Protest zur Kenntnis genommen und als legitim akzeptiert.
Ich kenne natürlich in der Tat nicht alles, was der kommerzielle Hörspielsektor heraushaut, aber machen wir es ruhig mal ein wenig differenzierter. Ich verwalte meine Hörbuch- und Hörspielerfahrungen in Ermangelung der Seite hoerspielgeek.com mit einer Exceltabelle. Hier meine Eindrücke der mir bekannten Produktionen aus der kommerziellen Schiene.
Amadeus (Hörplanet, Folge 1): Horror-Mystery-Quatsch mit guten Sprechern, aber unglaublich schlechter schlechter Regie, schlechten Dialogen im völlig unpassenden Honoratiorendeutsch und unerträglicher synthetischer Musik.
Gruselkabinett(?): Das Haus auf dem Geisterhügel. Eine Million Dollar warten auf jeden, der eine Nacht in der alten Psychiatrie auf dem Geisterhügel überlebt, das im Jahr 1931 ein irrer Chefarzt in eine Folterklinik verwandelt hatte. Der Handlung kann man nur schwer folgen, Namen müssen mitgeschrieben werden. Nervige überlaute Klang"schock"effekte, die anzeigen sollen, dass irgendetwas passiert -- nur was? Mit Musik aus alten (kommerziellen) Hörspielen. Mittelmäßige bis schlechte Sprecher (oder miese Regie?), lauter Klischees, bescheuerte Mono- und Dialoge. Schrott, und es wird mit jeder Minute schlimmer.
Jack Slaughter. Eine weitere Parodie (?) auf "Jan Tanner" oder "John Sinclair" mit krass überzeichneten, stereotypen Figuren, die teilweise überspielt sind bis zum Gehtnichtmehr. Wirkt zeitweise infantil, richtet sich vermutlich an erwachsen gewordene Hörer der o.g. Produktionen. Man hat Freude am bewährten Duo Jäger/Nathan, sowie weiteren bekannten Sprechern. Schön, dass die Darsteller umgangssprachlich reden dürfen. Insgesamt grenzwertige Kost, von der man außer ein wenig Situationskomik nicht allzuviel erwarten darf.
Malcom Max. Kinder fänden die Geschichten vielleicht gruselig. Als Erwachsener hält man das nicht aus. Ist eventuell tatsächlich für Kinder.
Takimo (SF, Space Opera). Bewegt sich rein literarisch etwa auf dem Niveau von Perry Rhodan, ohne aber dessen Epik erreichen zu können. Erinnert in vielen Aspekten ein wenig an das alte Star Trek, das sich statt durch Action durch SF und Humanismus ausgezeichnet hat. Allemal unterhaltsam und erstaunlich, aber krankt an der für kommerzielle Hörspiele typischen unauthentischen Sprechweise der Figuren, sowie an kindischen Elementen wie beispielsweise einem beknackten Roboterhund.
Gruselkabinett: Witchboard - Die Hexenfalle: Aus der selben Reihe wie "Das Haus auf dem Geisterhügel". Geschichte auf Groschenroman-Niveau, uninspiriert, dazu unzureichend inszeniert -- das heißt, man hört irgendwelche Geräusche, die anzeigen, dass etwas passiert, nur was der Hörer nicht, was verflucht nochmal das sein soll. Schlecht.
Gruselkabinett: Das Bild der Ahnen. Leicht bis gar nicht gruselig. Ein Bild, das zu lebendig ist. Nichts Neues, aber ok. Was nervt, ist die gestelzte Sprache: Was sagt man im Schock beim Fund einer Leiche? "Die Kleider im Stil der Vorzeit haben die Zeit erstaunlich gut überdauert." Na logo!
John Sinclair: Kenne ich die ersten 8 Folgen (u.a. "Das Horrortaxi von New York"). Hat zugegebenermaßen Kultfaktor, aber IST eine Groschenromanreihe.
Gerold Darynger: Kuru - der lächelnde Tod. Splattriger Horror. Langweilig, schlechte Sprecher, unterirdisch dumme Handlung, unerträglich einfältige Figuren. Nicht gruselig. Auf der Schulnotenskala von 1 bis 6 eine klare 7.
Das Geisterhaus (A.C. Doyle), erste Folge einer neuere Holmes-Serie. Schlechte Dialoge, aber gute Sprecher. Wieder mit unechter Sprechweise.
Gruselkabinett: Spuk in Hill House. Eigentlich eine alle Klischees erfüllende Gruselgeschichte, über die man nur mitleidig lachen kann, aber wenn man das nachts anhört, alleine, mit den all den ächzenden Geräuschen und den Schreien gequälter Kinder -- uiuiuiui…Die war okay.
Mark Brandis (Space Opera): 22. Jhd., das Sonensystem besiedelt, ein Raumschiff mit allem, was man aus Star Trek oder Perry Rhodan kennt und Figuren, die den dort üblichen miliärischen Umgangston pflegen, natürlich mit amerikanischen Rängen und "Jawoll, Sir!".... Alles nicht sonderlich inspiriert, seichte Unterhaltung ohne Kante. Synthetische Musik fällt sofort negativ auf, Sprecher sind gut, Regie mittelmäßig mit für den kommerziellen Bereich typisch(?) unechter überzogener Sprechweise, Inszenierung für kommerzielles Produkt relativ professionell. Es gibt schlechteres, aber SF kann mehr. Fortsetzungsgeschichte, womöglich nicht beendet.
Gruselkabinett: Dracula. Krankt wieder an der unechten Sprechweise der Figuren.
Gruselkabinett: Draculas Gast. Überflüssiges und strunzdoofes Prequel zu Dacula. Howard, der Anwalt, der Dracula in Rumänien aufsuchen soll, hat auf seiner Fahrt dorthin ein gruseliges Intermezzo zur Valpurgisnacht in Bayern. Etwa auf dem Niveau eines Groschenhefts.
Dorian Hunter. John Sinclair ist schlecht, Dorian Hunter ist schlechter. Bescheuerte, abgedroschene, klischeehafte Handlung und Sprecher, die ungehemmt überspielen, viel zu fies lachen, viel zu böse reden…
Gabriel Burns. Typisch kommerzielles Hörspiel, in dem die Sprecher unauthentisch sprechen müssen. Grusel/Horror mit übernatürlichen Elementen, aber noch verhältnismäßig einfallsreich. Trotzdem wird viel Zeit mit Musik verdudelt. Und die Figuren bleiben zu oberflächlich, um den Hörer mitfiebern zu lassen.
Perry Rhodan. Naja, PR eben.
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Soweit mal mein grober Überblick über die mir bekannten Reihen. Ich habe den gesamten Sektor der kommerziellen Hörspiele inzwischen tatsächlich aufgegeben. Es sind immer die selben Probleme: Schlechte Regie, schlechte Dialoge, schlechte Handlungen, schlecht gezeichnete Figuren. Ich habe auch nichts gegen seichte Unterhaltung. von Zeit zu Zeit, aber das hat mit der mE teilweise grottigen Qualität der Produktionen nichts zu tun. Manche Macher dieser Reihen könnten auch Goethes Faust verhörspielen, und es würde Grütze dabei herauskommen...
Edit: Was Deine Idee für einen Offtopic-Hörspielthread betrifft: Probier's aus. Könnte allerdings sein, dass außer uns beiden und vielleicht noch @Flundi niemandem etwas dazu einfällt....
Für @Syrophir noch ein Tipp: "Die Infektion" von Robert Weber (WDR): Zombieterror in Köln. Witzig. Forstsetzung nach der Zombieapokalypse spielt auf Helgoland. Dort hat sich ein irrer Prediger zum Herrscher augeschwungen, und die Gorch Fock wird versenkt. Immernoch die selbe eher blöde Story, aber sympathisch, weil in heimischen Gefilden.