Beiträge von MetalPirate im Thema „Räuber der Nordsee“

    @[Tom]: Ich habe mich mit meiner letzten Aussage nicht konkret auf Räuber der Nordsee bezogen, sondern genau wie meine vier Vorschreiber (Cyberian, Marcel P, Flundi, Sternenfahrer) allgemein auf 2er-Spiele.


    Übrigens: Darauf, dass Räuber der Nordsee anderen auch zu zweit Spaß macht, hatte ich bereits in meinem allerersten Beitrag in diesem Thread sogar selbst explizit hingewiesen und den Fragesteller (gab62) dazu aufgefordert, sich selbst ein Bild zu machen.

    Wenn ein Spiel zu zweit nicht so gut funktioniert wie im 4er-Spiel (im Sinne von: deutlich weniger Spaß macht; kein vernünftiger Mensch erwartet 1:1 das gleiche Spielgefühl), dann soll der Verlag eben nicht "2-X Spieler" draufschreiben, sondern nur "3-X"; das war von ~20 Jahren noch normal. Sonst muss er selbstverständlich damit klar kommen, dass das Spiel auch in dieser Spielerzahl gespielt und ggf. negativ bewertet wird.



    Hier wie auch im Thread zu #Ulm erwarten einige von Euch, dass jedes Spiel bitteschön Skalierungsmechnismen je nach Spieleranzahl zu haben hat.

    Ich weiß nicht, wie oft du zu zweit spielst, aber meine Erfahrung zeigt, dass die meisten Spiele eben doch Anpassungen brauchen, wenn sie über einen weiten Bereich unterschiedlicher Spielerzahlen Spielspaß bereiten sollen. In vielen Fällen lässt sich das auch gut begründen, z.B. bei Worker Placement Spielen: wenn da die Zahl der Einsatzfelder nicht halbwegs linear mit der Zahl der Spieler skaliert, ist sofort ein Großteil des Reizes weg, weil diese Spiele vom Wettbewerb um die besten Plätze leben.


    Außerdem ist es sicher kein Zufall, dass die allermeisten Spiele bekannter Autoren und Verlage solche Anpassungen haben und für alle deklarierten Spielerzahlen in aller Regel gut funktionieren. Die Probleme bei der Skalierung gibt's überproportional oft bei Crowdfunding-Spielen oder anderen Kleinverlagstitel unbekannter Autoren. Da muss man manchmal schon den Eindruck haben, dass da beim Playtesting weniger professionell gearbeitet wird und bestimmte Varianten bzw. für bestimmte Spielerzahlen das Spiel eben nicht ausreichend vor der Veröffentlichung getestet wurde.

    Aber wieso muss denn der Walküren-Weg strategisch sinnvoll sein?

    Ein Strategiespiel lebt doch davon, dass es verschiedene Wege zum Sieg gibt. Da ist es doch ein Verlust, wenn einer dieser strategischen Wege im 2er-Spiel weg fällt, oder siehst du das anders?


    (In diesem, wie in vielen ähnlichen Set Collection Ansätzen mit ansteigenden Punktzahlen pro Element des Sets, ist es außerdem eine Art von indirekter Interaktion, wenn man aufpassen muss, dass nicht ein Spieler zuviel von irgendwas abbekommt. So fällt dann auch ein Stück Interaktion weg.)

    Bei den Walkürensteinen stirbt immer ein Besatzungsmitglied. Das Ganze ist trotzdem lukrativ, wenn, ja wenn, man über Set Collection von Walkürensteinen so viele Punkte generiert, dass man unter dem Strich wieder siegpunkttechnisch ins Plus kommt. Deshalb steigen die Punkte pro Walkürenstein ja kontinuierlich an: 0/1/2/3/4/5/6/7 Walküren bringen 0/0/1/2/4/7/10/15 Punkte. Die ersten Steine bringen gar nichts, aber der siebte dann schon +5 Punkte. Dafür lässt man gerne jemand sterben... ;)


    Problem ist hier die Deckelung bei 7. Jeder weitere Walkürenstein bringt überhaupt nichts mehr. 7 ist sogar etwas weniger als die Hälfte der Walkürensteine im Spiel. Im 2er teilt man sich die grob halbe-halbe auf und damit ist der ganze Mechanismus dann entwertet; jeder kann auf die maximale Punktzahl über diesen Weg kommen. Im 4er-Spiel kann man dagegen strategisch versuchen, einen doppelt so hohen Anteil zu bekommen, wie man bei Gleichverteilung hätte. Da die Punktzahlen je nach Spielerzahl sehr unterschiedlich ausfallen (die Menge des Plünderguts ist ja endlich), sind 15 Punkte für 7 Walküren im 4er-Spiel schon viel. Im 2er-Spiel nicht. Da ist Walküren-Nehmen völlig unattraktiv. Für das 2er-Spiel müsste meiner Meinung nach auch noch der achte, neunte oder zehnte Walkürenstein dicke Punkte geben, so dass dieser strategische Weg wieder genauso attraktiv ist wie im 4er-Spiel.

    Das impliziert für mich das man auf Wallküren spielen MUSS um gewinnen zu können.

    Wieso das denn?! Man kann darauf spielen, zumindest im 4er. Nicht muss.


    Im 4er müssen die Mitspieler aufpassen, wenn du dir schon einige Walküren gesichert hast, sonst holst du relative viele Set Collection Punkte. Im 2er freut sich höchstens der Gegner, dass du dich selbst geschwächt hast.

    Was soll denn zu 2 nicht funktionieren?

    Hier ein früher Eindruck von mir, der sich in weiteren Spielen dann verfestigt hat:
    07.12.-13.12.2015


    Als 4er schön, als 2er schlecht. Manche Sachen skalieren kaum bzw gar nicht, vor allem eben die Walkürenleiste, die im 2er Spiel höher gehen müsste (d.h. größere Sets mit noch mehr Punkten belohnen). Im 4er-Spiel würde bei Gleichverteilung jeder 3-4 Walkürensteine abbekommen, man kriegt aber ansteigende Belohnungen bis zu 10 Punkten für 7 Walküren. Das heißt, dass man im 4er-Spiel darauf achten muss, niemand alleine da wegziehen zu lassen. Im 2er-Spiel können beide Spieler problemlos das Maximum erreichen, da fällt die Spannung weg.

    ... kann auch jemand etwas zum Spiel selbst schreiben?

    Such mal nach dem englischen Originaltitel ("Raiders of the North Sea") hier im Forum, da findest du einiges. Das war ein Kickstarter-Projekt. Ich hatte es unterstützt und auch hier empfohlen. Meine persönliche Meinung: Zu viert wunderbar, zu dritt okay, zu zweit leider untauglich. Aber zumindest ein anderer hier im Forum spielt's auch gerne zu zweit... Mach dir selbst ein Bild.