Beiträge von Bierbart im Thema „(Hör)Bücher - Was muss man gehört/gelesen haben?“

    Übrigens, wenn wir schon dabei sind: Wie wichtig ein guter Sprecher bei einem Hörbuch ist, und dass es keineswegs egal ist, wer und wie da liest, kriegt man deutlich vorgeführt, wenn man den direkten Vergleich anstellen kann bei Hörbüchern, die schon mehr als einmal vertont wurden. Nehmen wir beispielsweise den Dunklen Turm (Stephen King). Die komplette Reihe erschien ja vor ein paar Jahren als Hörbuchserie. "Schwarz" allerdings gab es als Lesung schon mal den späten 80ern, und diese Lesung ist einfach überragend gut. Die andere Lesung von... momentgooglegooglewikipedia... Vittorio Alfieri ist dagegen zum vergessen. Die ist im Vergleich derart schlecht, dass sie mich tatsächlich davon abhielt, die anderen Bücher der Reihe anzuhören. Ich kämpfe mich da lieber seit gut zwei Jahren in kleinen Schritten durch die Bücher selbst (habe leider selten Zeit zum Lesen, dafür aber zum Hören).


    Oder noch was fällt mir gerade ein beim Stichwort "Stephen King". Der Grund dafür, warum der Autor so erfolgreich ist, sind ja weniger seine Geschichten selbst. Es ist mehr seine herausragend gekonnte Erzählweise, also die eingängige Sprache, die vielen kleinen Alltagsbeobachtungen, Spannungsaufbau. Natürlich ist es aber auch der Einfallsreichtum. gar keine Frage. Nichtsdestotrotz: Es ist eindeutig die handwerkliche Schreibkunst selbst, die diesen Autoren auszeichnet. Darum scheitern ja auch so viele Verfilmungen seiner Werke, und Hörspieladaptionen haben mit genau der gleichen Schwierigkeit zu kämpfen. Darum sind die Hörbuchadaptionen von King sehr zahlreich und meistens gelungen (Ausnahmen sind der Dunkle Turm, siehe oben, oder natürlich auch die schlechteren Buchvorlagen), die Hörspieladaptionen hingegen sind ziemlich rar gesät. Der Autor scheint offenbar sehr schwierg zu Adaptieren zu sein.

    Ist nicht in vielen Fällen auch ein Hörbuch eine Interpretation des Übersetzers aus der Originalsprache des Buches?

    Puh. Und ich hatte schon befürchtet, die Leute hier würden meinen Einwurf als spitzfindig abtun. :P


    Auf die Gefahr hin, hier über Dein Stöckchen zu springen (:)) : Na klar ist eine Übersetzung auch eine Interpretation. Streng genommen interpretiert auch jeder Sprecher den Text, nämlich mit Stimme und Intonation. Supersupersuperstreng genommen interpretiert sogar jeder Leser oder Hörer das, was er liest oder hört. Aber: Das fällt doch alles nicht ins Gewicht, wenn man die Freiheiten in der Interpretation einer Buchvorlage beim Hörspiel mit denen eines Hörbuchs vergleicht.


    Beispiel: "1984" ist ein Buch, das praktisch jeder, der es gelesen hat, als äußerst beklemmend empfindet -- was natürlich unter anderem an der Zwangsläufigkeit liegt, mit der Orwell seine Gedanken herleitet. Wer es gelesen hat, möge das mal vergleichen mit einer Hörspielversion (es gibt ja gerade eine recht aktuelle Produktion in der Audiothek von Bayern 2, falls einer sucht). Ich will das Hörspiel jetzt nicht sezieren, denn hier ist ja der Hörbuchthread, gell :P, aber das Hörspiel erreicht für mich einfach nicht die gleiche Wirkung. Da wird einfach zu viel weggenommen.

    Brett Pit Heeey! Das hier ist der HörBUCH-Thread! Der HörSPIEL-Thread ist da drüben! :P

    Nee Quatsch, ist natürlich nicht schlimm und es geht hier fast sein An´fang an immer wieder durcheinander. :) Ich schreibe das nur, weil Hörbücher und Hörspiele eigentlich schon zwei ziemlich verschiedene Kunstformen mit entsprechend verschiedenen Qualitäten sind: Ein Hörbuch ist ja einfach "nur" die Lesung eines Buches, dafür aber mit allen Nuancen und Tiefen und Gedankengängen in der ureigenen Sprache des Buchautoren. Ein Hörspiel ist hingegen ist eher ein Hörkino oder Hörtheaterstück, das eine ggf vorhandene Buchvorlage nur interpretiert und dabei sehr beträchtlich reduziert, dafür aber andererseits oft lebendiger und ansprechender auf den Zuhörer wirkt.


    Mnja. Für mich zumindest ist der Unterschied schon riesig, aber ... ach egal. :)

    Welchen Abenteuerroman könnt ihr empfehlen?

    "Der Seewolf", Jack London. Saustarkes Buch. Es gibt mehrere Hörbuchveröffentlichungen und ich weiß leider nicht, welche davon genau ich angehört habe, aber es war auf jedenm Fall eine Komplettlesung, was ich immer sehr wichtig finde (Hörbücher wurden früher ja sehr oft gekürzt, teils auch heute noch, ohne Not). Das Werk ist natürlich kein Geheimtipp, sondern schon eher Weltliteratur, aber das hat natürlich seinen Grund. Das Buch sollte man kennen, wenn ihr mich fragt. Krass prägnante, ikonische Hauptfigur.


    Vielleicht mal andersrum: Ausdrücklich NICHT empfehlen kann ich beispielsweise die Hörbuchumsetzung von "Papillon" (Henry Charriere) -- nicht, weil das Buch so schlecht wäre, ganz im Gegenteil; aber ich habe die Version gehört, die Oliver Rohrbeck eingelesen hat, und das war für mich halt eine komplette Fehlbesetzung. Die Stimme passt einfach null zur Figur. Ich habe das nach ein paar Minuten abgebrochen. Das Buch selber allerdings ist wirklich lesenwert, wie gesagt. Hab's vor drei Jahren gelesen. Purer, unbändiger Freiheitswille. Das hat mich beeindruckt.

    Nebenbei, weil der Mafti hierzu "Puls" erwähnt hat:


    Ich halte, wie weiter oben schon erwähnt, Stephen King wirklich für einen grandiosen Schreiber, der vollkommen zurecht in Massen verkauft und gelesen wird, weil er einen riesigen Einfallsreichtum hat und selbst eher dünne Geschichten zumindest herrausragend gut erzählen kann: ausgefeilte Charakterentwicklung, ein Auge für die Details, ein reiches Vokabular, eine lebendige, ungekünstelte Sprache, langsame, stetige Spannungsbögen. Außerdem zeichnen sich seine dickeren Bücher (und dazu gehört auch "Puls") unter anderem dadurch aus, dass die Geschichten eben nicht perfekt glattgeschliffen sind, und die Figuren nicht nur die Handlung vorantreiben, sondern sehr lebendig und lebensecht wirken (Gegenbeispiele aus meiner Sicht: Dan Brown, Grisham... also die typischen Thriller amerikanischer Machart).


    Ich habe im Laufe besonders der letzten Jahre jedenfalls einen sehr großen Teil seines Werks kennengelernt, und da muss ich leider sagen: Ihm ist durchaus nicht alles gelungen -- und auch "Puls" gehört meiner Meinung nach klar zu den schwächeren Büchern, wenn nicht sogar zu seinen schechtesten. Mich beschlich da ständig das Gefühl, King habe das Buch nur geschrieben, weil er "auch mal" ein Zombie-Buch schreiben wollte. Es hebt sich in seiner Machart auch vom übrigen Werk das Autoren ab, denn das Buch ist im Grunde genommen (und ganz gewusst) so gemacht wie ein Romero-Film: Kein Vorgeplänkel und strikt handlungsgetrieben (und natürlich die Wink-mit-dem-Zaunpfahl-Allegorie von Mobiltelefonen und Zombies). Genau das ist jedenfalls der Grund, warum das Buch sich (meiner Meinung nach) nicht so recht entfalten will: Der Autor adaptiert hier die Erzählweise eines anderen, nämlich eben Romero, und das klappt nicht.


    Kleine Litaraturkritik am Donnerstagnachmittag, ich weiß. :)

    Seit „Der Anschlag“ vom selben Autor hat mich kein Roman mehr so berühmt. Das ist bestimmt schon 5 Jahre her.


    Tip: am besten vorher gar nichts über dieses Buch in Erfahrung bringen. Keinen Klappentext o. ä. lesen. Einfach gleich loshören. Vielleicht hat es deshalb bei mir so gut funktioniert weil ich praktisch nichts wusste, außer dass es der neue King ist.

    Diese Herangehensweise ist auch meiner Meinung nach wirklich die beste, und das gilt für alle Stephen-King-Bücher, die ich in den letzten Jahren angehört habe, und das waren sicher schon um die zehn Stück (wenn ich auch "Das Institut" speziell noch nicht kenne). "Wahn" habe ich vor gut 10 Jahren auch vollkommen uninformiert aus der Bücherei geliehen und angehört -- ich war wirklich restlos begeistert. Das war so mitunter die gruseligste und spannendste Geschichte, die ich in den vergangenen Jahren kennenlernen konnte. King ist einfach ein wahnsinnig guter Erzähler. Dabei ist er in meiner Wahrnehmung übrigens auch gar nicht so sehr der "King des Horror". In Wahrheit ist er der König des lebendigen Erzählens.


    Und ja, "Der Anschlag" gefiel mir auch extrem gut. Nicht ganz so gut wie "Wahn", aber "Der Anschlag" gefielt mir von allen King-Büchern der letzten grob 10 Jahre am auf jeden Fall am zweitbesten.


    Ich finde übrigens auch, dass er heutzutage besser schreibt als in den 80ern, als er seinen Kram überwiegend im Suff geschrieben hat. Mein letztes Stephen-King-Hörbuch war "Das letzte Gefecht", also ein Frühwerk. Das fand ich richtig öde. Nicht konsequent, langatmig, einfach langweilig.

    Phantom Ich fühle mich zwar geehrt, dass Du auf mein Urteil wert legst, aber ich fühle mich, ehrlich gesagt, nicht qualifiziert dazu, eine Empfehlung für einen 13-jährigen abzugeben, oder zumindest keine, hinter die ich mich voll und ganz stellen könnte. :(


    Wenn Du konkret nach Hörspielen fragst, dann wird es schwierig, sofern diese länger als eine Stunde (eine CD) laufen sollen. Im Prinzip gibt es da nämlich nur zwei Varianten:

    1.) Sogenannte kommerzielle Hörspiel-Serien -- also rein privatwirtschaftlich finanzierte Reihen ohne Beteiligung der ARD (z.B. Drei Fragezeichen, oder neuer so Kram wie "Gabriel Burns"). Das funktioniert genau wie mit den modernen TV-Serien von heute, also mit folgenübergreifender Handlung. Problem Nr 1: Manchmal werden die Reihen einfach nicht zu Ende geführt. Problem Nr. 2: Absolut pervers schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis. Jede Folge heißt 1*CD. Problem Nr 3 (wie oben im Zwiegespräch dargelegt: Für mein Empfinden sind diese Hörspiele viel zu seicht, teils sogar infantil, die Sprecher überspielen gerne, Regie läuft fast ausnahmslos auf unechte Sprechweisen aus, warum auch immer -- meine Meinung, wie gesagt). :) Es gibt eine Ausnahme: Eine Edgar-Allen-Poe-Reihe mit Ulrich Pleigen und Iris Berben in den Hauptrollen. Edgar Allan Poe-Hörspiele mit Gruselfaktor bei Lübbe Audio Da wird diesen ollen Kamellen wieder richtig Leben eingehaucht. Sehr atmosphärisch. Außerdem ist Ulrich Pleitgen der absolute OBERCHEFGOTT aller Hörspiel- und Hörbuchsprecher! Ich weiß allerdings nicht, ob die Reihe abgeschlossen wurde.


    2.) Mehrteilige Hörspiele mit Beteiligung der ARD. Das sind meistens Hörspieladaptionen von Literaturvoröagen, meistens so um die 4-6 Stunden. Wenn private Verlage beteiligt sind, dann werden die Hörspiele einmalig ausgestrahlt, stehen je nach Landesanstalt zwischen gar nicht und vllt 2 Jahren in der Mediathek, und werden nach Ablauf dieser Zeit auf CD von eben diesem Verlag wieder veröffentlicht. Der Audio-Verlag ist ein Spezialist für dieses Geschäftsmodell.

    Meiner Ansicht nach ist das aber das mit großem Abstand beste, was an Hörspielen im deutschsprachigen Raum produziert wird, wahrscheinlich sogar mit das hochwertigste, was man weltweit an Hörspielen überhaupt finden kann.

    Ob das jeweils für einen 13-jährigen das richtige ist, keine Ahnung, aber ich liste Dir gerne mal einige auf, die ich kenne und sehr schätze:

    • Ted Williams: Otherland. Cyberpunk mit aktuellem Bezug. Das aufwendigste Hörspiel, das im deutschsprachigen Raum je geschaffen wurde. Und es ist auch wirklich "mega". Otherland_(Hörspiel)
    • Der Name der Rose (6CDs) von Mitte der 80er. Das beste Hörspiel, das ich kenne. Für den Jungen wahrscheinlich noch ein bisschen früh. Aber trotzdem will ich es erwähnt haben.
    • Der Herr der Ringe, auch aus den 80ern (750 min), war damals das bis dato aufwendigste Hörspiel. Der Herr der Ringe, 10 Audio-CDs von John R. R. Tolkien - Hörbuch - buecher.de Aus heutiger Sicht evtl. ein bisschen angestaubt, besonders nach Veröffentlichung der Filme. Es gibt auch den Hobbit (4CDs), der ist besser.
    • (Wie gesagt, es gibt halt noch viele Umsetzungen von Werken, die man eher als Erwachsenenbücher bezeichnen müsste. Viele Klassiker, Thomas Mann, Orhan Pamuk und solche Sachen. Das sind auch super Produktionen, aber wahrscheinlich nicht geeignet für Deine Idee)

    Was Hörbücher betrifft, ist die Auswahl natürlich fast unerschöpflich. Die Empfehlung mit Stephen King ist wahrscheinlich gar nicht mal verkehrt. Mit 13 ist man noch in dem Alter, in dem King schocken kann. Persönliche Meinung: Die Kurzgeschichtensammlungen sind das beste, was King schreibt. "Nachtschicht" als der Klassiker ist natürlich gut, wenn auch schon typisch früher Stephen King. Gibt's auch als Lesung. "Basar der bösen Träume" war auch ok.


    A propos Stephen-King-Kurzgeschichten und Oberchefgott Pleitgen: Wer kann, höre sich mal dessen Lesung von "1408" und "Lunch im Gotham Cafe" an. David Nathan ist da eine Liga drunter. Mna weiß ja, wo die Leute so etwas gerne zum freien Streamen hochladen...

    Zitiert aus dem Horrorfolm-Thread

    Aber angestiftet durch den Film werde ich "ES" mal wieder lesen müssen.

    Ich habe das ungekürzte Hörbuch von 2011 vor ca. einer Stunde beendet. Das letzte Drittel habe ich in einem einzigen Rutsch angehört, seit gestern Abend die ganze Nacht durch. Hammer! Okay, ich im Laufe der gesamten Geschichte musste immer mal wieder innerlich abwinken. Man erkennt zu viele Elemente aus anderen King-Geschichten wieder (gewalttätige Ehemänner usw., Bill ist genau wie Gordie aus Stand by Me, usw...), und die Schockmomente zünden auch nur nachts. Dazu kommt noch, dass man halt dummerweise von den Filmen auch weiß, was passieren wird: Jetzt geht Beverly ins Bad, gleich kommt die Stimme und dann das Blut aus dem Ausguss...) -- aber gerade die letzten 10 bis 15 Stunden entfaltet das Buch schon eine ziemlich überwältigende Kraft! Zum Schluss bleibt eine eigenartige Hochstimmung, ganz ähnlich wie am Ende von Matrix. Einfach gut.


    Ich glaube fast, ich werde das Buch gleich nochmal anhören. :)

    Genau auf solche Szenen hatte ich mich eigentlich gefreut. Aber da gab es ein paar Hürden, die mich aus der Geschichte geschmissen haben. Allen voran der Part mit Ponitus Pilatus. Das war für mich nur ein Fremdkörper. Ich hab zwar später gelesen, dass dieser Handlungsstrang mit der Hauptgeschichte verbunden wird, aber soweit habe ich es dann doch nicht geschafft. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob ich mich da noch durchgequält habe, oder ob ich an dem Kapitel gescheitert bin.

    Das ging mir auch so, sowohl im TV-Mehrteiler, als auch im Hörspiel. Diese Jeshua-Pilatus-Geschichte ist eigentlich die meiste Zeit isoliert von der Haupthandlung in Moskau. Das wirkt ein bisschen so, als hätte man beide Geschichten und deren konsequente Auflösung am Ende mit Gewalt ineinander gezwängt. Jede für sich stünde womöglich besser da... aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Ich kann im Übrigen auch gut verstehen, dass man mit Bulgakows Stil Schwierigkeiten hat. Ich habe "Hundeherz" trotz mehrmaliger Versuche keine fünf Seiten weit geschafft. Zu konfus. In Hörspiel und TV ist der Zugang schon deutlich leichter.


    Ob Meister und Margarita nun DAS Überwerk schlechthin ist, würde ich allerdings auch in Frage stellen. Ist m.E. wie gesagt wirklich außergewöhnlich, aber es hat bei mir persönlich nun nicht den Blick auf die Welt verändert (anders als bspw. "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde oder "Elementarteilchen" von Houellebecq). Es ist aber-- zumindest für mein Dafürhalten -- immernoch spannender, anders, authentischer und eigenständiger als das meiste, was uns an populärem Kram aus dem englischsprachigen Raum zum Konsum vorgesetzt wird. Das klingt jetzt wahrscheinlich pathetisch, aber es dreht sich hier auch Fragen von Identität bzw. Identifikation, Bewahrung von Eigenheiten und solchem Kram, und zwar auf Ebene von Jedermann, nicht nur eines im Elfenbeinturm wohnenden Bildungsbürgers -- eine der wenigen Stärken des russischen Bildungswesens, nebenbei bemerkt. Es war damals sicher nicht so erdacht, aber aus heutiger Sicht geht es hierbei auch um kulturelle Emanzipation gegenüber der alles plattwalzenden Populärkultur aus dem englischsprachigen Raum,


    Wird aus also "Meister und Margarita" womöglich mehr gemacht, als es ist? Möglich, aber kim Zweifel habe ich keine Ahnung, bin auch kein Literat. :) Aber ich find's mit Sicherheit besser, als das meiste, von dem ich ansonsten Notiz nehme, besonders im Bereich TV (Stichwort Serien), als auch Literatur...


    Ich habe von Chuck Palachniuk übrigens auch noch einen Hörspiel-Tipp: Lullaby. Habe ich ausnahmsweise sogar gelesen, nicht nur angehört. Ist im Grunde genommen eine Variante von Fight Club (thematisiert werden die selben Fragen), aber trotzdem stark. Ein Typ findet heraus, dass er durch bloßes Rezitieren eines afrikanischen Gedichts Menschen töten kann...:)

    Das hat mir ein echter Literaturmensch auch mal empfohlen, aber mit dem Buch bin ich nicht warm geworden. Hab einige Kapitel gelesen und fand es eigentlich nur anstrengend. Würde mich schon interessieren, was dich an dem Werk so beeindruckt hat.

    Gar nicht so einfach zu beantworten... Gelesen habe ich das Buch auch nicht. Ich kenne eben, wie gesagt, die Hörspieladaption. Meine Faszination ist bei ehrliche Betrachtung aber womöglich ein Fall von selbsterfüllender Prophezeiung. :) Ich habe ziemlich viel Zeit in Russland verbracht, und da kennt einfach so gut wie jeder die Geschichte. Wir haben uns damals beispielsweise auch abends im Freundeskreis getroffen, um die neuen Folgen der TV-Adaption von 2005 anzuschauen. Da besteht schon ein gewisser Kult, den man nicht reflektiert analysiert, sondern eher umarmt...


    Ist allerdings auch eine interessante Zeit, in der das Werk angesiedelt ist. Russland hat ja an sich schon seit Jahrhunderten eine kollektive Persönlichkeitsstörung, die irgendwo zwischen Minderwertigkeitskomplex und Chauvinismus wechselt, zwischen europäischer Aufgeklärtheit und orthodoxem Mystizismus, mit krassen Unterschieden zwischen Städtern und Hinterwäldlern, und einem Hang fürs Extreme in vielen Bereichen. In der frühen Sowjetunioin kommt noch eine seltsame Mischung aus Aufbruchstimmung und allgemeiner Verunsicherung voller Paranoia in einem brutalen Staat hinzu. Das ist schon faszinierend. "Meister und Margarita" spiegelt das wider, wenn auch eher verklausuliert. Nimm "Die Brüder Karamasow", "Faust", und eine ordentliche Dosis Morphium, tue dann noch ein bisschen LSD dazu, kräftig umrühren und heraus kommt "Der Meister und Margarita". Gut, das LSD hat er natürlich nicht gekannt, der Bulgakow, aber hätte er das Buch in den 1970ern geschrieben, so hätte man "Meister und Margarita" sicher unter diesem Gesichtspunkt analysiert.


    Mir persönlich hat allerdings auch einfach nur die Geschichte gefallen, in der die Genossen aus der Hölle ein Riesenchaos in Moskau anrichten. Einfach lustig. Es gibnt einfach so viele absurde Szenen... Frau verlässt ihren Mann und legt ihm einen Zettel hin: "Es tut mir leid, aber ich bin jetzt eine Hexe und muss zum Hexensabbath fliegen. Tschüss", oder so ähnlich.... :D

    Ja, das mit den Namen ist so ein Spezialproblem bei russischer Literatur... Zumal: Die Namen klingen nicht nur alle gleich, die sind tatsächlich alle gleich! Ich glaube, da sind auch heute kaum mehr als 30 männliche bzw weibliche Vornamen in Gebrauch, und die wegen der Sache mit dem Vatersnamen auch noch bei jeder Person gleich doppelt! Und speziell bei der Anrede...Sollten ihre Kinder vielleicht auch mal Kevin oder Momo nennen, die Russen. Wäre sicher ein großer zivilisatorischer Fortschritt und würde dem Westeuropäer einen besseren Einblick in die missverstandene russische Seele ermöglichen. :D

    Ich hätte aktuell auch noch etwas, das wirklich in die Kategorie "muss man kennen" gehört, zumindest unter Berücksichtigung von Hörspielen: "Träume" von Günter Eich!


    Weil erstens, naja, Günter Eich eben. Der hat ab den 30ern bis etwa Ende der 50er einige erstklassige Stücke fürs Radio geschrieben, ist heute natürlich etwas in Vergessenheit geraten. Zweitens sind diese 5 kurzen Alptraumszenarien durchaus Meilensteine der Geschichte des Radiospiels im deutschsprachigen Raum. Findet man derzeit beispielsweise in der Tube, oder natürlich auch in einer Stadtbücherei oder eventuell auch in einer Mediathek der ARD (es lief erst vor vielleicht 3 Wochen abends mal wieder auf DLF).


    Ich kam übrigens auch erst darauf, als ich vor einiger Zeit "Nachtexpresss" angehört habe (neueres Stück von Bodo Traber, WDR), das wiederum eine Hommage an Eichs Stückchen darstellt. Auch sehr empfehlenswert. Bodo Traber, ich hatte es früher hier schon erwähnt, hat sich diesbezüglich in den vergangenen Jahren zurecht viel Reputation erarbeitet. Gibt's wahrscheinlich noch beim WDR zum Download..


    Aus der Kategorie "Hörbücher von Stephen King" hätte ich aber auch noch eine ausdrückliche Warnung! Ich habe mir trotz Bedenken kürzlich noch den Abschluss der Bill-Hodges-Trilogie angehört ("Mind Control"). Sorry, aber da hilft auch kein David Nathan mehr. So ein Murks. Wie schon bei "Mr. Mercedes" und "Finders Keepers" war nach etwa der Hälfte des Buches die Luft heraus. Ich halte King noch immer für einen der begnadetsten Erzähähler der Gegenwart, dessen große Stärke sich immer wieder darin zeigt, dass er auch sehr dünne, blöde oder einfach auch schlechte Geschichten sehr spannend und lebendig erzählen kann, aber dieses Thriller-Experiment ist auch rein erzählerisch missgeglückt.


    Aus der Kategorie "nicht unheimliche Literatur" habe ich ansonsten neulich wieder "Meister und Margarita" angehört. Finde ich nach wie vor gigantisch! Außerdem höre ich zurzeit gerne Stücke von Patricia Highsmith (super gelesen von Evelyn Hamann!) und bin kürzlich erneut an "Krieg und Frieden" gescheitert (Hörspielinszenierung). Russische Klassik in allen Ehren, aber damit werde ich nicht warm. Bei der Schlacht von Borodino war's mir zu viel mit der Kriegsromantik.

    @Syrophir Beim Stichwort "Jurassic Park" und Michael Crichton fällt mir noch "Beute" vom gleichen Autor ein. War jetzt meiner Ansicht nach kein Werk, das man unbedingt kennen müsste, aber wenn Dir JP gefällt, dann wäre das noch ein todsicherer Tipp. Unterhaltsam war es in jedem Fall. Ist auch Science Fiction und hat in etwa den gleichen Anteil Science; und es ist ähnlich gestrickt, also sehr "amerikanisch" mit Fokus auf Spannung, aber es handelt sich ganz zweifellos um Science Fiction im besten Sinne, und hat auch ordentliche Schockmomente. Allerdings finde ich, dass der Bogen gegen Ende ein bisschen überspannt wurde -- was mir persönlich aber bei "Jurassic Park" (Roman) ebenso missfiel.


    Noch zur Frage, wo man am geschicktesten an Hörbücher kommt: Ich gehe am liebsten in die Leihbücherei. :)

    Protest zur Kenntnis genommen und als legitim akzeptiert. :)


    Ich kenne natürlich in der Tat nicht alles, was der kommerzielle Hörspielsektor heraushaut, aber machen wir es ruhig mal ein wenig differenzierter. Ich verwalte meine Hörbuch- und Hörspielerfahrungen in Ermangelung der Seite hoerspielgeek.com mit einer Exceltabelle. Hier meine Eindrücke der mir bekannten Produktionen aus der kommerziellen Schiene.


    Amadeus (Hörplanet, Folge 1): Horror-Mystery-Quatsch mit guten Sprechern, aber unglaublich schlechter schlechter Regie, schlechten Dialogen im völlig unpassenden Honoratiorendeutsch und unerträglicher synthetischer Musik.


    Gruselkabinett(?): Das Haus auf dem Geisterhügel. Eine Million Dollar warten auf jeden, der eine Nacht in der alten Psychiatrie auf dem Geisterhügel überlebt, das im Jahr 1931 ein irrer Chefarzt in eine Folterklinik verwandelt hatte. Der Handlung kann man nur schwer folgen, Namen müssen mitgeschrieben werden. Nervige überlaute Klang"schock"effekte, die anzeigen sollen, dass irgendetwas passiert -- nur was? Mit Musik aus alten (kommerziellen) Hörspielen. Mittelmäßige bis schlechte Sprecher (oder miese Regie?), lauter Klischees, bescheuerte Mono- und Dialoge. Schrott, und es wird mit jeder Minute schlimmer.


    Jack Slaughter. Eine weitere Parodie (?) auf "Jan Tanner" oder "John Sinclair" mit krass überzeichneten, stereotypen Figuren, die teilweise überspielt sind bis zum Gehtnichtmehr. Wirkt zeitweise infantil, richtet sich vermutlich an erwachsen gewordene Hörer der o.g. Produktionen. Man hat Freude am bewährten Duo Jäger/Nathan, sowie weiteren bekannten Sprechern. Schön, dass die Darsteller umgangssprachlich reden dürfen. Insgesamt grenzwertige Kost, von der man außer ein wenig Situationskomik nicht allzuviel erwarten darf.


    Malcom Max. Kinder fänden die Geschichten vielleicht gruselig. Als Erwachsener hält man das nicht aus. Ist eventuell tatsächlich für Kinder.


    Takimo (SF, Space Opera). Bewegt sich rein literarisch etwa auf dem Niveau von Perry Rhodan, ohne aber dessen Epik erreichen zu können. Erinnert in vielen Aspekten ein wenig an das alte Star Trek, das sich statt durch Action durch SF und Humanismus ausgezeichnet hat. Allemal unterhaltsam und erstaunlich, aber krankt an der für kommerzielle Hörspiele typischen unauthentischen Sprechweise der Figuren, sowie an kindischen Elementen wie beispielsweise einem beknackten Roboterhund.


    Gruselkabinett: Witchboard - Die Hexenfalle: Aus der selben Reihe wie "Das Haus auf dem Geisterhügel". Geschichte auf Groschenroman-Niveau, uninspiriert, dazu unzureichend inszeniert -- das heißt, man hört irgendwelche Geräusche, die anzeigen, dass etwas passiert, nur was der Hörer nicht, was verflucht nochmal das sein soll. Schlecht.


    Gruselkabinett: Das Bild der Ahnen. Leicht bis gar nicht gruselig. Ein Bild, das zu lebendig ist. Nichts Neues, aber ok. Was nervt, ist die gestelzte Sprache: Was sagt man im Schock beim Fund einer Leiche? "Die Kleider im Stil der Vorzeit haben die Zeit erstaunlich gut überdauert." Na logo!


    John Sinclair: Kenne ich die ersten 8 Folgen (u.a. "Das Horrortaxi von New York"). Hat zugegebenermaßen Kultfaktor, aber IST eine Groschenromanreihe.


    Gerold Darynger: Kuru - der lächelnde Tod. Splattriger Horror. Langweilig, schlechte Sprecher, unterirdisch dumme Handlung, unerträglich einfältige Figuren. Nicht gruselig. Auf der Schulnotenskala von 1 bis 6 eine klare 7.


    Das Geisterhaus (A.C. Doyle), erste Folge einer neuere Holmes-Serie. Schlechte Dialoge, aber gute Sprecher. Wieder mit unechter Sprechweise.


    Gruselkabinett: Spuk in Hill House. Eigentlich eine alle Klischees erfüllende Gruselgeschichte, über die man nur mitleidig lachen kann, aber wenn man das nachts anhört, alleine, mit den all den ächzenden Geräuschen und den Schreien gequälter Kinder -- uiuiuiui…Die war okay.


    Mark Brandis (Space Opera): 22. Jhd., das Sonensystem besiedelt, ein Raumschiff mit allem, was man aus Star Trek oder Perry Rhodan kennt und Figuren, die den dort üblichen miliärischen Umgangston pflegen, natürlich mit amerikanischen Rängen und "Jawoll, Sir!".... Alles nicht sonderlich inspiriert, seichte Unterhaltung ohne Kante. Synthetische Musik fällt sofort negativ auf, Sprecher sind gut, Regie mittelmäßig mit für den kommerziellen Bereich typisch(?) unechter überzogener Sprechweise, Inszenierung für kommerzielles Produkt relativ professionell. Es gibt schlechteres, aber SF kann mehr. Fortsetzungsgeschichte, womöglich nicht beendet.


    Gruselkabinett: Dracula. Krankt wieder an der unechten Sprechweise der Figuren.


    Gruselkabinett: Draculas Gast. Überflüssiges und strunzdoofes Prequel zu Dacula. Howard, der Anwalt, der Dracula in Rumänien aufsuchen soll, hat auf seiner Fahrt dorthin ein gruseliges Intermezzo zur Valpurgisnacht in Bayern. Etwa auf dem Niveau eines Groschenhefts.


    Dorian Hunter. John Sinclair ist schlecht, Dorian Hunter ist schlechter. Bescheuerte, abgedroschene, klischeehafte Handlung und Sprecher, die ungehemmt überspielen, viel zu fies lachen, viel zu böse reden…


    Gabriel Burns. Typisch kommerzielles Hörspiel, in dem die Sprecher unauthentisch sprechen müssen. Grusel/Horror mit übernatürlichen Elementen, aber noch verhältnismäßig einfallsreich. Trotzdem wird viel Zeit mit Musik verdudelt. Und die Figuren bleiben zu oberflächlich, um den Hörer mitfiebern zu lassen.


    Perry Rhodan. Naja, PR eben.


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    Soweit mal mein grober Überblick über die mir bekannten Reihen. Ich habe den gesamten Sektor der kommerziellen Hörspiele inzwischen tatsächlich aufgegeben. Es sind immer die selben Probleme: Schlechte Regie, schlechte Dialoge, schlechte Handlungen, schlecht gezeichnete Figuren. Ich habe auch nichts gegen seichte Unterhaltung. von Zeit zu Zeit, aber das hat mit der mE teilweise grottigen Qualität der Produktionen nichts zu tun. Manche Macher dieser Reihen könnten auch Goethes Faust verhörspielen, und es würde Grütze dabei herauskommen...


    Edit: Was Deine Idee für einen Offtopic-Hörspielthread betrifft: Probier's aus. :) Könnte allerdings sein, dass außer uns beiden und vielleicht noch @Flundi niemandem etwas dazu einfällt....


    Für @Syrophir noch ein Tipp: "Die Infektion" von Robert Weber (WDR): Zombieterror in Köln. Witzig. Forstsetzung nach der Zombieapokalypse spielt auf Helgoland. Dort hat sich ein irrer Prediger zum Herrscher augeschwungen, und die Gorch Fock wird versenkt. Immernoch die selbe eher blöde Story, aber sympathisch, weil in heimischen Gefilden.

    Oh cool, es geht um mein Hobby Nummer 1. :)


    Also, wir reden tatsächlich von Hörbüchern, nicht von Hörspielen? Also vorgelesene Bücher, und nicht etwa Hörkino? Differenzierung ist eventuell darum wichtig, weil vor allem moderne Hörspiele in der Regel die volle Aufmerksamkeit erfordern, während man Hörbücher locker während der Autofahrt oder beim Kochen anhören kann.


    Falls Hörspiele doch interessant sein sollten: Die kommerziellen Produktionen (CD-Serien) à la Gabriel Burns, Gruselkabinett etc. sind durch die Reihe Müll. Ab-so-lu-ter Schrott auf dem Niveau von Groschenromanen. Einzige mir bekannte Ausnahme ist eine Poe-Hörspielreihe mit Ulrich Pleitgen und Iris Berben in den Hauptrollen. Die ÖR produzieren bzw. produzierten dagegen viele hörenswerte Spiele, viele davon originale, also nicht auf Literaturvorlagen basierende Inszenierungen. Einiges davon findet man auf youtube und manchmal in den Mediatheken der ARD, aber nicht nach Genres sortiert. YT ist mit Sicherheit die bessere Quelle, die entsprechenden Kanäle sind leicht zu finden (verlinke ich hier mit Rücksicht auf in diesem Fall ausnahmsweise wirklich widersinnige, aber leider gültige Urheberrechte besser nicht). Ein paar persönliche Favoriten aus dem Bereich der originalen Spiele:
    - Eugen Egner: SF mit dadaistischen Anwandlungen. "Darwins Lücke" lohnt sich IMHO besonders.
    - Eva Maria Mudrich: Alles aus dem Bereich SF ist hörenswert, aber geht nicht in Richtung Horror. Tipp: "Flug nach Ruber"
    - Bodo Traber. Momentan der angesagteste Hörspiel-Schreiber, wenn es um unheimliche Stücke geht, hat aber sehr ausgeprägte Pop-Elemente. "Ghostwriter" (Variante von "The Ring"). "Das Kreuz auf dem Erlenberg" (Horror in einem Dorf auf der schwäbischen Alb)
    - Allzeit-Klassiker mit Literaturvorlage: Der Name der Rose, Herr der Ringe, Meister und Margarita, Otherland. Vieles mehr im Hörspielpool von Bayern 2.
    - NICHT empfehlesnwert: The Cruise (WDR, aktuell noch in der Mediathek), obwohl mit Top-Besetzung.


    Nun zu den Hörbüchern aus dem Bereich Grusel/SF/Fantasy. Letztere ist nicht ganz mein Ding, aber empfehlen kann ich:
    - Clive Barker, Bücher des Blutes (Kurzgeschichten), gelesen von Matthias Koerbelin
    - Arthur C. Clarke: 2001 (ist schlüssiger als der verklausulierte Film)
    - Philip K. Dick: Im Irrgarten des Todes (Horror/SF).


    Auch, wenn Stephen King Dich gerade nicht interessiert: "Wahn" fand ich herausragend in der Lesung von David Nathan. Unglaublich gekonnt erzählt! Von den Kurzgeschichten sind auch einige richtig gut: "Lunch im Gotham Cafe", "1408", "Die letzte Sprosse"... eigentlich finde ich, dass King in den Kurzgeschichten am besten ist, viel besser, als in den dicken Wälzern. Sind meines Wissens nach alle vertont.