Beiträge von Countrysidepop im Thema „Das Orakel von Delphi“

    Ich habe nun 7 Partien hinter mir und kann keinen Schiffsplättchenvorteil erkennen.


    Ich bin ein großer Fan dieses Spiels, das bei mir und den meisten meiner Mitspieler mit jeder Partie dazu gewonnen hat. Dabei handelt es sich um sehr erfahrene Vielspieler, die Spiele durchaus kritisch-analytisch beleuchten im Gegensatz zu mir, der eher das abenteuerliche Spielerlebnis sucht und Spiele nicht appollinisch, sondern dionysisch erfasst.


    Ich finde das ORAKEL bedient eine ganz eigene Mischung aus situativer Optimiertaktik, nadelstichartiger Interaktion und Anarchie. Gerade Timing spielt eine große Rolle. Und es zeichnet sich eben gerade für eine Kreation von Stefan Feld durch ein sehr verspieltes, für ihn ungewohntes, ja fast kindliches Element aus. Für mich ist das ORAKEL ein seltener Glücksfall, indem abstrakte Mechanismen in eine Unernsthaftigkeit münden, welche die Mechanismen gleichzeitig konterkarieren. Das Spiel nimmt sich in gewisser Weise nicht ernst und wird dadurch zu einem Narren. Der Narr ist die höchste Spielkarte im Tarot.


    Das ORAKEL entlässt den Spieler aus der Kontrolle über das Spiel, ohne ihn der Willkür preiszugeben. Ich finde das ORAKEL in seiner Unschuld sehr artverwandt mit dem überwiegend unbeliebten DYNASTIES, das einen ähnlichen, jungen, lachhaften Groove hat. Beide Spiele haben es schwer, eine Zielgruppe zu finden, da sie Hybride sind, die reine Optimierer im Kopf kotzen lasen und Glücksspieler zur Verzweiflung bringen. Das ORAKEL ist, was es sich nennt: ein Orakel. Und Orakel bleiben zweideutige Anspielungen ihrer selbst.


    DAS ORAKEL VON DELPHI ist für mich hinter IM JAHR DES DRACHEN, NOTRE DAME und dem verhassten RIALTO eines der besten Spiele von Stefan Feld.