Beiträge von SpaceTrucker im Thema „Diskussionskultur“

    Man nehme den Satz:
    "Danke, das hat mir echt geholfen!"


    Ich kann mir diesen Satz von einem Gegenüber voller Ironie vorstellen - und genauso gut auch ganz ernst dankbar gemeint.
    Je nach Stimmung und Erwartungshaltung wird dieser Satz also sehr positiv (als Danksagung) oder sehr negativ (als ironische Bemerkung) aufgefasst.
    Da hilft auch das Vorstellen am Tisch nicht - man weiß mitunter eben nicht, was der andere meint damit und wie er es gesagt HÄTTE als Gegenüber - da hätte man durch Tonfall und Mimik sofort gewusst, woran man ist...

    Ja, das ist nochmal eine andere Ebene von missglückter Kommunikation, wenn der Addressat nicht interpretieren kann, was derjenige ihm sagen möchte, der eine Botschaft ausgesendet hat (klassisches Beispiel Verwendung verschiedener Sprachen oder Rauschen in der Telefonleitung....).
    Nachdem Mimik und Gestik in der Forendiskussion fehlen, ist speziell Ironie/Sarkasmus natürlich viel schwerer zu erkennen als am Tisch (demnach tendenziell eher vermeiden, so lange es nicht aus dem Zusammenhang jedem absolut klar ist. Ironie-Smilies o.ä. helfen dabei natürlich - außer man setzt Ironie-Smilie an Stellen ein, die nicht ironisch gemeint sind... ).



    oder z. B. Herrn Schulz von Thun, was er dazu zu sagen hätte (=> Vier-Seiten-Modell – Wikipedia).

    Noch etwas einfacher: Sender-Empfänger-Modell – Wikipedia

    Zum Thema Diskussion im Forum/am Tisch:
    Dass Diskussionen in einem Forum (zeitversetzt, anonymer, beliebig Zeit etwas zu formulieren) etwas anderes sind als an einem Tisch (Echtzeit, Mimik/Gestik dabei), ist mir schon klar. Deshalb schrieb ich ja "könnte helfen sich das als vorzustellen". Manchmal macht so ein Gleichnis oder Perspektivwechsel Sinn, um etwas etwas anders zu sehen. Jemand anderen zu verstehen. Mehr wollte ich damit garnicht sagen.


    Zum Thema angegriffen fühlen, sich (eigentlich) nicht verteidigen müssen, Disklussionen verlieren: Da hast du sicher auch recht. Ich muss aber sagen, dass ich es als ideal empfände, wenn sich überhaupt niemand angegriffen fühlt, sich deshalb auch nicht verteidigen muss und niemand einen Anlass sieht, sich bei einer Diskussion als Verlierer zu sehen.
    Klar, schafft man nicht immer. Aber es zu versuchen schadet nicht. :)

    In manchen Situationen hilft es vielleicht, sich den Diskussionsverlauf im Thread als Offline-Diskussionsverlauf in einem Raum vorzustellen und sich zu überlegen, welches Bild sich da ergäbe.


    Da stehen drei, vier Leute zusammen und haben gerade begonnen sich über Spielevideos zu unterhalten und wer denn welche anschaut. Jetzt kommt jemand dazu und sagt einfach (überspitzt) "Spielevideos sind sch****". Er lenkt damit den Fokus des Gesprächs weg von dem relativ ergiebigen Feld der konkreten, einzelnen Spielevideos, Channels,... hin zur allgemeinen Sinnhaftigkeit von Spielevideos, vielleicht weil ihn das eher interessiert oder auch weil er das Thema abschließen möchte und sich über etwas ganz anderes unterhalten.
    Würde man das im reale Leben so machen? Bei Unbekannten vermutlich eher nicht, bei bekannten Gesichtern vielleicht ja, weil man sich eben speziell mit diesen Menschen unterhalten möchte und nicht mit jemand anderem im Raum. Aber auch da wäre einer der anderen vielleicht etwas verägert, weil er zu dem vorherigen Thema gern noch etwas erfahren oder gesagt hätte. Wenn man denn dazwischengrätscht und das Thema ändert, würde man das wohl auch nicht mit einem "Spielevideos sind sch****" tun, nachdem das wohl als negativ und nörgelig aufgefasst würde. Spätestens wenn das ständig passiert, dass jemand dazu kommt, der das tehma blöd findet, dann würde man wohl irgendwann zu hören bekommen, dass man doch nicht so motzig sein solle und doch bei einem anderen Grüppchen im Raum mitdiskustieren soll, wenn man sich für das Thema hier nicht interessiert.


    Ähnlich letztens als der Spielworxx-Regelthread völlig eskaliert ist:
    Man stelle sich einen Autor vor, der in den realen Spieleclub kommt und ein frühes Produktionsmuster seines neuen Spiels dabei hat. Es fällt die erwartungsfrohe Frage, wie die Allgemeinheit die Neuheit den so findet. Jetzt stürzen sich 6, 7 Personen auf einmal auf den Autor und überziehen ihn gleichzeitig mit harscher Kritik (unabhängig ob gerechtfertigt oder nicht), die er nicht erwartet hätte. Der Autor weicht vor der Menge zurückrückt, stößt mit dem Rücken gegen die nahe Wand, die Kritiker rücken nach und reden als Traube außenherum auf den Autor ein, jeder mag seine Punkte genau erklärt und verstanden wissen und gibt auch nicht gleich klein bei. Einen bequemen Ausweg gibt es in der Situation kein mehr. Es garnicht mal so, dass es irgendjemand böse meint, aber für den Autor fühlt sich die Situation bescheiden an, er ist gestresst und beginnt dünnhäutig zu reagieren.
    Würde man im realen Leben wohl eher nicht so eskalieren lassen.