Beiträge von MetalPirate im Thema „Lorenzo il Magnifico“

    Habe kürzlich GAH gespielt und fand es schrecklich. Lang, eintönig, uninspiriert.


    Lorenzo klingt trotzdem noch interessant. Wie ähnlich ist das Spielgefühl?

    Nicht ähnlich. GAH fand ich okay zu zweit, schwach zu dritt, schlecht zu viert. Lorenzo ist IMHO das deutlich bessere Spiel.

    => Regel lesen, Videos schauen, wenn möglich irgendwo anspielen oder ausleihen. Auf jeden Fall nicht bloß aus GAH-Abneigung Lorenzo von der Interessiert-mich-Liste runterschießen.

    Aber war das bei früheren Versionen auch schon so?

    Nein. Aus der Erinnerung: Wer direkt bei Erscheinen in Essen gekauft hat, bekam Englisch. (Möglicherweise gab's auch die Wahl zwischen Englisch und Italinienisch.) Nach dem großen Erfolg gab es dann lokalisierte Versionen, u.a. deutsch. Wobei das für irgendwelche Promos oder KS-Extras (-> Pazzi Conspiracy) nie galt, da gab's schon immer maximal englisch oder italienisch.

    wenn du es gerne richtig interaktiv haben möchtest, dann spiel mal Guilds of London

    Das ist doch überwiegend direkte Interaktion der Sorte "take that!", oder? Ich hab's gern interaktiv, aber am liebsten in vielseitiger Art und ohne dass die rein destruktiven Elemente zu dominant werden.

    Okay, das "weitgehend interaktionsfrei" war vielleicht ein bisschen zu stark, zumindest auf das Spiel bezogen. Für mein erstes und bisher einziges Spiel galt das schon, weil ich mir den Leader-Bonus "keine 3 Geld zahlen beim Einsetzen in besetzte Häuser" freigeschaltet habe. Außerdem durfte ich dank Exkommunikation in den Runden 5 und 6 nicht mehr auf die Ertragsfelder unten rechts und beim Aktivieren der Produktion kamen wir uns nicht in die Quere, weil kein anderer nennenswert gelbe Karten hatte. Für mich war's absolut Multiplayer-Solitär. Aber allgemein kann ich mir schon vorstellen, dass es ein bisschen interaktiver ist. Aber definitiv nicht auf dem Niveau eines Terraforming Mars, Islebound, Great Western Trail oder Ulm, um mal vier andere Eurospiele dieses Jahrgangs zu nennen.

    Stimmt, man muss das "Betriebskapital" erstmal haben. Wir haben das so gespielt, dass man erstmal den "Input" auf die Karten gelegt hat und sie dann nacheinander aktiviert hat: Input zahlen, Output nehmen. Ändert nichts daran, dass in der Summe die Maschine ein paar Siegpunkte aus dem Nichts produziert hat bzw. bei Fütterung mit ein paar Ressourcen bis zu 19 Siegpunkte. Ich wollte es oben nicht komplizierter machen. Wir haben es definitiv richtig gespielt.


    @yzemaze: Ich habe gerade gesehen, dass es eine eigenen Thread zu Lorenzo gibt. Magst du meine beiden Beträge und @Kermeurs Antwort bitte nach Lorenzo the magnificant verschieben?

    Letzte Woche konnte ich mal Lorenzo il Magnifico spielen. Das Spiel wurde ja vielfach, auch hier, sehr hoch gelobt. Ich war gespannt, denn bei der Regellektüre vor Essen erschien es mir wie ein recht gewöhnliches Optimierspiel der Sorte "Tausche Ressourcen untereinander und dann letztendlich gegen Siegpunkt", das mir keine 50 EUR wert war, erst recht nicht bei Autoren und einem Verlag, wo die Spielequalität recht unterschiedlich ausfallen kann.


    Wir waren zu dritt. Die beiden anderen kannten das Spiel schon. Ich brauchte eine komplette Erklärung; vom Vor-Essen-Regellesen war kaum mehr etwas übrig. Wenn ich ein Spiel neu kennenlerne, schieße ich mich gerne auf einen Bereich ein und blende andere Bereich komplett aus. Bot sich hier auch an: ich beschloss, die ersten beiden Inquisitionswertung komplett zu ignorieren ("Ich bin Protestant, ich schei*e auf den Vatikan!") ;) und mich auf gelbe Karten (Produktionsgebäude) zu fokussieren.


    Vom Himmel gefallen ist das freilich nicht. Bei den Leader-Karten, die am Anfang verdraftet werden, war eine Karte dabei, die einige ausgespielte gelbe Karten verlangt hat, um dann die 3 Geld Strafe für das Einsetzen in besetzte Türme zu sparen. Erste Exkommunikationsstrafe war reduzierte Geldauszahlung, zweite Strafe war Verbot des Einsetzens auf die Felder "5 Geld" und "5 Helfer", und meine Idee war, diese Strafen bewusst auf mich zu nehmen, wenn dafür die 3 Einsetzkosten perspektivisch wegfallen würden. Außerdem lag der Steinmetz in der Startauslage, der gelbe Karten um 1 Ressource billiger macht. Den wollte ich haben, und als zweiter in der Spielerreihenfolge war die Chance dazu nicht schlecht. Außerdem hatte ich noch eine zweite Leader-Karte mit gelb-Karten-Bedingung bei den vier Startkarten und eventuell würde ich die beim Drafting mit drei Spielern am Ende sogar wiederkriegen.


    Jo, hat funktioniert. Die Karte kam wieder zu mir, und zwischendrin in Runde 2/3 konnte ich nochmal eine Karte mit gelb-Bedingung sicherstellen. Die war zwar nicht wirklich sinnvoll für mich, aber ich wollte sie wegdraften, damit kein anderer auf die Idee kommen sollte, auf gelbe Karten zu spielen.


    Tja. Auch das hat funktioniert. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Ich habe im Laufe der sechs Runden dann ziemlich alleine auf gelb gespielt und mir dabei eine schöne Produktionsmaschine zusammen gebaut, die Geld in Ressourcen und Ressourcen in Geld transformiert hat und bei jeder Aktivierung dabei Siegpunkte rausgeworfen hat. Dank der zwei Umwandlungskurse auf jeder Karte ist man da sehr flexibel. Auf Sparflamme betrieben war die Maschine selbstversorgend und mit Volllast und Fütterung durch ein paar wenige zusätzliche Ressourcen sprangen am Ende bei jeder Aktivierung volle 19 Siegpunkte heraus.


    In Spielrunde 5 und 6 konnte ich die Maschine jeweils zweimal aktivieren, und so habe ich in meiner Erstpartie auf Anhieb 127 Punkte geholt. Mit weitem Vorsprung gewonnen. Die beiden Kenner des Spiels konnten kaum glauben, dass soviele Punkte erreichbar waren. ;)


    Aber trotz dieses positiven Ergebnisses ist mein Eindruck von dem Spiel gemischt. Das Ganze ist leider weitgehend interaktionsfrei. Ich habe die ganze Zeit mein Spiel gespielt ohne dass mir die anderen beiden Mitspieler groß dazwischen funken konnten. Hätten sie z.B. die gelben Karten aktiviert (es gibt nur ein "gutes" Aktivierungsfeld), dann hätten sie sich selbst dabei sehr geschadet, denn kein Mitspieler hatte mehr als eine gelbe Karte gebaut (ich hatte in der vierten Runde schon meine sechs gelben zusammen).


    Ich würde sogar sagen, dass durch das Drafting am Anfang alle Spieler ganz bewusst auf unterschiedliche strategische Wege gezwängt werden, so dass sie sich nachher nicht viel stören. Das nimmt noch Interaktion weg. Konkurrenz um die gleichen Ressourcen ist ja das, was viele Eurospiele ausmacht, und davon hat Lorenzo sehr wenig. Mir ist Lorenzo il Magnifico damit ein gutes Stück zu interaktionsarm. Das teilt das Spiel mit vielen anderen Eurospielen, das scheint auch leider ein Trend des Jahres 2016 zu sein, aber das macht es nicht besser.


    Positive Sachen gibt's auch. Es spielt sich recht flott, das "Würfelergebnisse zählen für alle" bringt interessante taktische Zwänge, Grafik und Ikonografie (-> Klemens Franz) sind gut. Kein solcher Symbol-Overkill wie bei Grand Austria Hotel. Lorenzo ist da deutlich schlanker. Es fühlt sich auch nicht so stark nach Würfelchengeschubse und Ressourcenkonvertiererei an wie vieles andere in dem Genre, vielleicht auch weil die Ressourcen so unterschiedlich sind, von Holz/Stein als Baumaterial über die Helfer zum Aufwerten der Würfel und die Militärstärke (ganz unterschiedlicher Nutzen) bis zu den Glaubenspunkten, die die Strafen verhindern, dafür aber dann für Siegpunkte ausgegeben werden müssen.


    In der Summe finde ich Lorenzo schon reizvoll, aber in dem Jahrgang gibt es mindestens ein halbes Dutzend besserer Spiele. Ich bin froh, dafür keine 50 EUR ausgegeben zu haben. Wenn das Spiel über den Heidelberger Spieleverlag auf Deutsch erscheint und für einen guten Preis zu haben ist, dann könnte ich mir schon vorstellen, es zu kaufen, aber von "must have" ist der Lorenzo ein gutes Stück entfernt. Dafür ist es mir zu wenig originell und auch deutlich zu interaktionsarm.



    #LorenzoIlMagnifico

    @Odes Spielekiste: Interesse ist definitiv auch bei mir da. Ebenfalls völlige Zustimmung zu der Aussage, dass Cranio Creations schon gute Sachen rausgebracht haben. Ich mag z.B. Konzil der Vier. Aber von Cranio Creations gab's eben auch schon solchen Schrott wie Dungeon Bazar (übrigens auch von den Herren Tascini/Luciani).


    Bei italienischen Autoren und Verlagen habe ich mir angewöhnt, Regeln sehr genau zu lesen und/oder erste Reviews und Spielberichte abzuwarten. Da geht es anscheinend oft eher das dem Motto "Masse statt Klasse" zu. Was keineswegs heißen soll, dass da nicht auch mal absolute Perlen dabei sein können. Bitte nicht falsch verstehen. Aber man muss schon ein bisschen gründlicher filtern als bei anderen Verlagen/Autoren, wo man neue Spiele fast blind kaufen kann und eine gewisse Mindestqualität sicher ist.

    Und die Autoren haben bewiesen, dass sie in der Lage sind interessante Entscheidungsebenen zu kreieren.

    Richtig. Das Gegenteil gilt aber auch; das ludografische Schaffen dieser Herren aus Italien geht von absolut toll bis völlig verzichtbar. Die besseren Sachen kamen auch meist bei renommierteren Verlagen raus. Bei Cranio Creations habe ich nicht so viel Lust, 50-EUR-Blindkäufe zu machen.

    50€ für vergleichsweise wenig Material ist nicht günstig, mir ist es das jedoch wert.

    Das Spiel erscheint bei Cranio Creations. Von denen habe ich letztes Jahr auf der Messe das Konzil der Vier gekauft. Für ~35 EUR. Gerade mal einen Monat nach der Messe gab's das für 2/3 davon im Versandhandel.