Beiträge von SpaceTrucker im Thema „[Umfrage] Aufbau einer schriftlichen Rezension“

    Och es ist nur dezent beleidigend, jemand anwesenden mehr oder weniger direkt Idiot zu nennen :D


    Dafür würden andere User die Diskussion verlassen, ihren Account löschen, dem Ersteller vorwerfen er würde Texte nicht verstehen, die Igno-Taste heißlaufen lassen oder zumindest einen Flunsch ziehen

    Dass Peter das flapsig ausgespochen hat und nicht gezielt beleidigend gemeint hat, war für mich aus dem Kontext klar. Dazu habe ich ihn jetzt bisher auch nicht unbedingt als Raufbold erlebt. Jetzt hat er nochmal klargestellt, dass es so gemeint war und keineswegs beleidigend. Kann man doch damit einfach gut sein lassen und dem Thread die Möglichkeit lassen, auf der Themenebene zu bleiben, anstatt ihn wie so oft zuletzt auf eine persönliche Gezeter/Haarspalter-Metaebene zu ziehen. Nachdem du die Diskussion selbst eröffnet hast und am Thema Rezensionen und Bloggen ja wohl interessiert bist, sollte dir das Thema doch halbwegs am Herzen liegen? :huh:

    Unter was fallen bei euch die Begriffe Preview und Review?

    Review: Sowohl Rezension als auch Test. Das Wort "recension" ist wohl ausschließlich im engen, literarischen Rahmen üblich. Wer nach "boardgame recension" googelt, der landet auf deutschen oder schwedischen Seiten.
    Preview: Vorbericht. Ein bisschen weniger als ein Ersteindruck. Im Rahmen eines Vorbereichts würde man sich noch keine Bewertung erlauben. Zu einem Spiel , was man noch nicht hat, aber zu dem man schon ein paar INformationen sammeln konnte, oder das man auf der Messe zwei Runden angespielt hat, oder das man hat, aber noch nicht spielen könnte. Ein "Unboxing" wäre für mich auch im Bereich Preview.

    @MetalPirate da stimme ich dir in fast allen Punkten zu. Bloß bei der "Rezension" in ich eher bei @PeterRustemeyer:

    Von dem Autor erwartet man, dass er das fachliche Umfeld der besprochenen Sache kennt und die Sache selbst auch gründlich analysiert hat, so dass die Bewertung auch in den eigentlich subjektiven Fragen so neutral und objektiv wie möglich erfolgt.

    denn die Rezension hat den Anspruch, so objektiv wie möglich zu sein

    Einig sind wir uns, dass zumindest ein Großteil der Rezension an dem Punkt stattfindet, an dem man nicht mehr testen muss. Danach kommen wir aber in den Bereich, in dem es um Meinungen, Eindrücke, Spaß, Geschmack geht. Ich meine nicht, dass eine Rezension hier zwingend möglichst objektiv ist. Einig sind wir uns wieder, dass es eine gefestigte Meinung sein sollte, die schlüssig begründet wird. Im Sinne von:

    Mehr Partien, mehr Überlegungen, ich maße mir an, mir eine Meinung bilden und diese auch begründen zu können.
    Nach x Partien kann ich nun sagen, dass...
    Die meisten meiner Spielerunden wollten...

    Der vielzitierte Udo Bartsch beschreibt das auf seiner Seite ähnlich:

    In diesem Blog ist mir eine Meinung die allerwichtigste: meine! Und das darf ich auch so machen, weil: ist ja mein Blog.
    Ich sehe keinen Grund, für ein Spiel eine mögliche Zielgruppe herbeizureden („aber für Familien durchaus einen Blick wert, blabla...“), bloß um ein kritisches Urteil abzumildern.

    Auch bzgl. Strategieguides? Dafür bin ich persönlich nicht der extreme Nerd

    Strategieguides machen Sinn, wenn

    • Das Spiel wettbewerbsähnliches Spiel halbwegs aushält
    • Das Spiel von einer relevanten Menge an Spielern viel und anspruchsvoll gespielt wird
    • Man selbst das Spiel wirklich so gut spielt, dass man sich sicher ist, es annährend voll ausgereizt zu haben und das, was man schreibt richtig ist

    Unterm Struch gibt es nicht viele Spiele, für die so ein Guide wirklich Sinn macht und dann wiederum nicht viele Spieler, die einen wirklich guten Guide schreiben könnten.
    Insbesondere wenn man das Spiel nicht wirklich gut kennt, ist ein Guide eher irreführend und geht vermutlich nach hinten los.

    Ich will genau diese erreichen, Familien und Wenigspieler. Denen muss ich erklären, was ein Workerplacement Spiel ist, oder was ein Deckbauer ist. Manchmal gelingt es mir, sowas in die Texte einzuweben, manchmal muss ich es weglassen, um den text nicht ausschweifen zu lassen. Ich kann Euch nicht sagen, wie oft ich den text zum Grimoire des Wahnsinns verworfen habe.

    Es ging mir nicht darum, allgemeingültig zu sagen, dass jeder wissen muss, was ein Workerplacement Spiel ist (ich schrieb, dass seine Leser das wissen). Es ging mir um Folgendes:

    • Die Leser dieses Blogs wissen, was ein Workerplacementspiel ist
    • Der Autor macht sich offensichtlich Gedanken darüber, welche Informationen für seine Leser interessant sind
    • Der Autor lässt je nach Situation ganz gezielt Informationen bzw. Gliederungspunkte weg oder kürzt sie stark zusammen, wenn sie für seine Zielgruppe bei speziell diesem Spiel nicht relevant sind oder schon bekannt sind, anstatt bei jeder Rezension das gleiche Programm im gleichen Umfang herunterzuspulen
    • Dadurch wirkt die vorgegebene Struktur aka "Schema F" weniger erzwungen, weniger steif, eben weil sie an den einzelnen Fall angepasst wird, anstatt ein Selbstzweck zu sein.

    wenn ich vorher gelesen hätte, wie dünn die Pappe in Puerto Rico ist, hätte ich mir diesen Umweg erspart, und sofort die Jubiläumsedition gekauft.

    Deshalb schrieb ich "Spielmaterial. Wenn es hier nichts relevantes, besonderes zu erzählen gibt...". Wenn du eine Rezension zu Puerto Rico schreibst und es erzählenswert und für deinen Leser wissenswert findest, dass das Material unterdurchschnittlich ist und es eine besser ausgestattete Version gibt, dann schreib das doch auf!
    Das interessiert mich auch. Deshalb kann/will ich einen Abschnitt "Spielnmaterial" auch nicht einfach überlesen - ich weiß ja vorher nicht, ob du mir darin etwas interessantes erzählst oder nicht.


    Ich will genau diese erreichen, Familien und Wenigspieler. Denen muss ich erklären, was ein Workerplacement Spiel ist, oder was ein Deckbauer ist.

    Andere Zielgruppe, andere Dinge, die wichtig oder unwichtig sind. Aber bestimmt gibt es auch für deine Zielgruppe der Wenigspieler Informationen, die keinen Mehrwert bieten, die sie schon wissen, oder die sie nicht wissen müssen, um zu bewerten, ob sie das Spiel kaufen oder verschenken wollen. Beispiel Spielregel: Bei manchen Spielen reichen vielleicht ein paar Sätze zur Spielmechanik, andere muss man ein bisschen genauer erklären, damit der Leser sich vorstellen kann, was passiert. Das ist bei einem Familienspiel nicht anders als bei einem Vielspielerspiel,

    Noch so ein Punkt, den ich oft als überflüssig empfinde: Spielmaterial. Wenn es hier nichts relevantes, besonderes zu erzählen gibt, dann ist das doch auch reiner Selbstzweck... Wenn ein Spiel ganz besonders hübsch illustriert ist, oder ganz besonders ansprechend ausgestattet (d.h. besonderer Aufforderungscharakter durch das Material), oder es ernsthaft störende Materialschwäche hat, dann ist das interessant. Aber dass ein neues 0815 (materialseitig) Hans-im-Glück-Spiel hölzerne Spielsteine und ordentliche Pappe dabei hat, muss man das wirklich genau ausdikutieren? Ist es für meine Bewertung eines Spiels entscheidend, dass ein Wertungsblock beiliegt? ;)

    @darkpact verwendet z.b. keine Unterpunkte: Blood Rage – Sterben und Sterben lassen – Bretterwisser
    Wobei sich jetzt eigentlich nicht arg viel ändern würde, wenn man vor den ersten Absatz ein "Einleitung", vor den dritten ein "wie geht blodd rage?", vor den vierten ein "Spielgefühl" und vor den fünften oder sechsten Absatz ein "Fazit" setzen würde. Im Prinzip ist Gliederung auch hier vorhanden - nur ohne ausdrückliche Überschrift.

    Auffällig finde ich, das hier und woanders immer wieder Udo Bartsch angeführt wird für "(freiere) Texte, obwohl der einem festen Aufbau folgt


    Also quasi "das Beste aus 2 Welten" wie Yzemaze sagt

    Seine Rezensionen sind immer knapp und auf den Punkt - in Rezensionen fangen die Autoren oft an zu schwafeln oder die Regel (wie @Njoltis schon sagt) völlig unnötigerweise im Detail nachzuerzählen. Wenn ihm mal in einer Rubrik wenige Worte reichen um das Wesentliche zu sagen, dann ist der entsprechende Abschnitt eben kurz. Beispiel: Udo Bartsch: Rezensionen für Millionen: Viticulture – Essential Edition
    Wie ein Workerplacementspiel funktioniert, muss er seinen Lesern nicht mehr erklären, also tut er es auch nicht, sondern listet nur kurz die Besonderheiten auf und der Regelüberblick ist in ein paar Sätzen abgefrühstückt. Dann lieber mehr Worte in etwas investieren, was man als wichtig und interessant für den Leser erachtet (in diesem Fall das Spielgefühl, wo der Absatz etwas länger ausfällt).


    Denke der wesentliche Punkt liegt darin, dass die Struktuur kein Selbstzweck ist. Es ist ein Unterschied, ob man seinem Text eine Struktur gibt (-->Bartsch), oder ob man eine Struktur mit Text füllt (also z.b. sich eine Einleitung aus den Fingern saugt, obwohl einem keine einfällt, Regeln erklärt, wo sie nicht wichtig sind,...).
    Andersherum heißt das natürlich auch: Wenn man sich sicher ist, dass der Leser eine knappe Regelerklärung benötigt, dann schreibt er sie auch (z.b. hier). Im Prinzip kann man auch mal eine sehr lange Einleitung schreiben, wenn einem gerade viel einfällt, was man für wesentlich hält (z.b. hier) - wobei man das an der Stelle natürlich auch in einen Extra-Artikel verpacken könnte.