Beiträge von Bierbart im Thema „17.10.-23.10.2016“

    Von der Essen-Hysterie ist hier nicht viel zu spüren. Von den etwa zehn sogenannten Vielspielern aus meinem direkten Umfeld waren zwei für je einen Tag dort, dem Rest war's egal. Oder zu teuer. Oder zu stressig. Wahrscheinlich sind wir räumlich schlicht zu weit abseits vom Geschehen. Oder wir sind alle schon an dem Punkt angelangt, an dem die individuelle Nachfrage nach neuen Spielen nicht mehr besteht, weil wir schlicht genug zur Auswahl haben, um uns damit auf unabsehbare, aber sicher sehr lange Zeit prima unterhalten zu können. Jedenfalls fand ich es außerordentlich beruhigend, dass das Interesse an der Messe in meinem Umfeld so gering war, denn so bleiben wir wahrscheinlich davon verschont, alle die mittelmäßigen neuen Sachen spielen zu müssen, die die Leute üblicherweise von da mitbringen, anstelle der vielen ausgezeichneten Spiele von vor gar nicht allzulanger Zeit, die damals "sicher bald wieder auf den Tisch kommen werden", wie die beliebte Ersteindrucks- und Standardrezensentenfloskel besagt -- was aber dann eben nicht geschah und auch nie geschehen wird, weil ja jetzt wieder etwas neues in der Tüte liegt, nicht wahr? Ich bekenne: ICH HABE KEINE LUST AUF NEUHEITEN.


    .... ääh warum kuckt Ihr denn so komisch? Hab ich was falsches gesagt?


    Also gut, während andernorts also die Hysterie um sich griff, haben wir El Grande gespielt und uns an diesem schönen, alten Klassiker erfreut. Ich spiele das vor allem in einer Runde aus Freunden und Bekannten, die sich nicht zum spielen trifft, aber bei der eben bei Lust und Laune auch King of Tokyo, Ein solches Ding, Anno Domini, Siedler, Carcassonne etc. gut ankommen. Ich logge meine Spiel erst seit knapp zwei Jahren, aber El Grande spiele ich seit dieser Zeit tatsächlich auffallend oft. Ein immer spannendes Spiel aus einer Zeit, als deutsche Spielautoren noch nicht für Optimierungsdenksport, sondern interaktive und familientaugliche Spiele standen. Ja, das war eine rhetorische Übertreibung, aber Ihr wisst schon, was ich meine. :) El Grande hat mich bislang noch NIE gelangweilt. Liegt vielleicht eben auch genau daran, dass Gelegenheitsspieler wie diese das Spiel nicht durchanalysieren, sondern einfach immer wieder aus dem Bauch heraus spielen.


    Schon wieder von gestern (im doppelten Sinne), aber für mich dann doch wieder eine Neuheit, hmnjaa: Scythe, zu fünft. Ich fand es besser, als erwartet. Es war unheimlich viel los auf dem Brett! Ein bisschen Questen, ein bisschen King-of-the-Hill, ein bisschen Techen... Auf dem Spektrum der Euro-Ameritrash-Hybriden liegt es für mein Empfinden eher auf der Euro-Seite, irgendwo zwischen Kyklades und vielleicht Clash of Cultures? Ist trotz all der Kämpferei lange nicht so aggressiv wie Kemet oder gar Eclipse (mit dem es einiges gemein zu haben scheint, insbesondere die Manipulation des eigenen Tableaus, nicht aber das Spielgefühl!). Ist jedenfalls ein Optimierer mit auffällig ausgetüftelten Mechanismen. Und warum ist es ein Optimierer? Worin besteht hier der qualitative Unterschied zu einem nicht auf Siegpunktoptimierung gestrickten 4x? Ganz einfach: Intuitives Spiel funktioniert nicht! Du kannst einem Gegner Gebäude besetzen, wie Du willst, sogar direkt vor dessen Haustüre, aber anstatt dafür belohnt zu werden, wirst Du unterm Strich eventuell dafür bestraft, weil Du blöderweise noch einen Bauern vertrieben hast. DA FUCK?! Na gut, muss man wohl einfach akzepieren, oder, wie ich kürzlich einmal las: "Bevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal", denn dieser blödsinnige Umstand ändert nichts daran, dass ich mich in diesem Spiel keine Sekunde gelangweilt habe. Es hat auch auffallend wenig Downtime. Anders aber als beispielsweise Twilight Struggle oder neuerdings auch Fury of Dracula wäre das kein Spiel, für das ich alles stehen und liegen lassen würde.


    Als Absacker noch Las Vegas, ein schöner No-Brainer mit Spannungsmomenten.


    #ElGrande #Scythe #LasVegas