Ich nerve ja in unregelmäßigen Zeitabständen gefühlt die halbe Unknowns-Community mit meiner Queste nach militärischen Spielen mit meinen ganz speziellen Anforderungen.
Gestern bin ich wieder über eines gestolpert, das genau in mein Beuteschema passt. Ich wurde im Spieleclub von meiner Verabredung versetzt und habe mich dann als fünfter Spieler an einen zufälligen Tisch dazugesetzt, es warteten eine riesige Karte und lustige Plastikungetüme auf mich...
Der Besitzer hat ein bisschen arg lange und verwirrt erklärt, worum es geht, zum Beispiel bei jeder Regel auf diverse Sonderplättchen verwiesen, die diese Regel dann wieder aushebeln oder ändern, statt erstmal dafür zu sorgen, dass die grundsätzlichen Dinge klar sind, und dann einmal kurz die 48 kaufbaren Sonderfänigkeiten runterzureißen... Dadurch war ich erstmal ziemlich verwirrt und dachte, das ist ein furchtbar komplexes Spiel, aber irgendwann sortierte sich der Krams in meinem Kopf, und ich war begeistert.
Falls mir jemand in früheren Wochenthreads #Kemet empfohlen hat, er hatte recht.
Ich mochte daran ungefähr alles:
Das offene Schlachtfeld: Die Karte ist riesengroß, aber so clever arrangiert, dass jeder mit jedem benachbart ist. Außerdem kann man eh an jeden einzelnen neutralen strategischen Punkt teleportieren. Diese Karte ist genial. Keine festgefahrenen Fronten, keine Sicherheiten, einfach permanentes "in die Fresse".
Das Eroberungs-System: Ich kann dir deine Pyramide besetzen, und ihre Stufe nutzen. Es ist aber immer noch deine Pyramide, und du kannst in der nächsten Runde einfach wieder 5 Soldaten drauf spawnen und mich von dort wegprügeln (oder auch nicht). Der Mensch, dessen Pyramide erobert wurde, ist also nicht "doppelt gestraft", und der Eroberer nicht "doppelt belohnt", wie das so oft in solchen Spielen der Fall ist.
Das Kampfsystem: Erstmal recht ähnlich zu #DerEiserneThron, Armeestärke + Karte + (zufällige) kleine Karten + Fähigkeiten vergleichen, der Gewinner vertreibt den anderen.
Also meistens: Eine Karte spielen, Vergleichen, fertig. Kein lästiges "Spiel im Spiel" mit Wartezeiten für Unbeteiligte.
Schön fand ich hier, dass der Verlierer seine Armee einfach in Luft auflösen darf, und dafür Aktionspunkte bekommt, so dass angeschlagene Armeen nicht direkt vom nächsten abgeräumt werden.Verlieren tut weh, Gewinnen macht Spaß, aber der Verlierer liegt nicht völlig am Boden. Insbesondere gibt es dadurch weniger "zwei verprügeln einen", weil der zweite oft gar keine Armee mehr zum verprügeln vorfindet, und dann doch lieber jemand anders verprügelt.
Diverse Kleinigkeiten: Dass Mauern keinen Verteidigungsbonus geben, sondern einfach ein Laufhindernis sind. Dass es temporäre und dauerhafte Siegpunkte gibt, sehr angenehm und verwirrungsfrei nachzuhalten. Dass ich meine Armee mit Begleitmonstern personalisieren kann. Dass es verschiedene Ansätze gibt, wie ich mich aufbaue. Dass nur der Angreifer einen Punkt bekommt. Dass Armeen auf "5+Monster" beschränkt sind, und jeder nur 12 Männchen insgesamt hat. ...
Was ich nicht mochte, wird diesmal schwer: Vielleicht die völlig variable Spielerreihenfolge, sie hat sicher ihre Berechtigung, aber ich fühlte mich dadurch in die Rolle gedrängt, "aufs Gaspedal zu drücken" und stets Leute daran erinnern zu müssen, dass sie jetzt an der Reihe sind. Überhaupt war ich der Mensch am Tisch, der ein bisschen gedrängelt hat, im Sinne von: "Du bist dran und hast keine Gebetspunkte, ist es wirklich nötig, dass du genau jetzt alle roten Stufe 4 Fähigkeiten studierst?"
Falls ein Mitspieler hier mitliest (ich glaube nicht, aber man weiß ja nie); Sorry, falls ich dabei vielleicht etwas "motzig" war, aber bei 25 Aktionen/Runde will ich, dass die flott runtergespielt werden.
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Ich habe mich im Spiel für eine "reine Prügelstrategie" entschieden, ich war der Meinung, dass ich bei 5 Spielern und 8 benötigten Siegpunkten schneller bin, wenn ich meine Mitspieler verdresche, als wenn ich einen komplizierten Techtree mit diversen Vergünstigungen aufbaue.
Daher in Runde 1+2 gekauft:
*Einen niedlichen Elefanten
*+1 Laufgeschwindigkeit
*+1 Kampfkraft im Angriff
+maximale Armeestärke 5->7
(das sind alles rote Stufe 1 und blaue Stufe 2 Fähigkeiten, meine weiße Pyramide hab ich gar nicht erst hingestellt, die anderen erst gegen Ende ausgebaut, wenn ich mal Punkte über hatte)
Dann auf in den Kampf, nach links und rechts Leute verprügeln. Hach, herrlich.
Ich hatte dann nach gefühlt vier Runden meine 7 statischen Siegpunkte, und die Option auf 3 temporäre (einen Tempel, eine Pyramide Stufe 4, Option auf "Opfer 2 Soldaten für einen Siegpunkt") .
Die anderen haben sich dann beraten, wie sie mich noch aufhalten können. Es wäre möglich gewesen, mir alle 3 Siegpunkte streitig zu machen, allerdings hätte dann ein Spieler den "Königsmacher" spielen müssen: er selbst wäre dritter oder gar vierter geworden, ich zweiter und ein anderer erster. Darauf hat er verzichtet und sich lieber den zweiten Platz gesichert.
Hurra! Horus' Elefantenarmee marschiert siegreich!
(Edit: 48, nicht 60 Fähigkeiten, ich kann nicht rechnen)
(Edit: Blogpost, nochmal in länger und ausführlicher, mit Erklärungsversuch, was ich so an "Problemen" mit Kriegsspielen habe)