Beiträge von dixijo im Thema „Gerechtigkeit im Spiel“

    Der Mensch ist ein Paradox. :*
    Im Ernst: Der "überschaubare Glücksanteil" ist für mich persönlich nicht wirklich der Punkt. Mich reizt die freie Bewegung innerhalb komplexer Strukturen und das Spiel MIT Strukturen, nicht die vollständige Kontrolle über die Strukturen, über das Spiel oder über dessen Ausgang. Das ist ein wesentlicher, kontextueller Unterschied. Spielen MIT dem Spiel, nicht Dominanz ÜBER das Spiel. Das unterscheidet Kinder übrigens im Wesentlichen von Erwachsenen.

    Und da schließt sich dann wieder der Kreis. Du bewahrst dir dein inneres Kind über das Spielen mit dem Spiel und nicht der Dominanz darüber.

    Hinter der Forderung nach "Gerechtigkeit" verbirgt sich meist der Drang die Kriterien der eigenen Definition nach Gerechtigkeit erfüllt zu sehen. Ich nenne das gerne "Selbsgerechtigkeit". "Glück" wird in diesem Kontext meist mit "Zufall" gleichgesetzt - eine Denken, das ja schon davon ausgeht, dass es "ungerecht" zugeht. Der eine hat eben "Glück", der andere eben nicht. Über das so definierte "Glück" auf der Basis von "Ungerechtigkeit" lässt sich immer lamentieren, vor allem vergeblich. Es gibt innerhalb dieser verquerten Begriffsbenutzung auch keine Lösung im Sinne von "Gerechtigkeit". Glück ist für mich eine Lebensempfindung. Ein solches Glück braucht auch keine Gerechtigkeit, sondern gestaltet aus sich heraus stattdessen Empathie. Empathie halte ich für deutlich dienlicher als "Gerechtigkeit". Ich finde das auch ziemlich unspektakulär und unphilosophisch.


    "Gerechtigkeit" im Brettspiel kümmert mich nicht die Bohne. Was soll das? Ich will keine Gerechtigkeit, ich will spielen. Spielen macht mich glücklich. Bin ich glücklich, kümmern mich auch keine ungerechten Würfel oder asymmetrische Startaufstellungen. Letztere sind nur doch unterschiedliche, bewertungstfreie Ausgangsbedingungen, die - wenn man sie als persönliche Herausforderung betrachtet - so gar nichts mit "Gerechtigkeit" zu tun haben. Der Einbeinige hat gegen den Zweibeinigen keine Chance im Spiel "100m-Lauf" . Dafür schlägt der Einbeinige den Zweibeinigen im Spiel "Schach". In beiden Spielen kann sowohl der Gewinner unglücklich als auch der Verlierer auf der Basis einer entsprechenden inneren Haltung glücklich sein. Oder umgekehrt. Oder beides.

    @Flundi Lustig, dass du aber vor allem Spiele wertschätzst, welche mit überschaubarem Glücksfaktor daherkommen: Flundi | User Collection | BoardGameGeek


    Das Ganze können wir dann auch heute Abend an Hand von Terraforming Mars diskutieren. Gibt ja Stimmen, welche den Glücksanteil dort mokieren. Bin gespannt.