man mit jedem beliebigen Angriff ausschalten kann. Sobald so eine Überzahlsituation der eigenen Minions gegenüber den gegnerischen Minions geschaffen wurde werden zu rundenende automatisch Minions des unterlegenen Teams entfernt - wenn der letzte stirbt werden alle Minions neu platziert, diesmal näher an der gegnerischen Basis und gelingt dann ein zweiter "push" hat man gewonnen. Dadurch ist man ständig unter Druck (typisches "frantic MOBA -Gefühl ;)" ) und muss sich immer entscheiden, ob es klüger ist den Gegner zu attackieren bzw. dessen Minions.


    Hier ein Gameplay Video (englisch, Tabletopia).