Beiträge von Bierbart im Thema „19.09.-25.09.2016“

    Njaaa, die Bewertungen auf BGG sind aber auch ein liebenswertes, weil absurd nerdiges Meta-Spiel mit einem gewissen Unterhaltungswert. :) Da gibt's die Shiller-Votes, die ein Spiel unbedingt nach oben drücken wollen; die Anti-Shiller, die das wieder ausgleichen wollen, weil sie die Bewertungen viel zu ernst nehmen; die Provokateure, die ein nicht erschienenes Spiel mit einer 1 bewerten -- einfach nur darum, weil die sich bisweilen daraus ergebende Nerdrage einfach zu cool ist; Spaßvögel, die jedes Spiel außer Monopoly schlecht bewerten etc... Einer der Gründe, warum man BGG nur lieben kann. :thumbsup:

    Imhoptep -- wunderbares Stichwort, um geschickt zu meiner jüngsten Spielerfahrung überzuleiten. Am Dienstag konnte ich nämlich endlich auch einmal Kemet spielen. Wann kam das heraus? 2012? Okay, vier Jahre nach Erscheinen kenne ich es nun also auch. ...aber gut, ich kenne ja von den Neuheiten in aller Regel eh so gut wie nichts. Wie schön. Der Kult des Neuen hat seine gierige Hand noch nicht um mich geschlossen, und ich werde auch dieses Jahr mit voller Überzeugung nicht in Essen sein, ha! :D


    Normalerweise nennt man im Zusammenhang mit Kemet gerne Kyklades oder Chaos in der Alten Welt. Passt beides nur so halb. Inzwischen wäre zumindest Blood Rage der bessere Vergleich. Aber das Spiel, an das ich am ehesten dachte, war eigentlich Nexus Ops, wenn auch in einer stark eurofizierten, weil deterministischeren, aber auch tieferen und komplexeren Version. Wie gewinnt man am ehesten? Durch Gewinnen von Kämpfen (egal wo und worum), und durch das Besetzen von Feldern, die man in vielen Wargames "Objectives" nennen würde. Darum halte ich Nexus Ops für den vielleicht passendsten der üblichen Vergleiche. Ich möchte es einmal so ausdrücken: Nexus Ops ist ein kurzes, voll auf Kampf gebürstetes Spiel; Kemet ist ein kurzes, voll auf Kampf gebürstetes Optimierungsspiel.


    Was Kemet allerdings sowohl von Nexus Ops als auch von den Hybriden "Blood Rage", "Chaos..:" und "Kyklades" unterscheidet, ist die strategische Planbarkeit. Die Entscheidung, welchen Ast des Techtrees man verfolgen möchte, stellt hier Weichen für einen Matchplan, und ich glaube nicht, dass man Kemet ohne langfristigere Vorausplanung gewinnen kann (was bei Chaos.. sehr wohl geht, wie ich aus eigener Erfahrung sicher weiß).


    Ich hatte schon meine Freude an Kemet, aber mit den Determinismen habe ich tatsächlich meine Probleme, und damit meine ich ganz konkret diese elendigen Kampfkarten! Das Spielgefühl bei der Abhandlung der Kämpfe ist praktisch wie bei Game of Thrones -- also ätzend. Ich meine, gibt es irgendetwas, was noch weniger Spaß macht als ein Kampf, von dem man vorher weiß, wie er ausgehen wird? Das ist doch wie Elfmeterschießen, bei dem man vorher genau ausrechnen kann, ob der Ball ins Tor geht oder nicht. Ich sage nur ein Wort: WÜRFEL. Wäre viel besser, weil spannender. Mal ganz abgesehen davon, dass das Ausspielen von Karten viel weniger Action hat als eine Würfelbecher auf den Tisch zu knallen...


    Ich finde überhaupt, ein wenig mehr Leichtigkeit täte dem Spiel gut. Ich fand auch die Informationsdichte für die Erstpartie etwas zu hoch. Es gibt für den Anfänger ziemlich viel davon zu verarbeiten (wobei man mir allerdings auch gleich die Erweiterung zumutete, die nochmal 16 zusätzliche Technologien und mit dem Priester noch eine Sondereinheit einführte). Aber abgesehen davon fällt mir wenig ein, was ich an diesem Spiel noch bemängeln könnte. Der Technologie-Aspekt ist richtig gut gelungen, die Downtime gering, die Spielerinteraktion einschließlich Take-That-Faktor ist sehr hoch. Optisch nichts zu beanstanden. Gute Spielerhilfen sind allerdings angeblich nicht im Spiel enthalten. Ohne die Hilfen aus dem Netz wäre ich wohl verloren gewesen.


    #Kemet