Beiträge von Gernial im Thema „Mombasa Erweiterung in 2017?“

    Es ist mMn. schwierig, allgemeine Aussagen zu treffen über Erweiterungen. Die zugrundeliegenden Spiele sind zu unterschiedlich und die Zielgruppen auch. Je nach Erwartungshaltung kann man eine Erweiterung als Gelungen ansehen oder eben auch nicht. Meine Erwartung ist in jedem Fall, dass sich neue taktische ond (oder/und) strategische Optionen ergeben. Als Schachspieler wählt man dazu einfach eine neue Eröffnung. Da nur wenige Brettspiele diese Spieltiefe aufweisen, ist es sinnvoll hier irgendwie Neues anzubieten. Beim Schach läßt sich dies auch erreichen, wenn man die Eröffnungen ausreichend ausgelotet hat (also nach so 20-40 Jahren) - indem man die Figuren auf der Grundreihe zufällig aufstellt ("Bobby-Fischer Schach"). Dann hat man für weitere 100 Jahre "Neues". Will man die Grundmotive von Plänen erfrischen, fügt man dem Schach einfach eine Figur hinzu die z.B. wie ein Läufer und Springer zugleich ziehen darf (Grashüfer-Schach). Oder man lernt das Chinesische und Japanische Schach kennen, die völlig neue Aspekte ins Spiel bringen. Besonders gelungen ist Alex Randolph seinerzeit das Chess-mate (Abacuss-Spiele), das die Idee des Shooghi (jap.Schach) mit dem abendländischen Schach verbindet (Gegnerische Figuren als eigene einsetzen dürfen -> Tandem-Schach). Es gibt sogar ein Buch über mehr als 1000 Schachvarianten, die tatsächlich relevant gespielt wurden. Besonders lustig ist dabei das Frankfurt Chess (Studentenszene 1970er Ffm). Da verwandelt sich die schlagende Figur in die Geschlagene.
    Lange Rede kurzer Sinn: Dies war ein Plädoyer für die Vielfalt.
    Wichtig finde ich allerdings, dass sich Verlage nicht aus der Verantwortung stehlen, aus der Vielfalt an Möglichkeiten Sinnvolles auszuwählen bzw. zu extrahieren. Wer ein Spiel nicht kennt, ist schnell überfordert, aus einer Vielfalt auszuwählen und wird sich "abkapseln": Je komplexer ein Spiel und je fordernder, desto mehr ist mMn. der Hang des Menschen, sich Scheuklappen anzulegen, um dieses Überforderungsgefühl zu blocken. Wer mal versucht hat, in einem Skatklub den (zumeist älteren) Menschen Tichu schmackhaft zu machen, weiß was ich meine ;)