Beiträge von MetalPirate im Thema „Fazit Spiel 2016“

    [War of Cassandra / Gamdow Games]

    aber die Mechanik, die einem hier am Stand dargeboten wurde, war schon irgendwie revolutionär. Man spielt sich kooperativ innerhalb einer Art Kampagne durch ein Buch(!) mit riesigen, dicken Seiten, die gleichzeitig als Spielbrett fungieren.

    Klingt für mich nach Ryan Laukats "Near and Far" (bis auf das kooperativ).



    @Brettspielbox: Auf der Trendkarte fehlt "Cthulhu" (oder wie auch immer der Kerl sich schreibt). Und wenn man wollte, könnte man auch "Römer" bzw. allgemeiner "Zivilisationen der Antike" als Übergruppe nehmen.

    Dazu passend auch ein Erlebnis von mir bei Railroad Revolution (WYG). Ich war eigentlich zum Abholen der Vorbestellung da, kannte die Regeln auch grob, aber es waren zufällig an einem 4er-Tisch noch zwei Plätze frei und ich wurde gefragt, ob ich mitspielen wollte. Klar, gerne. Also für drei Leute aufgebaut. Dann kam jemand dazu, wollte auch mitspielen. Okay, Startaufstellung umgebaut auf 4. Erklärbär erklärt. Erklärung fast fertig, da fragt die neue Nummer 4, ob wir nur anspielen oder komplett spielen wollen. Die anderen beiden und ich unabängig voneinander: anspielen reicht, es geht ja nur darum, einen Eindruck zu gewinnen, wir wollen auch noch andere Sachen ansehen. Nummer 4 steht auf und sagt, dann spielt er lieber doch nicht mit, geht weg. Also wieder zurückgebaut auf 3er-Besetzung...


    Wo liegt der Mehrwert darin, eine Erstpartie auf einer lauten Messe, bei der man tendenziell aus dem Bauch heraus spielt, dabei garantiert Fehler machend, unbedingt zuende spielen zu wollen?

    Dann will ich auch mal...

    • Bisher war ich immer nur donnerstags da. Warum eigentlich? Jetzt nur Sonntag. Geht genauso. Kam mir deutlich entspannter vor, auch wenn manchen Standmitarbeitern schon etwas anzumerken war, dass sie sich innerlich freuen, dass der Messestress bald vorbei ist.
    • Trotzdem ist's sinnvoll, jemand zu kennen, der einem an einem der anderen Tage Sachen mitbringen kann, u.a. weil einige Verlage selbst bei Vorbestellungen Abholung bis zu einer bestimmten Frist verlangen, und die geht dann in der Regel nicht bis Sonntag. Sonst wäre Sonntag eigentlich der ideale Tag für einen Messebesuch.
    • Die BGG-Preview-Liste und die Karten mit Standbeschriftungen von BGG (-> Alain Baum) sind weiterhin absolut unerlässlich für mich.
    • Die Messe wird immer größer. Keine Chance, an einem Tag alles zu sehen. Mit etwas Messeerfahrung ist's machbar, die interessanten Sachen größtenteils zu erwischen, aber für Messe-Neulinge stelle ich es mir schwer vor, die dürften erstmal erschlagen sein von soviel Angebot.
    • Die Preise ziehen allgemein an. Sah man z.B. schön an der Verkaufsecke der Borg der Brettspielbranche (-> Asmodee). Hui, die rufen Preise für ihre Neuheiten auf, da kann man nur noch mit den Ohren schlackern. Und das teilweise für Sachen, die es früher in nahezu identischer Form bei einem anderen Verlag für wesentlich kleineres Geld gab.
    • Attraktive Messepreise (im Vergleich zum Onlinepreis) werden auch seltener. Okay, schon klar, woher's kommt: in Deutschland ist das Preisniveau für Brettspiele allgemein niedrig und die Konkurrenz der Online-Händler hoch. Trotzdem ist für mich nicht relevant, dass niederländische oder schwedische Besucher beim Messekauf viel sparen können. Warum ein Spiel für einen teureren Preis nach Hause schleppen, wenn ich's mir auch günstiger liefern lassen kann? Beispiel CGE: Spiele auf der Messe teilweise 10 EUR teurer als bei Online-Bestellung. Äh, nö, uninteressant.
    • Messe-Kauf lohnt sich fast nur noch bei Kleinverlagen, die ich bei Gefallen am Spiel dann auch gerne direkt unterstütze.
    • Wer Interesse an solchen Kleinverlagen hat, kommt kaum um eine mehr oder weniger intensive Vorbereitung herum. Oder er/sie kann eigentlich nur Zufallstreffer landen. Dafür sind's einfach zu viele Kleinverlage auf der Messe geworden.
    • Ich hatte noch nie soviele der interessanten Neuheiten bereits zuhause, sei es als Vorbesteller (z.B. Terraforming Mars) oder Kickstarter-Unterstützer (z.B. Scythe). So wenig "Pflichttermine" (Abholungen Pre-Order / Kickstarter + sichere Käufe) hatte ich noch nie.
    • Ich war das erste Mal in meinem Leben bei der Heidelberger Reste-Rampe (Sonntag gegen 17:00 Uhr). Bisher habe ich nie eingesehen, mich dafür in eine Schlange stellen zu sollen. Fazit: Hätte ich auch dieses Mal sein lassen können. Ein mittelmäßiges Spiel ist auch für einen Spottpreis nicht kaufenswert, wenn zuhause in Regal genügend Spiele stehen, die man 10-mal lieber spielt. Grundregel in fast jedem Markt: Gute Sachen werden nur selten verramscht. (Was nicht heißt, dass das gar nicht passieren würde, aber es ist halt verdammt selten.)
    • Positive Überraschung bei den Ständen: der Stand von Broken Token. Die waren bisher noch nie da, oder? Ich habe zwei Organizer gekauft. Qualität: wie immer top. Broken Token ist Referenzklasse unter den Schachteleinsätzen.
    • Positive Überraschung im allgemeinen: Die Qualität der Illustrationen ist auch bei Kleinverlagen mittlerweile auf einem erstaunlich hohen Niveau. Natürlich nicht immer und bei allen, aber der Durchschnitt ist wesentlich höher als früher. Unbekannte Verlage stellen da optisch teilweise erstaunlich schicke Sachen auf die Beine. Müssen sie auch irgendwie. Mit einem besseren Prototypen-Look macht man im Jahre 2016 auch als Kleinverlag keinen Stich mehr.
    • Positive Überraschung unter den angesehenen Spielen: Ulm. Eines von vielen Spielen auf meiner "kann man mal anschauen"-Liste, aber nach kurzem Anspielen war mir klar: das wird eingesackt.
    • Qualität der Spiele: die einen freuen sich, die anderen jammern über die Qualität des Jahrgangs. Also alles so wie immer. Den großen Überflieger-Titel habe ich nicht gesehen, aber ich behaupte, dass das auf einer Messe auch kaum geht. Zum Überflieger kann ein Spiel erst werden, wenn es nach 10 Spielen immer noch interessant ist, aber die wenigsten hier im Forum oder bei den Abstimmern der diversen Rankings dürften ein Spiel 10 Mal gespielt haben.
    • Unterhaltsame Spiele, die mir ziemlich sicher ~5 interessante Spieleabende geben werden, habe ich viele gesehen und einige gekauft. Selbst wenn diese Spiele dann für die Hälfte weiterverkauft werden, hat sich das dann für meinen Bewertungsmaßstab "gelohnt". Und, mal ehrlich, ein Spiel fünfmal zu spielen, das ist in der heutigen Zeit mit seiner Neuheiten-Flut doch schon viel.
    • Für mich keine Neuheit mehr (weil schon weit über 10 Mal gespielt :) ) ist Terraforming Mars. Nach Upgrade mit D12-Anzeige-Würfeln eine 9 auf einer 10er-Skala bzw. Top-30-Titel des eigenen Spielebestandes. Ganz so schlecht ist der aktuelle Jahrgang schon mal nicht. Mal sehen, ob noch andere Spiele qualitativ in diese Regionen vorstoßen können. Wenn nicht: auch nicht schlimm; es gab schon Jahre, in denen ich keinem Spiel 9+ Punkte geben würde.
    • Bin ich der einzige, der eine Inflation sinnloser Promos ohne jeden spielerischen Mehrwert beobachtet? Für Osternester, Adventskalender, fehlerhafte Holzteile der Erstauflage oder allerlei anderen Krempel saugt man sich irgendwelches Zeugs aus den Fingern, das der Spieler nicht wirklich braucht. Wenn Promos zu einem Satz von zehn Plättchen ein elftes und zwölftes passendes Plättchen hinzufügen: wunderbar. Nicht essentiell, aber Mehrwert da. So soll ein Promo sein. Aber haufenweise Promos der Bauform: hier ist ein Satz von 1-10 <Sonstwas>, sich nicht direkt ins Spiel integrierend, nutze sie für irgendwelche vom Himmel gefallene und alles nur verkomplizierende Sonderregeln? Häh? Wozu?! Promos, die eher Regelvariante als Spielzubehör sind, brauche ich nicht.

    So, das war's erstmal, was mir direkt als Fazit einfallen ist...

    Ich habe die Messe sehr genossen, war aber privilegiert, was einem inzwischen ja fast peinlich sein muss.

    Wieso das? Peinlich würde es doch erst, wenn man als Privilegierte(r) die Augen vor den real existierenden Problemen der Nicht-Priviligierten verschließt und so tut, als wäre alles in bester Ordnung, nur weil man die Probleme selbst nicht hat.