Beiträge von PeeWee im Thema „[Filmtipp] Wirklich gute Horrorfilme und welche man links liegen lassen sollte.“

    Infinity Pool:


    Die Prämisse ist interessant: In einem fiktiven Staat steht auf vieles die Todesstrafe, mit genug Geld in der Tasche kann man allerdings einen Klon erschaffen, der anstelle der verurteilten Person hingerichtet wird. Das eröffnet gut betuchten Arschgeigen, ihre Abgründe auszuleben. Angenehm ist der Film nicht: Die Hinrichtungen sind ein Schlag in die Magengrube, visuell ist der Film teilweise äußerst anstrengend und irgendwie fehlt es am Ende doch ein wenig an Substanz. Die letzte halbe Stunde empfand ich als äußerst zäh.

    Das hätte ich jetzt 1:1 genauso schreiben können. Sehe ich uneingeschränkt genauso. Der Film will mir gefallen und ich mag die Prämisse. Aber irgendwie ist er wie du sagst dann doch recht zäh...


    Den "Vorgänger" Possessor fand ich allerdings richtig richtig gut...

    Zumal die Gewalt im gesamten Kontext eben nicht sinnfrei ist...

    Da hast du mich falsch verstanden oder ich verstehe dich falsch.

    Ich habe mich gar nicht auf dich direkt bezogen. Ich glaube dazu sind auch die Befindlichkeiten von Personen zu verschieden und jeder hat da ne individuelle Meinung.


    Will sagen: Gewalt kommt mittlerweile sehr oft in Filmen vor und wird regelrecht zelebriert.

    Dabei gibt es aber einen Unterschied ob die Gewalt als Selbstzweck dient oder eben etwas unterstreichen soll. Gewalt wie Braindead oder teilweise Quentin Tarantino (Django) kann man pauschal ja nicht ernst nehmen, ist manchem aber auch schon zuviel.


    Bei Martyrs empfand ich die gezeigte Gewalt erträglich. Aber im Kontext der Handlung wirklich heftig. Da hat für mich das Zusammenspiel perfekt gepasst. Tatsächlich war die Auflösung und die Motivation für mich das Erschreckenste daran.


    Insider fand ich persönlich schlimmer, weil es für mich (!) Keinen Sinn machte. Und die gezeigt Gewalt viel zu explizit war und die Handlung nicht wirklich bereicherte. Das wirkte mehr wie mit der Brechstange und war trotzdem toternst gemeint.


    Aber das kann man auch nicht verallgemeinern, wo die Grenzen bei jedem individuell liegt.


    Für mich war z.B. definitiv bei A Serbian Film diese Grenze erreicht und hier würde ich sagen: ab auf den Scheiterhaufen mit diesem Film...

    Ist der angesprochene Film tatsächlich noch beschlagnahmt?! :S

    Ich bin da nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand, aber soweit ich weiß sind alle drei noch beschlagnahmt. Fulci hatte es nie leicht mit den Zensoren in Deutschland (in UK ja auch nicht), und seine Filme waren sowohl ursächlich für die Video Nasties-Debatte in UK als auch für die VHS-Beschlagnahmewelle Anfang der 1980er verantwortlich. Und anders als Tanz der Teufel gibt es da auch wenig Ironie und Splatterspaß in diesen gar garstigen Filmen, die für eine Aufhebung der Beschlagnahmung genutzt werden könnten.


    Wer wissen will, wie die Debatte damals geführt wurde, dem sei dieses berühmt-berüchtigte ZDF-Special "Papa, Mama, Zombie" empfohlen:

    Ich dachte nur:


    Mitterweile sind die Zeiten ja doch sehr anders. Wenn ich bedenke, was Anfang der 2000er noch Spiele gekürzt oder gar nicht auf den Markt kamen... Man denke da an C&C Generals...


    Mittlerweile wir ja eigentlich nur noch im TV gekürzt... Eine wirkliche Beschlagnahme im Film oder Spielebereich ist schon sehr selten geworden. Muss mal die Liste durchgehen...


    Damals wurde da die Betamax Tapes in der Schule rumgereicht, als wären es verbotene Substanzen... Oder Bloodpatches auf Disketten, von dem Typen der als einziger Internet hatte... Mei waren das Zeiten... :lachwein:

    Fulci ist da nichtmal die Spitze des Eisbergs, ich sag nur "Junge Mädchen zur Liebe gezwungen" (nicht mehr beschlagnahmt, warum auch immer). Ich muss zugeben, dass ich die damalige Inszenierung aus heutiger Sicht sogar schlimmer finde, da man nicht erkennen kann, dass damals bei den Dreharbeiten irgendjemand einen Filter davor hatte, dass man hier etwas Sensibles oder Problematisches dreht. Der Blick ist da so offenkundig voyeuristisch konnotiert dass mir da eher übel bei wird, wenn ich mir vorstelle, welches Publikum damals bedient werden sollte. Gleiches gilt auch für Peckinpahs Straw Dogs und Sergio Leones Once upon a time in America, das sind beides Filme, die ich großartig finde, denen ich ihre Inszenierung der Vergewaltigung aber wirklich übel nehme.

    Ja ich weiß was du meinst, auch wenn ich "Junge Mädchen...." jetzt nicht kenne...


    Kommt für mich aber auch immer auf die Glaubwürdigkeit der Szenen an, die ich den meisten Fulci Filmen einfach gänzlich abspreche.


    Das ist ein bisschen wie bei der Gewalt in Filmen. Braindead schockt mich von der Härte überhaupt nicht, weil die hier total drüber ist.

    Im Zweifel reicht dann aber ein Film mit deutlich weniger Blut, um mir wirklich in den Magen zu fahren... Da ist der Kontext für mich das Entscheidende.


    Das meine ich mit Glaubwürdigkeit. An die Szene von Once upon a time ... kann ich mich jetzt gar nicht mehr bewusst erinnern.

    Ich wollte da auch keinen Wettbewerb draus machen, mit Blick aufs italienische Kino der 1970er gibt es etliche Filme, die "schlimmere" Sequenzen dieser Art beinhalten, und das auch - das macht es natürlich noch übler - dann auch als sexuell erregend verkaufen wollen. Hier ist es gottseidank anders, die Szene nimmt einen vor allem emotional mit, das allerdings gewaltig. Ich finde es auch gerade spannend, dass eine weibliche Regisseurin das in dieser Form inszeniert hat, das macht spannende Diskussionen darüber auf, wie sie versucht den filmischen Konventionen einer solchen Szene zu entgehen. Aber darauf kann ich mich tatsächlich beim Sehen der Szene nicht konzentrieren.

    Das stimmt. Ich erinnere mich da an ein beschlagnahmtes Werk von Fulci...


    Trotzdem sind solche Szenen in der heutigen Zeit für mich viel intensiver und "realistisch" inszeniert. Eben in den o.g. Filmen finde ich die Szenen schon bedeutend glaubwürdiger und dadurch wesentlich schrecklicher, als bei den Schmuddel-Italos...