Beiträge von fjaellraeven im Thema „(Hör)Bücher - Was muss man gehört/gelesen haben?“

    Wo der Thread gerade nochmal aufgekommen ist:


    Ich muss sagen, dass mir die Jahrhundertsaga von Follet nicht besonders geeignet für einen 12-13 Jährigen erscheint. Thematisch ist es interessant, keine Frage. Der Zuhörer nimmt bestimmt auch das ein oder andere Detail aus den Hörbüchern mit, da darin der Verlauf des Krieges auf den Seiten von Amerikanern/Briten/Deutschen/Russen beschrieben wird. Es ist spannend, wie hier die Stimmung der Zeit eingefangen wurde und die Einzelschicksale lassen einen die Gräuel des Krieges nachempfinden, auch wenn hier keine Schlachten in all ihrer Brutalität beschrieben werden oder der Holokaust in seiner Graumsamkeit. Diese Themen werden angerissen, bleiben also nicht unerwähnt.

    Das ist auch nichts, was ich einem 13 Jährigen nicht zutrauen würde, aber ich muss sagen, dass Sexualität in den Büchern schon einen beachtlichen Teil einnimmt. Für mich ist das kein Problem, es wird aber nicht jeder Elternteil wollen, dass sein Kind solche Passagen hört. Es wird nie ausufernd, aber es wird hier explizit angesprochen und kann dem ein oder anderen zu weit gehen. Wen das nicht stört, der findet vor allem eines: eine wirklich gelungene Triologie. So begleitet man Personen oder Familien im Laufe des letzten Jahrhunderts. Die Charaktere sind toll geschrieben, ihr Handeln ist nachvollziehbar und man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Die Geschichte ist nicht nur fiktion, sie bezieht beruht auf unserer nahen Vergangenheit, ist immer unterhaltend und an vielen Stellen richtig fesselnd. Ich finde nur, dass man sich bewusst sein sollte, dass der Anspruch des Buches schon über einem Jugendbuch anzusiedeln ist und die Thematik sich auch eher an Erwachsene richtet oder eben Jugendliche, die reif genug sind für solch einen Epos.

    Wenn Roland zu Beginn der Romanreihe durch die Einöde zieht, dann wirkt er wie ein Einsamer Revolverheld und der Name ist auch nicht ohne Grund so gewählt. Die Einordnung sollte einfach nur ein Gefühl für die Welt geben.

    Schon richtig, wobei Roland für mich schon eher in Richtung Ritter geht. Nur mit Revolvern (Stichwort Arthur Eld).

    Ich würde Rolands Welt gar nicht zeitlich einordnen wollen. Zumal Zeit dort andere Gesetzmässigkeiten zu haben scheint. Siehe Gespräch mit dem Mann in Schwarz.

    Ja, aber irgendwie möchte man ja doch etwas über das Setting sagen. Da es sich aber hier alleine im Laufe eines Buches mehrfach oder stark ändern kann, war das gar nicht so einfach. Und mein Vergleich mit Mittelalter/19. Jahrhundert war dir dann ja doch nicht ganz so fern.


    Vielleicht sind wir uns ohne weiteren Diskussionsbedarf darin einig, dass es ein empfehlenswertes (Hör-)Buch ist :S

    Das Setting ist aber ein anderes, es spielt in einer Welt des 19. Jahrhunderts

    Wo kommt das denn vor? Ich hab die Bücher mehrfach gelesen. Eine zeitliche Einordnung ist imho weder möglich noch genannt.


    Wie würdest du das Setting denn in ein oder zwei Worten beschreiben?


    Rolands Welt hat natürlich fortschrittliche Technologien gehabt (zum Beispiel die Monos), aber diese Technik ist verloren gegangen. Waffen, die es aktuell noch gibt, sind maximal halb automatisch und für mich ist das zeitlich eben in die Epoche des späten 19. Jahrhunders/Wilden Westens einzuordnen. Dass Rolands Welt sich nicht einordnen lässt, da man hier extrem viele Einflüsse hat (Gilead mit seinen Sälen erinnert an das Mittelalter (auch wenn z.B. die Waffen im Kontrast dazu stehen), die Callas wirken wie Siedlungen im Mittleren Westen des 19. Jahrhunderts und Untergegangene Städte Lud erinnert an die Moderne/Zukunft) ist mir auch bewusst.

    Wenn Roland zu Beginn der Romanreihe durch die Einöde zieht, dann wirkt er wie ein Einsamer Revolverheld und der Name ist auch nicht ohne Grund so gewählt. Die Einordnung sollte einfach nur ein Gefühl für die Welt geben. Zumindest in Rolands Welt zum aktuellen Zeitpunkt und nach dem Fall Gileads, laufen keine Leute mit vollautomatischen Gewehren herum, fahren Auto etc.. Wenn diese Technik noch erhalten ist, dann ist es etwas besonderes (wie zum Beispiel die Roboter/Balkenwächter). Insgesamt wirkt die Welt um einige Jahrzehnte/-hunderte zurückgeworfen und passte vom groben Gefühl eben in diese Epoche. Technik teils bekannt, teils unbekannt, insgesamt nur wenig bis kaum vorhanden und ein hartes/entbehrungsreiches Leben. Das stimmt auch mit den Westernanleihen (Saloon in Band 1) ziemlich gut überein, auch wenn es nicht auf das gesamte Buch anzuwenden ist.

    Insgesamt ist es eben schwierig das Buch einzugrenzen, es wollte daher nur ein Anhaltspunkt für das Gefühl sein.

    Was ich dir empfehlen würde wäre Der Clan der Otori oder Der Dunkle Turm.


    Die Otori Saga befasst sich mit den japanischen Clans und zwangsläufig mit entstehenden Konflikten. Im Vordergrund steht hier die Beziehung zwischen den Protagonisten und ihrem gemeinsamen Schicksal. Takeos Dorf wird überfallen und er ist der einzige überlebende des Dorfes, wird anhschließend vondem Lord des Otori Clans Shigeru adpotiert. Der verlinkte Teil ist die Vorgeschichte, welche sich mit der Kindheit Shigerus befasst. Die Bücher waren eigentlich als Trilogie angelegt, wurden aber durch ein Sequel und eben jenes Prequel ergänzt. In der Trilogie lernt Takeo mit seinen Fähigkeiten umzugehen, welche er aufgrund seiner Herkunft aus dem speziellen Dorf besitzt. Er lernt sich zu lautlos zu bewegen, sein Gesicht zu verschleiern und besitzt ein hervorragendes Gehör. Außerdem kann er sich an zwei Orten gleichzeitig aufhalten. Im Laufe der Bücher erlernt er diese Fähigkeiten und meistert sie. Er bekommt aber auch das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht, durchläuft die Kindheit eines jungen Lords und wird von Shigeru adoptiert. Es gibt auch Kämpfe, Takeo ist durch seine Fähigkeiten ein begnadeter Attentäter, aber diese Punkte machen nur einen kleinen Teil der Handlung aus und sind nie übermäßig oder unnötig brutal. Ich habe diese Bücher in ähnlichem Alter gelesen und geliebt, wobei man sie auch gut und gerne nochmals lesen könnte nach ein paar Jahren.


    Der Dunkle Turm wurde ja zuletzt im Kino verramscht. Die Saga erstreckt sich auf acht Bücher und bietet eine Herr der Ringe ähnliche Geschichte über Freundschaft und das Verfolgen eines gemeinsamen Zieles zum Abwenden des Endes der Welt. Das Setting ist aber ein anderes, es spielt in einer Welt des 19. Jahrhunderts mit Mittelalteranleihen und in späteren Bänden auch ab und an in der aktuelleren Gegenwart (1970-90). Man baut eine emotionale Bindung zu den Protagonisten auf und erlebt die Abenteuer mit ihnen. Alle Bände sind miteinander verbunden, die Handlungsstränge nachvollziehbar. Durch die wechselnden Szenerien und Widersacher wird die Spannung hochgehalten und man wird gefühlt Teil der Gruppe.

    Es existieren mehrere Welten nebeneinander, welche durch den Dunklen Turm zusammengehalten werden, um es mal grob zu umreißen. Dieser Turm ist gestüzt über mehrere Balken, diese werden aber vom Bösen nach und nach zertsört, weswegen der Turm einzustürzen droht, was den Untergang der Welt besiegeln würde. Macht sich Roland am Anfang noch alleine auf die Suche nach dem Turm, findet er im Laufe der Geschichte eine Gruppe von 3 Mitstreitern und einem Billy-Bumbler (hundeähnlichem Wesen). Es ist interessant zu sehen, wie diese Gruppe Zusammenfindet, neue Charaktere werden erst nach und nach vorgestellt und müssen ihren Platz in der Gruppe finden. Roland ist der letzte Revolvermann, handelt nach klaren Werten und lebt diese. Er ist die Moderne nicht gewohnt, weswegen es anfangs eine große Herausforderung für ihn ist, sich mit den anderen aus dem New York der 70er-90er stammenden Mitstreitern nahe zu kommen. Eine toll verwobene und spannende Geschichte, die, wenn man sich darauf einlässt, über einen langen Zeitraum zu unterhalten weiß.


    Beide Bücher wären von mir eine klare Empfehlung. Vielleicht ist der Zugang zum Clan der Otori leichter, aber beide Geschichten wissen zu fesseln =)