Gestern erste Partie von Hands in the Sea, dem legitimen Nachfolger von A few Acres of Snow, angespielt. Haben insgesamt 3 Stunden gespielt und in der 9 Runde (von 12) aufgehört. Zum Einen hat sich Karthago in eine auswegslose Lage manövriert, Rom war militärisch stark und vor allem die Müdigkeit gab uns den Rest.
Das Spiel eignet sich vor allem für Fans von A few Acres of Snow. Wie @Herbert eine Seite vorher schön aufgelistet hat, sind die Hauptmechanismen von AfAoS entnommen.
Wir hatten den Eindruck, dass Rom in etwa den Engländern aus AfAoS und die Karthager eben den Franzosen entsprechen.
Das Spielbrett ist schön, leicht altmodisch, etwas überladen und als Kritikpunkt müssen die Spielkarten herhalten. Leicht zu verbiegen, waren die Überschriften (Ortskarten) in weißer Schrift auf gelben Grund gehalten und für den Gegenüber kaum bis gar nicht zu lesen. Das ist ein böser Schnitzer, denn die Lesbarkeit ist eminent wichtig, da tote Karten (durch Abschneidung von Supply) eine wichtige Taktik sein kann. So muss man den Gegenüber immer fragen, welche Karte ausgespielt wurde. Werde da wohl mit Edding nachhelfen.
Pfiffig gelöst war der Rundenmechanismus und die Begrenzung des Spiels auf 12 Runden, über die Dauer eben Karthago verfügen kann. Karthago legt die Rundenendekarte unter seinen Nachziehstapel und wenn diese erreicht ist, wird die Runde ausgewertet. Da Karthago einen Startvorteil, Flotte und Landbesitz) hat, ist es sehr bemüht den Stapel dünn zu halten und das Spiel schnell zu beenden. Rom muss erst aufbauen und rollt dafür zum Endspiel hin ordentlich an. Karthago: dünner Stapel vs Rom: dicker Stapel. Hier haben wie den Wettlaufcharakter, der auch in AfAoS zu finden ist.
Der Kampf ist zu AfAoS relativ ähnlich, nur hier merkt man die größere Erfahrung Martin Wallace's an. Während eines Kampfes ist die Kampftärke in AfAoS immer 100% und sehr leicht nachvollziehbar. Bei Hands in the Sea kann diese variieren, z.B. sind bei den Karthager Kampfelefanten im Einsatz, muss der Römer unter Umständen würfeln und das Ergebnis hat Auswirkung auf die römische Kampfstärke. Das muss man sich aufschreiben, denn wenn, wie bsp. gestern, der Pöppel für die Kampfanzeige mal kurzhand von Miezekatze entführt wurde, ist eine Nachvollziehbarkeit schwieriger. Auch wenn gemischte Kampfeinheiten (leichte Infanterie/ schwere Infanterie/ Kavellerie) den Gefecht der verbundenen Waffen ausführen, gibt es einen extra Bonus. Ist schön, aber irgendwie überflüssig bzw. leicht aufblähend.
Als strategische Neuheit kommt der Einsatz der Flotte hinzu. Karthago muss die Flotte einsetzen, um militärisch überhaupt eine Chance zu haben, da Rom zu Beginn keine Flotte hat, und bei geschicktem Manövrieren der Flotte, leicht 2 Runden zurückgeworfen werden kann. Da der Einsatz der Flotten uns noch ungewohnt ist, kamen diese gestern nicht so zum Einsatz wie das Spiel es voraussieht.
Gegenüber AfAoS wurden Raids gegen Ortschaften vom Lande aus leicht entschärft, bekommen aber durch die Möglichkeit des Küstenüberfalls eine enorme Bedeutung (Abschneiden von Supply Points). Den Hinterhalt, hier Bestechung (Bribing), gibt es noch, kam aber gestern kaum zum tragen.
Wichtig sind auch die Strategiekarten, bei denen eine aktiv sein darf und eine Grundausrichtung vorgibt.
Das Spiel hat mehr Regel, Tiefe und Varianten als A few Acres of Snow. Dauert dafür auch ca. 1 Stunde länger. Bei Kennern dauert a few Acres of Snow ca 1-1.5 Stunden, während man bei Hands in the Sea wohl 1.5-2 Stunden rechnen muss. Der 1. Punische Krieg wird thematisch gut umgesetzt, aber der geschichtliche Lerneffekt ist dennoch gering und ohne Begleitlektüre fast nicht vorhanden. Gut, das liegt wohl auch an dem Spielmechanismus. Durch die unterschiedlichen Kartendecks sind asymmetrische Elemente vorhanden.
Alles in allem ein würdiger Nachfolger von A few Acres of Snow.
Aktuell kostet A few Acres of Snow ca. 40-50€. Da lohnt sich der Aufpreis zu Hands in the Sea (60€ bei BNW) allemal. Nach einer Runde würde ich behaupten, dass A few Acres of Snow die runderen und glatteren Mechanismen vorweisen kann, aber Spieldesigntechnisch...*Hüstel, Hüstel* (Mantel des Schweigens), wobei vom Design her ist es in meinem Top 10. Allein das Cover ist für mich ein Traum.
Daher kann ich jedem, der sich für die Mechaniken interessiert Hands in the Sea ans Herz legen.
#HandsintheSea #AFewAcresOfSnow