Beiträge von Harry2017 im Thema „Fehler, Fehler, Fehler - Day 1 Patch bei Brettspielen / Bin ich Betatester?“

    Ok, ihr habt mich überzeugt - ich lasse mich gerne darauf ein, dass es im Grunde genommen nicht ausschliesslich ein Problem der kleinen Verlage ist und schwäche meine Pauschalisierung etwas ab. Trotzdem meine ich zu erkennen, dass die Fehler in der Art und Ausprägung häufig unterschiedlich sind - Gerade was Übersetzung und Regelplausibilität betrifft. Klar hat ein großes Spiel wie Descent ein großes FAQ und einige Klarstellungen - Aber es war in der ersten Version trotzdem nicht wirklich unspielbar.


    Die Gründe dafür haben einige ja auch angesprochen (Freizeitübersetzer uswusw) - Gerade bei Kickstartern bin ich vorsichtig und vertraue da bisher eigentlich nur CMON, denn so eine Spieleveröffentlichung mit Übersetzung usw ist doch ein Projekt, mit dem man sich leicht übernehmen kann.

    Einzelne Karten bei zig hundért Stück, ein einziger fehlender Spielstein (wie bei mir bei Terra Mystica - Sehr löblicher und schneller Service vom Verlag übrigens) oder ein, zwei undeutliche kleine Regelpassagen gehen auch noch.


    Aber wenn im Martians Thread von 3 verschiedenen und fehlenden Komponenten oder bei Mare Nostrum von der Empfehlung die englische oder französische (!) Regel "mal kurz" dazuzuziehen gesprochen wird, dann ist das für mich deutlich schwerwiegender.

    Daher auch die Frage: Geht es nur mir so? Ich stelle meinen persönlichen, gefühlten und subjektiven Eindruck ja nicht als objektiven Fakt dar. Und ganz ehrlich: Die Gründe sind mir als Käufer der über einer schlechten Regel oder einem halb-vollständigen Spiel sitzt doch eher nebensächlich.


    Ich lasse mich gerne davon Überzeugen, dass es eher ein allgemeines Problem ist, das aktuell gehäuft vorkommt - FÜR MICH lese ich das deutlich öfter bei kleineren Verlagen oder bei mittelgroßen Verlagen die sich an Großprojekte wagen und übernehmen - Obwohl die Spiele der "Großen" ja dazu noch deutlich öfter verkauft werden und es mehr potentielle "Meckerfritzen" geben sollte...


    Zu den Übersetzungen: Auch deutsche Verlage bringen grausige deutsche Anleitungen raus - Zumindest das jemand die Anleitung in der Muttersprache liest kann ich ja wohl erwarten. Wenn ich lese das ich bei Mare Nostrum die englische Regel zuziehen soll ( Mare Nostrum Empires - deutsche Version ) dann kaufe ich es einfach nicht: Fertig! Mir entgeht da vielleicht ein gutes Spiel, aber ich habe noch zig andere im Schrank - Dem kleinen Verlag der so gerne betont, dass er zu kämpfen hat und um jeden Verkauf froh ist, entgeht dabei aber ein potentieller Käufer und zusätzlich ein gebranntes Kind, das weitere Folge-Spiele u.U. meidet.

    Jaja ich weiß - Pauschalisieren ist böse und es sind Einzelfälle. Aber Einzelfälle die sich gefühlt in letzter Zeit häufen oder stehe ich mit meinem Eindruck alleine da? Ich bin doch nicht dazu da, um nett zu Verlagen zu sein, sondern um mein Geld loszuwerden. Genauso muss umgekehrt ein Verlag nicht nett zu mir sein, sondern ein vernünftiges Produkt liefern.


    Das ist ja eigentlich gerade das Problem - Aufgrund der "Einzelfälle" lasse ich nun die Finger von kleineren Verlagen und experimentiere nicht mehr rum - Auch Dungeon Saga oder Myth als Großprojekte von mittleren Verlagen sind anscheinend zb mehr unkohärente Baukästen statt fertigen Spielen (zumindest meinem Anspruch nach) und ich greife lieber gleich zu den Heidelbergern FFG Geschichten oder CMON - Langweilig, aber da weiss ich wenigstens was ich habe.


    Soll heissen: Ich warte bei fast allen Spielen mittlerweile erst ab, was die "Betatester" / Day 0 Tester so sagen und kaufe blind nur noch bei den Großen...die Schuld sehe ich da nicht unbedingt bei mir.


    Es ist doch so: Ich bin Konsument mit knappen Gütern: Zeit und Geld - Diese will ich möglichst effizient verteilen und denke dabei natürlich in Schubladen ohne Rücksicht auf "politische Korrektheit" und handle nach Erfahrung - Leidtragend sind Kleinstverlage (und ich selbst, der vielleicht mal n gutes und fertiges Spiel eines kleinen Verlages verpasst - Aber das ist bei dem Output an Spielen weniger tragisch).

    In letzter Zeit lese ich häufig zu den Neuerscheiungen irgendwelche Horrormeldungen wie: Fehlendes Material, heftige Übersetzungsfehler, Fehldrucke uswusw. Die Martians Frage habe ich mal zum Anlass genommen, das nun hier einmal zur Diskussion zu stellen.


    Mir kommt es so vor, dass besonders kleinere Verlage keine vernünftige Qualitätskontrolle haben. Schnell schnell schnell muss es gehen und dauernd geht irgendetwas schief - Das kann doch nicht sein, so schwierig sollte es doch nicht sein SEIN EIGENES Spiel vernünftig auf den Markt zu bringen. Da wird nachgeliefert, überklebt und geFAQed was das Zeug hält. Erinnert mich an die Day 1 Patches in der Videospielindustrie.


    Martians - Story of Civilization: Fehlende Marker (siehe Thema)
    Cottage Garden: Fehldruck auf dem Board und man muss über die Kante kleben
    Mare Nostrum - Hab mich interessiert gestern etwas hier eingelesen, die Regel soll wohl (mal wieder) sowas von lückenhaft sein und man müsste die Englische zusätzlich zu Rate ziehen
    Oben und Unten - Wohl nicht ganz so dramatisch wohl aber ein paar Übersetzungsfehler und Unkorrektheiten im Spielbuch
    Schatten über Normandie - Siehe Spielamavideo vom Alex - Grauselig
    Undundund...Habt ihr weitere Beispiele und Warnungen vor Spielen von denen man die Finger lassen sollte, wenn man da anspruchsvoll ist?


    Ganz ehrlich: Kleinere Verlage müssen sich da nicht wundern, warum zb zumindest ich mir fast keine deren Neuerscheinungen direkt zulege und da lieber bei den "großen Playern" bleibe. Zumeist sind wg. der kleineren Auflage die Preise deutlich höher - Aber dafür die Qualitätskontrolle mies, da passt etwas ganz und garnicht. Auch Heidelberger/Pegasus und Co machen natürlich Fehler - Aber gefühlt nicht so drastische bis hin zur Unspielbarkeit...und da kommen deutlich mehr Spiele im Jahr raus, die Gefahr ist also eigentlich deutlich größer.


    Ein Spiel ist "mein Aushängeschild" als Verlag - Da hab ich Zeit, Energie und Herzblut reingesteckt...wie man dann so schluderig sein kann ist mir als BWLer absolut ein Rätsel. Lieblos nenne ich das. Hauptsache schnell raus und günstig produziert/kontrolliert/übersetzt. Der Spieler wird sich da ja schon zurecht finden - Für mich als Spieler kommt das nem Arschtritt für den Konsumenten gleich.


    Ich bin doch kein Betatester und darf für mein teuer Geld auch ein fertiges und getestetes Produkt erwarten...guckt Euch mal an was so ein Mare Nostrum kostet. Das ist mitunter der Grund, warum ich fast keine Experimente mehr mache und fast nur noch zu den Hypespielen der großen Player greife - Da dürfen Kleinverlage sich dann gerne an die eigene Nase fassen, Verständnis habe ich dafür nicht.


    Ich hab großen Respekt vor jedem, der was eigenes auf die Beine stellt und jahrelang kämpft, um sich über Wasser zu halten und ein Spiel selbst zu veröffentlichen - Aber gerade dann hab ich doch einen eigenen Anspruch an mich als Verlag/Designer usw das auch richtig zu machen...Und wer nun sagt als Konsument weiß ich ja garnicht, wie schwierig es ist so etwas auf die Beine zu stellen: Muss ich auch nicht, ich will ein fertiges Produkt und keine Leidensgeschichte :) Schliesslich wollt ihr mein Geld - Dann strengt Euch dafür gefälligst auch vernünftig an.


    Und schiebt mir das nun nicht auf die Chinesen die schlecht verpacken - Spiele sind deutlich teurer geworden die letzten Monate und der Verlag sucht sich die Produktionsstätte, den Übersetzer usw selbst aus - dafür muss ich als Konsument kein Verständnis haben...


    Kommt Euch das auch so vor, dass sich das gerade irgendwie häuft?