Beiträge von ravn im Thema „Villen des Wahnsinns 2nd Edition angekündigt - Appgesteuert“

    Wie bei Arkham Horror und dem gleichnamigen LCG auch empfiehlt es sich einen Spielleiter zu wählen. Dieser sollte ein bißchen Stimmung machen können und das Spiel nicht ins lächerliche ziehen. Bei VdW bekommt dieser die App in die Hand gedrückt und arbeitet quasi wie ein Spielleiter in einem P&P RPG. Das bedeutet, dass er nach den Probewerten aufhört vorzulesen, also nicht zuvor vorliest, was bei Erfolg und Misserfolg passiert. Dieser Spielleiter tippert auch nicht die ganze Zeit vor sich hin. Seine Hauptaufgabe ist es, die Texte stimmungsvoll vorzulesen und die Leute durch die Geschichte zu führen.

    Wenn man damit die aktuellen Mankos der App umgehen will und mag, hebt man damit das Spielerlebnis von Villen des Wahnsinns 2nd Edition sicher auf eine neue Stufe - näher ans echte Pen & Paper Rollenspiel. Allerdings hatte ich persönlich erwartet, dass die App von sich aus stimmungsvoll genug ist, um einen Spielleiter ersetzen zu können. Auch damit alle den Kopf für ihre Charaktere frei haben.


    Schön wäre gewesen, wenn nicht direkt alles bei einer Probe dort stehen würde, sondern man optional diese Ergebnisinfos nachher einblenden lassen kann. Ebenso, wenn wirklich alle Texte von professionellen Sprechern vorgelesen würden und es mehr Varianz in den Kampftexten gäbe, denn nach einer handvoll Sessions kenne ich viele, oft sind die innerhalb einer Session auch mehrfach, so dass man dazu neigen kann, diese mit "blabla-kennen-wir-schon" abzukürzen.


    Deshalb meine Nachfrage mit der verbundenen Hoffnung, ob die App inzwischen weiterentwickelt wurde, weil habe das Spiel die letzen zwei Monate nicht mehr gespielt.

    Für mich versucht Villen des Wahnsinns 2nd Edition eine einfache Zugänglichkeit zu erreichen im Genre eines storybasierten Dungeoncrawlers. Hier ist der Dungeon ein Haus oder ein Stadtviertel. Umgesetzt eben per App-Unterstützung und den Verwaltungsaufwand zu minimieren und einen Gegenspieler zu ersetzen - interessanter Ansatz, aber bei weitem noch nicht perfekt. Kann die Kritikpunkte nachvollziehen und wenn die mehr stören als dass das Spiel Spass macht, lohnt es nicht, mit dem Grundspiel weiterzuspielen. Wirkliche und bessere Alternativen kenne ich aber nicht. Wenn es Deduktion und Story pur sein soll, dann eventuell Holmes & Watson ... oder eben doch auf Spiele mit Spielleiter ausweichen.

    Tipp: Die erste Version von Villen des Wahnsinns spielen.


    Sollte die meisten Deiner Kritikpunkte eliminieren, sofern Du einen Spielleiter hast, der sich ausreichend vorbereitet, ausreichend spontan und kreativ ist und damit die Schwächen des Spiels ausgleicht, was die App hingegen nicht kann. Davon ist es aber nur ein kleiner Schritt zum echten Pen&Paper-Rollenspiel mit Schwerpunkt auf Story und Deduktion anstatt Monstermassen kloppen. Eventuell sogar die bessere Alternative.

    Villen des Wahnsinns 2nd Edition hat durchaus Potential für Verbesserungen:


    Die Story der einzelnen Abenteuer könnte für mich gerne tiefgründiger sein. Einige Zusammenhänge in Bezug auf die Beweggründe der Gegenspieler werden nicht immer klar. Allerdings ist das typisch für diese von H.P. Lovecraft inspirierte Welt. Wir sind eben keine Allwissende, alles Aufklärende, kein Sherlock Holmes, sondern relativ normale Personen, die von den Ereignissen um sie herum überflutet und überfordert werden. Wer alle Fragen beantwortet haben will, ist hier im falschen Spiel.


    Die Rätsel der App könnten thematischer sein. Stimmt, weil z.B. Blöcke wegschieben, um einen Ausgang freizumachen, war nicht wirklich thematisch verankert in der gegebenen Situation. Allerdings sind diese Rätsel eher Nebenwerk und es besteht die Hoffnung, dass kommende Updates der App da mehr thematische Varianz bieten. Aber eventuell bietet die aktuelle Erweiterung da schon mehr.


    Die Miniaturen könnten besser sein. Stimmt, wenn man den Vergleich zu den Brettspielen zieht, bei denen die Miniaturen im Vordergrund stehen wie Zombicide & Co. Für ein Brettspiel ist die Ausmodellierung für mich allerdings völlig ausreichend. Schade ist nur, dass man die übergrossen Basen der erste Edition benutzt hat, weil die verdecken zu viel Fläche der Räume. Zumal die Kurztexte auf der Rückseite und ebenso die Werte auf der Oberseite der Basis auch komplett per App hätten angezeigt werden können. Ich habe meine Miniaturen alle auf die Basen geklebt, so dass da nichts mehr durcheinanderfliegt. Ebenso passen die alle (inklusive Bodenplatten, Ermittler und Monster der ersten Edition) in die Box. Einfach das Pappinlay auseinanderschneiden und als zwei Boxen mit Pappklappe zusammenkleben. Da packe ich jeweils einen Teil der kleineren Miniaturen rein und den Rest über die Bodenplatten verteilt. Passt.


    Dem gegenüber steht allerdings die prima Zugänglichkeit. Kurz die Grundregeln erklären und innerhalb von 5 Minuten losspielen. Details kann man während des Spiels nachschlagen, wenn die interessant und relevant werden. Keine Aufbau- und Vorbereitungsorgien wie noch bei der ersten Edition. Dazu die tolle Atmosphäre, gemeinsam ein Abenteuer am Rande des Wahnsinns erleben zu können. Zumal ich die Abenteuer (bisher 1 und 2 gespielt, nur 1 bisher gewonnen) ausreichend unterschiedlich fand und auch der Wiederspielwert eines Szenarios war bei mir gegeben. Toll präsentiertes Amitrash und eine gelungene Fusion zwischen Brettspiel und App. Der Erlebnisfaktor ist für mich die Hauptmotivation, Villen des Wahnsinns 2nd Edition zu spielen.


    Genau wie jedes andere Spiel wird es aber eben nicht jedem gefallen können. Ist ok, gibt ja ausreichend Auswahl. Wer mehr Rätsel will, der spielt Sherlock Holmes Criminal Cabinet oder die aktuellen Exit-Spiele. Wer mehr Story mag, der spielt Time Stories oder lieber direkt storybasierte Pen & Paper Rollenspiele. Wer mehr Entscheidungen will, findet im Eurogames-Sektor ausreichend Alternativen.

    Habe mir die deutschsprachige Version der App mal auf meinem Windows 10 Notebook (Lenovo W550, 15") angeschaut. Macht einen guten Eindruck. Der Sprecher ist atmosphärisch, auch wenn der nur die Einleitung vorliest. Die Bedienung per Trackpoint geht gut, bin ich eh gewohnt, mit Funkmaus sicher noch besser. Mit Touchpad sicher optimal. Aber nur deswegen werd ich mir keine neue Hardware anschaffen.

    Die Lösung könnte Augmented Reality heissen: Wir behalten weiterhin den haptischen Hochgenuss eines Brettspiels, aber mittels einer Brille werden uns virtuelle Objekte auf die Netzhaut projiziert, die man aufgrund der verwendeten Technik nicht von realen Objekten unterscheiden kann bzw. die sich nahtlos in das Gesehene einfügen und dadurch mit Informationen und mehr anreichern.


    Siehe Magic Leap (angeblich noch Ende 2016 im Handel): Magic Leap & Magic Leap

    Ist die App auf einem Smartphone (Galaxy Note II) nutzbar, sprich die Texte lesbar? Weil das Display, wenn auf grösser als typische Handys, ist kleiner als ein Tablet.


    Hat das schon wer in einer Partie und damit im Praxistest ausprobiert?


    Weil Karten und deren Texte kann ich herumreichen, beim Smartphone dreht sich der Bildschirm, oder der Stromsparmodus geht an oder die Schrift ist zu klein oder der Bildausschnitt ungünstig oder jemand vertippt sich oder der Akku reicht nicht mehr. Ist der Mehrwert die Mühen wert?

    Da es aktuell immer noch möglich ist, uralte C64 Spiele per Emulator auf heutigen Geräten laufen zu lassen, mache ich mir da um Spiele-Apps weniger Gedanken. Es wird immer irgendwelche Technik-Freaks geben, die das auf der neuesten Gerätegeneration zum laufen bringen. Nur glaube ich nicht wirklich, dass in 30 Jahren noch jemand Villen des Wahnsinns 2nd Edition spielen wird. Da werden wir uns mit unseren VR-Sonnenbrillen direkt durch die wahnsinnige Villa bewegen.