Beiträge von Bernd68 im Thema „Imperial Struggle (GMT)“

    Du hast schon recht und die Spiele sind ja auch nicht „unlernbar“, aber anfangs tut man sich trotzdem schwer - insbesondere wenn man dann während des Spiels etwas in der Regel sucht.


    Daher bin ich der Meinung, einfach eins von beiden kaufen und sich einarbeiten und durchbeißen - anders geht es nicht.

    Spontan würde ich sagen: Nimm das, dessen Thema dich eher anspricht.


    Das eigentliche Problem wirst du so oder so haben: Die Spielregeln. Die sind anders aufgebaut als bei Euro Games und verhindern schon fast einen einfachen Einstieg.

    Ich möchte dem Bericht von ravn noch hinzufügen, dass auch in dieser Partie das passierte, weswegen ich dieses Spiel so schätze:


    Man macht seinen (teilweise durchaus umfangreichen) Zug, lehnt sich "nach getaner Arbeit" zurück und sagt sich "SO! Da habe ich mir ein solides Fundament gelegt um gleich mit Plättchen x oder y in etwa folgendes zu machen..."


    Dann macht der Gegner seinen eventuell auch umfangreicheren Zug und man steht kurz vor dem Herzkasper, möchte nur noch in die Tischkante beißen und realisiert, dass man plötzlich zwei bis drei Problem hat, aber wohl nur eins lösen kann - von der Verfolgung des eigentlichen Plans ganz zu schweigen :lachwein:


    Welches Problem gehe ich jetzt an und gelingt es mir dabei evtl. den Gegner selber unter Druck zu setzen? Das Schöne war/ ist, dass dies auf beiden Seiten passiert! Immer wieder sieht man, wie dem Gegner nach dem eigenen Zug alles aus dem Gesicht fällt und man ist froh über seine kurzen Arme bzw. die Tiefe des Tisches ^^


    Erwähnenswert ist auch noch, dass die Ausgangssituation heute ganz anders war als bisher: Die drei gefragten Warensorten waren in unterschiedlichen Regionen, in denen es auch kaum Siegpunkte gab. Man kann bei diesem Spiele nicht stumpf seinen Stiefel runterspielen nach dem Motto "ich bringe wie sonst auch erst Europa unter meine Kontrolle und dann die Waren in Indien...", hier muss man kreativ sein, die aktuelle Situation immer wieder neu beurteilen und entsprechend agieren.


    Immer noch nervenzerfetzend spannend!

    unittype001 schöner Bericht, der gut beschreibt, wie man sich anfangs fühlt!


    Bzgl redaktioneller Bearbeitung von GMT: Ich bin immer wieder verblüfft, wie sie es schaffen, etwas einfach nicht zu erwähnen. So dachte ich anfangs, dass man Conflict Marker platziert um die unflagg Kosten auf 1 zu senken oder die Wirkung des Markers zu nutzen (Unterbrechung von Ketten, nicht in der Wertung etc.) - bis ich im BGG Forum las, dass man Conflict Marker auch auf leeren Feldern platzieren kann um die Kosten für das Flaggen auf 1 zu reduzieren. Wenn man dann nochmal an den verschiedenen Stellen nachliest, kann man darauf kommen, weil nirgendwo steht, dass man einen Conflict Marker auf ein geflaggtes Feld legen muss. Ein einfacher Hinweis darauf wäre schon hilfreich gewesen.

    Herbert


    Ja, es gibt ein von Ananda Gupta gepflegtes Dokument auf BGG, das Fehler bzw. Korrekturen und Klarstellungen enthält. 2 DIN A4 Seiten in großer Schrift... er ist auch sehr emsig dabei Regel- und Verständnisfragen im BGG Forum zu beantworten.

    Soll das Ding nicht mehr oder weniger verseucht mit Fehlern sein? Wenn das der Fall ist, ist bekannt, ob sich die deutsche Version darin unterscheidet oder einfach alles 1 zu 1 übernommen wurde?

    Von "verseucht mit Fehlern" würde ich nicht sprechen.


    Es wirkt wohl so, weil es quasi überall mal einen Fehler gibt: Auf dem Spielplan, auf einigen (wenigen) Karten, auf der Spielhilfe, im Playbook - und natürlich im Regelheft.


    Und man fragt sich, wie man eine Aktion in der Spielregel vergessen kann und auf der Spielhilfe falsche Siegbedingungen darlegt. Da es aber auf BGG eine sehr gute Spielhilfe gibt, fällt das nicht so ins Gewicht.


    Falls GMT im Rahmen einer Zweitauflage mal eine Art Upgrade Pack anbieten würde, würde ich dafür jedenfalls kein Geld ausgeben.

    Zu der Spieldauer muss ich sagen, dass es uns sehr viel Zeit gekostet hat, die Auswirkungen des letzten Krieges, die Rolle der USA in der letzten Epoche, und die Sonderregeln für die letzte Runde nachzuschlagen und zu verstehen. Es steht zwar alles irgendwo, aber halt nicht gebündelt und auch nicht unbedingt sofort verständlich. Hinzu kam, dass wir bisher immer nur den ersten Krieg gespielt hatten und uns nun noch anschauen mussten, was in den weitern Kriegen Bonuspunkte für die Stärke gibt.



    Ansonsten haben wir schon zügiger gespielt als bisher, auch wenn nochmal die ein oder andere Regelfrage aufkam. Ich denke mal, dass eine Partie über volle 6 Runden inkl. Schlusswertung in 6 Stunden schaffen kann.



    Aber wie Ralf schon schrieb, kann man einige Entscheidungen nicht einfach aus dem Bauch heraus treffen. Wenn man für die kommende Runde 5 Ereigniskarten auf der Hand hat und davon 2 abwerfen muss, ist das keine einfache Entscheidung. Und wenn man dann für die Boni der Ereigniskarten noch die Ministerkarten zu Rate ziehen muss und versucht, die Effeke der Karten in Einklang zu bringen, dauert das bei Anfängern (als die ich uns noch bezeichnen würde) etwas. Insbesondere weil die Ministerkarten recht textintensiv sind.



    Ich habe mich jedenfall in den 8 Stunden keine Minute gelangweilt, war nach der Partie aber schon etwas geschafft und aufgedreht.



    Zu der Partie selber... wie üblich gelang es meinem Gegenspieler die Kontrolle über die gefragten Waren zu erlangen. Merkwürdigerweise waren in den bisherigen Partien immer Spice und Cotton (beide in Indien) gefragt und ich schaffe es einfach nicht, mich da festzusetzen. Dafür hatte ich Fur in Nordamerika - das war aber nie gefragt :) Auch in der Karibik gelang es mir nicht richtig, mir die Mehrheit der Waren zu sichern. Ich konnte den Engländer zwar nerven, aber so richtig kam ich auch dort nicht zu Potte.



    In den beiden bisherigen Partien wurde mir dies, gepaart mit nicht wirklich guten bzw. passenden Ereignissen und dem Verlust der Prestigepunkte in Europa stets zum Verhängnis. Die Mehrheiten in Nordamerika und Europa brachten wenige Punkte und so eilte der Gegener aufgrund von Siegpunkten durch Prestige, Waren und evtl. noch Events davon und die Partie endete schnell.



    Dieses Mal lief es aber anders... zwar hatte ich wieder das "Waren-Problem", konnte aber durch Events punkten und auch mal Prestigepunke sammeln. Europa und Nordamerika waren fest in meiner Hand und brachten auch den ein oder anderen Siegpunkt.



    Entscheidend war aber, dass ich 14 der 15 Theater of War gewinnen konnte. Im ersten Krieg gab es dafür Siegpunte, später eher Eroberungspunkte, mit denen ich Territorien und Forts einnehmen konnte. Auch musste der Gegner Flottten vom Spielplan nehmen, so dass die Seemacht England plötzlich ohne Flotte auf dem Spielplan dastand, während Frankreich alle Flotten auf dem Spielplan hatte. Da wurde das Spiel dann auch recht brutal: Durch meine Übermacht zur See gewann ich die Theaters of War meist sehr deutlich, was große Belohnunen für mich und sehr harte "Strafen" für England zur Folge hatte. Englands Märkte in der Karibik waren plötzlich isoliert, ich konnte mich dort ausbreiten und auch in Nordamerika auch noch den Fischfang kontrollieren.



    Die Erfahrung aus dreieinhalb Partien zeigt mir: Wenn es für einen selber gut läuft und für den Gegner eher schlecht, kann man versuchen, über die Waren (wenn man sie denn kontrolliert), Prestige, und Ereignisse einen schnellen Sieg nach 2 oder 3 Runden zu erringen. Dazu muss aber wirklich alles passen, da fortwährende Niederlagen in den Kriegen einen fertig machen.

    Es kann Sinn machen, sich auch um ein Gebiet mit wenig Siegpunkten zu kümmern, um sich für den kommenden Krieg in Stellung zu bringen. Kann ja auch sein, dass es in der zweiten Runde einer Epoche mehr Punkte für dieses Gebiet gibt. Vielleicht passen auch die Events gerade dazu. Oder man stand bei den Waren sehr gut da und dann kommt jemand vorbei, der einem mit Events und Advantage Tiles die Waren abnimmt bzw. mit Conflict Markern zupflastert :) Dann muss man ggf. völlig umdisponieren.


    Nach inzwischen drei Partien würde ich sagen, dass man bei diesem Spiel nichts pauschalisiere sollte. Es kann Sinn machen, als erster in einer Runde zu agieren, es kann aber auch genau andersherum sein. Und wenn es für mich besser ist, als erster zu agieren, kann es sein, dass es für den Gegner "noch besser" ist, reagieren zu können.

    Es kann auch in einer Partie sinnvoll sein, sich um die Waren zu kümmern, in der nächsten hat man keine Schnitte bzgl. Waren und agiert völlig anders.


    Im Grunde muss man bei jeder Aktion neu schauen, was das Beste ist und kann sich dann noch nichtmal sicher sein, dass man damit durchkommt.


    Ich habe selten ein so nervenzerfetzend spannendes Spiel gespielt!