Beiträge von Bierbart im Thema „Grundsatzfrage: Kritische Stimmen im Brettspielbereich?“

    Naja. Selbstdarstellung (bzw. Eitelkeit) ist halt ein klassisches Argument ad hominem. Das kann man im Zweifel jedem um die Ohren hauen, der sich in irgendeiner Weise anderen mitteilt -- sogar im privaten Rahmen. Und ich finde, der Bandit hier zeichnet sich nun wirklich nicht besonders dadurch aus, die eigene Person in den Vordergrund zu stellen. Da gibt's ganz andere Kandidaten. :)

    Ich frage mich gerade, wo der Vorteil liegt dasselbe Review auf BGG und der eigenen Seite zu posten?

    Aus der Sicht eines Bloggers? Eine VIEL breitere Wahrnehmung durch eine fachkundige, internationale Leserschaft. Andererseits hast ja keine Nachteile dadurch, abgesehen von einem wirklich geringfügigen Mehraufwand, und natürlich dem Risiko eines ablehnenden oder gar ausbleibenden Feedbacks auf deine Reviews.


    Und aus meiner Sicht als Leser ist es viel komfortabler und zeitsparender, mir einfach alle Rezis auf dem Geek anzeigen zu lassen, und dann (z.B. anhand von Datum, Länge, Anzahl der Likes, Sprache, Bebilderung, Verfasser...) die für mich brauchbarsten herauszufiltern, anstatt x verschiedene Seiten zu durchwühlen in der Hoffnung, irgendwann etwas lesenswertes zu finden.

    [BGG]

    Ich schaffe es gerade mal, bei den jeweiligen Spielen dort einen link zu meiner Seite zu platzieren. Abgesehen davon gäbe es aber glaube ich auch ein Problem mit Doppel-Content, wenn ich meine Rezensionen dort einfach hinüberkopieren würde?

    Leider nicht. Ich moderiere dort gerne, wenn das Geekgold zur Neige geht, und da bekommst Du immer wieder auch mal einen Brakus-Upload serviert. Alles Ablehnen ("Not a review!", "worthless content", "SPAM!", "S-P-A-M!!!") hilft NICHTS, er kriegt alles durch; und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, platziert der Typ ja zeitgleich zu seiner Rezension immer auch noch den Weblink zum tupfengleichen Review auf seine Website. Also habe ich mal gefragt, ob das eigentlich okay sei. Antwort:

    That is tolerated as long as he is posting the FULL review and not just a teaser.

    Nebenbei: ich war gestern Abend das erste Mal auf deiner/eurer Seite. Aufgrund der Diskussion hier.
    Nett gemacht, aber wie gesagt, nicht wirklich interessant für mich.

    Ist glaub eh so ein bisschen die Ironie an dieser Diskussion hier. :) Abgesehen von Leuten, die für Verlage arbeiten oder Spieleseiten/Blogs betreiben, schauen die meisten der hier mitlesenden oder mitdiskutierenden Spieler wahrscheinlich erst dann wieder auf die entsprechenden deutschsprachigen Seiten, wenn die Diskussion um Blogger, Rezensionen, schlechte Editorials und diese Sachen aufkommt. Reine Vermutung.


    @BGBandit Wäre ich an Deiner Stelle. so würde ich meinen Content übrigens auch auf dem Geek hochladen. Urheberrecht bleibt AFAIK bei Dir, aber es gibt eine große Anzahl Spieler in Deutschland, die sich hauptsächlich oder ausschließlich über BGG informieren. Die nehmen einen nur dann wahr, wenn man dort auch aktiv ist. Nur zur Verdeutlichung: BGG hat inzwischen gut 20.000 registrierte Mitglieder aus Deutschland, und davon haben fast 1500 sogar genug Engagement, um sich einen Avatar zu leisten (was nur durch Geldspende oder Mitarbeit möglich ist). Dazu kommen nochmal einige tausend Mitglieder aus Österreich und Schweiz. Ich glaube, da hättest Du unter den dort anwesenden deutschsprachigen Usern mit ziemlicher Sicherheit schnell eine gute bis sehr gute Reputation erworben, denn Dein Schreibstil und die konzeptionelle Eigenständigkeit geben das allemal her. Auf englisch wäre natürlich noch besser. :)

    @Reich der Spiele Ich bin (wen wundert's?) nach wie vor der Ansicht, dass Ihr mit Eurer Zielgruppenordientierung in erster Linie Verkaufsberatung betreibt, aber die Diskussion verzettelt sich ins klein-klein, wenn wir das weitervertiefen. Lass es mich mal mit einem anderen Vergleich probieren: Mit Euren Rezensionen berichtet Ihr meinem Einruck nach über Spiele in etwa so, wie der Kicker über Fußball berichtet. Man kann die Sache aber auch so angehen, wie es die 11Freunde tut, nämlich mit der Idee, mit jedem Artikel eigentlich über das Hobby an sich zu schreiben.


    Nebenbei möchte ich noch eins anmerken: Ich finde, es gibt durchaus auch voll lesen- oder ansehenswerte Jubelrezensionen. Kann sein, dass mich die Erinnerung täuscht, aber war nicht die Runewars-Rezension die erste vom Basti auf Spielama? Ich habe es jetzt nicht nochmal angeschaut, aber soweit ich mich erinnere, macht er da im Grunde nichts anderes, als sein Lieblingsspiel abzufeiern... und trotzdem ist das Video irgendwie richtig, richtig cool! Diese Begeisterung ist einfach authentisch, und alleine schon darum war mir diese Rezension sympathisch (Runewars finde ich selber gut, aber längst nicht gut genug für meine Top-5). Dabei ist die Rezi noch nicht mal sonderlich gelungen, vom objektiven Standpunk eines Außenstehenden betrachtet, weder als Verkaufsberatung, noch als kontextualisierende Reflexion im Sinne einer Kritik. Aber Fanboy-tum finde ich hier nicht nervig, sondern wertvoll, weil man sich in dieser Begeisterung irgendwo selber wiederfindet. Und das ist doch eben der Kern der Sache.

    Das Problem vieler "Jubelblogger" ist doch eher, dass sie Formate nutzen, um egostisch und aufmerksamkeithaschend "ihr Hobby voranzubringen" (Betonung der letzten drei Begriffe nach Belieben). Der bessere Ansatz wäre aber, eine Rezension mit dem Ziel zu verfassen, anderen Leuten Stärken und Schwächen sowie die Zielgruppe eines Spiels aufzuzeigen. Für mich sind das gegensätzliche Ansätze, die nur selten (aber nicht nie) zusammenpassen. Also auf gut Deutsch: Für Leser, Zuhörer oder Zuschauer arbeiten, nicht für das eigene Ego. DAS würde einigen mal ganz gut stehen und vielleicht unreflektierte (!) Jubelarien unterbinden.

    Sehe ich anders. Das Problem besteht viel mehr darin, dass selbst professionelle Journalisten wie Du ihre eigenen Rezensionen auf Verkaufsberatung reduzieren. Mann, Ihr Leute seid doch im Prinzip sogar selber daran schuld, wenn man als Konsument Eure Schreibe nicht von dem unterscheiden kann, was die Jubelrezensenten raushauen. Der bessere Ansatz wäre daher meiner bescheidenen Ansicht nach, Rezensionen mit dem Ziel zu verfassen, ein Spiel in seinem kulturellen Kontext zu bewerten. Angeblich ist das Brettspiel ja mehr als ein Konsumgut, oder wie war das noch gleich? Stattdessen macht Ihr Euch sich lieber Gedanken über Zielgruppen und den Nutzwert einer Rezension für den Kaufentscheid ihrer Zielgruppe. Irgendwie traurig.

    Ja, geht mir auch so. Im Prinzip kannst praktisch alles in die Tonne treten, was kurz vor und nach der Veröffentlichung eines Spieles an wertenden Einschätzungen kommt. Der Nebel lichtet sich normalerweise so ab dem Zeitpunkt, wenn ein Spiel schon nicht mehr "heiß" ist. Was am Ende übrig bleibt, kriegt man dann schon irgendwie mit, den Rest kann man ruhig verpassen.


    Überhaupt, faktisch läuft in unseren Kreisen die Sache doch eh mehr oder weniger wie folgt ab: Man kauft auf Verdacht ein Spiel, das so klingt, als könne es einem selber gefallen; früher oder später wird es dann in der Gruppe gespielt. Wenn es der Gruppe gefällt, wird es wieder gespielt, sonst eben nicht. Weil früher oder später jeder in der Gruppe damit anfängt, sich selber im Vorab zu informieren, bildet sich ein kleiner Pool von Spielen, aus denen sich Favoriten herauskristallisieren, und das hat dann nur selten mit dem zu tun, was ein Rezensent sich überlegt hat. Wozu braucht man da also groß Rezensionen, wenn es sich eh in der Gruppe entscheidet, ob das Spiel gemocht wird oder nicht? Damit kann man halt im Vorfeld ein bissen abklopfen, zu mehr sind sie nicht gut.


    Ich lese eigentlich fast nur Rezensionen zu Spielen, die ich bereits kenne. Ich lese Rezensionen also in erster Linie eben NICHT zur Information, sondern zur Unterhaltung und zum Abgleich mit eigenen Eindrücken (manche Leute bringen es einfach besser auf den Punkt, als man selbst). Und ich lese vor allem auch nur dann, wenn mir der Stil des Schreibers gefällt. Wer langweilig schreibt, den lese ich nicht. Ausnahmen sind Einschätzungen von Rezensenten und/oder Community-Mitgliedern, deren Geschmack ich vertraue (sind in meinem Fall einzelne Rezensenten auf FortressAT, Geekbuddies, unknowns-Schreiber).


    Dazu kommt noch, wie andere schon bemerkten, dass ein Spiel selten mal wirklich schlecht ist -- ändert natürlich nichts daran, dass es einen Riesenspaß macht, einen guten Verriss zu lesen, und zwar gerade dann, wenn ein Spiel nicht per se schlecht ist, sondern bloß entsetzlich einfallslos.