Beiträge von MetalPirate im Thema „Terra Mystica Erstpartie: Eindrücke & Fragen“

    So schlimm isses auch wieder nicht bei uns im Spieletreff. Bei der Aufteilung am Anfang, beim "wer spiel was mit wem?", teilt sich das in der Regel schon so auf, dass "Bauchspieler" und "Grübler" sich etwas trennen. Heißt dann im Umkehrschluss aber auch, dass ich einige der populären Hardcore-Optimier-Euros noch nie gespielt habe, weil ich mich dazu mit den Grüblern zusammentun müsste, bei denen man die Schachtelangaben zur Spielzeit locker verdoppeln kann...


    (Wobei das Grübeln an sich gar nicht mal das Schlimmste ist. Problematisch wird's für mich, wenn jemand mit riesigem Vorsprung führt und trotzdem noch ohne jede Lockerheit völlig verbissen in der letzten Runde grübelt, um noch jedes einzelne mögliche Siegpünktchen mehr rauszuquetschen.)

    Meine Kaufempfehlung fällt vorsichtiger aus. Ich würde es nur empfehlen, wenn man regelmäßig 2-3 Mitspieler hat, die keine Grübler sind. Zu zweit verliert TM an Reiz, auch wenn es deutlich besser ist, als man bei "44.7% not recommended" laut BGG denken könnte. Und in meiner Spieletreff-Runde kriege ich das Spiel nicht auf den Tisch, weil es da wegen der vorhandenen Grübler als "unspielbar an einem Abend" gilt.

    Die Völker sind eigentlich auf Vorder- und Rückseite verschieden, da sowieso nicht zwei Spieler dieselbe Farbe spielen können...

    Stimmt, so war das. Die zwei Völker einer Farbe, und der Volkname ist dann auf jeder Seite in zwei Sprachen drauf, z.B. "Hexen / witches" oder eben bei mir "Hexen / <irgendwelche koreanischen Schriftzeichen>". Aber wie oben schon geschrieben: das ist nur "flavour text", der einem im Prinzip auch egal sein könnte, weil alles, was wirklich relevant ist, über Symbole läuft.

    Fast sprachneutral. Alles, was wirklich spielrelevant ist, ist mit Symbolen dargestellt (und zwar herausragend gut!). Aber ein bisschen "flavour text" gibt's auf den persönlichen Spielbrettern schon. Auf der Vorderseite steht der Text in Sprache A (z.B. deutsch: "Hexen"), auf der Rückseite das gleiche Brett mit Beschriftung in Sprache B (z.B. englisch "witches", oder bei mir z.B. koreanisch). Offiziell sind die TM Ausgaben daher zweisprachig.

    Großes Lob an @SpaceTrucker und auch an @Marcel P.: eure Antworten waren genau das, was ich mir erhofft habe. Bestärkt meine Vermutung, dass die Startaufstellung unglücklich war (zumindest mal für mich als Anfänger) und dass Terra Mystica noch eine Chance bekommen soll.


    Dazu kann man definitiv sehr große Fehler machen und arg fehlerverzeihend ist TM nicht.

    Den Eindruck habe ich auch. :)
    (Wobei ich schon den Eindruck habe, dass sowohl der andere Neuling als auch ich recht ordentlich für einen Anfänger gespielt haben. Dicke Klöpse waren da nicht drin, auch wenn mit Spielerfahrung da sicher noch einiges mehr drin gewesen wäre.)


    Wer einen ganz schlechten Start erwischt, der kann in der Tat nach zwei Runden in einer Situation sein, in der er gegen ähnlich starke Gegner nicht mehr gewinnen kann. (Ist aber glaube ich in vielen anderen Spielen genauso, dass man mit einem ganz schwachen ersten Drittel ein Spiel komplett herschenken kann?)

    Ja, das ist in vielen Spielen so. Grundsätzlich kein Problem für mich, aber am letzten Donnerstag bei Terra Mystica kamen für meinen persönlichen Ersteindruck zwei Sachen dazu, die es zum potenziellen Problem machen: schon bevor ich meinen ersten Zug gemacht hatte, war die Startaufstellung unglücklich für mich, und mit der Platzierung der beiden Starthäuschen hätte ich auch nicht viel daran ändern können, zumindest nicht als Spielanfänger. Dass das auch an unserem speziellen Modus zur Wahl der Völker und der Hinzunahme eines zweiten Endwertungsplättchens lag, habe ich mittlerweile verstanden. Das ist dann etwas dumm gelaufen. Der Besitzer des Spiels hatte es sicher gut gemeint.


    Zweites Problem ist dann eben die Spielzeit von 3+ Stunden (ohne Erklärung). Viele Spiele dieser Länge haben alternative Siegbedingungen, um einseitige Parien vorzeitig zu beenden (bestimmter Punktewert erreicht, drei Zielorte erobert, ähnliches). Ein "Spiele volle 6 Runden, auch wenn der Sieger nach der Hälfte eigentlich feststeht" ist immer ein bisschen blöd. Klar, kann man machen, aber das ist dann eben kein Spiel, das Anfänger und Fortgeschrittene zusammen gut spielen können -- was bei mir als klarer Minuspunkt zählt, selbst wenn ich der Fortgeschrittene bin, denn mein Ziel beim Spielen ist es immer, dass alle am Tisch ihren Spaß haben, dann hat man auch selbst in der Runde den meisten Spaß.


    (BTW: Der zweite Neuling in unserer Runde war noch weniger angetan von Terra Mystica als ich.)

    Wenn man die Erstpartie hinter sich hat, dann kommt man auch nach längerer Pause schnell wieder ins Spiel; zumal die Symbolsprache in ihrer Verständlichkeit den WYG-Spielen nicht nachsteht. Sollte gerade Dir gefallen.

    Glaube ich dir sofort. Die Illustrationen von Dennis Lohausen gefallen mir meistens und insbesondere beim persönlichen Terra Mystica Spielbrett für jede Rasse sieht man gut, was eine logische Anordnung erreichen kann. Da hat er richtig gute Arbeit geleistet. Terrain-Kreis mit Schaufel-Symbolen dazwischen, Update-Pfade für Gebäude mit Pfeilen, Symbole wie "Hand unter X" für "man bekommt jede Runde X", geschickte Nutzung verschiedener geometrischer Formen -- das alles erleichtert das Verständnis enorm. Ohne eine gute Illustration hätte das auch in einer mittleren Katastrophe enden können, denn eigentlich ist das ein ganz schöner Haufen von Regeln, die nur deshalb nicht so erschlagend wirken, weil man es eben durch die Illustrationen so klar präsentiert bekommt. Terra Mystica ist für mich Dennis Lohausens Meisterwerk als Illustrator. (BTW: Das war auch ein ganz wesentlicher Grund, warum ich mir's letztes Jahr in Essen gekauft habe, obwohl ich sonst nur sehr wenige Spiele selbst besitze, die zu zweit viel von ihrem Reiz verlieren; da reicht mir dann idR das mitspielen anderswo.)

    @Marcel P.: Danke für die ausführlichen Kommentare. Wie ich selbst schrieb, war es meine Erstpartie, die fand ich mäßig interessant, und dass es an einer ungünstigen Startkonstellation lag, vermutete ich auch schon. Terra Mystica soll noch mindestens eine weitere Chance bekommen. Bora Bora hat's auch geschafft, von einem mäßigen Ersteindruck (sicher auch durch Regelfehler bedingt) bis zu einem meiner Lieblingsspiele aufzusteigen. Ein mäßiger Ersteindruck ist nicht das Ende aller Tage.

    [mod] aus 23.05.-29.05.2016


    Ich habe in der letzten Woche zum allerersten Mal #TerraMystica gespielt. Fast alle beim Deutschen Spielepreis der letzten so-und-soviel Jahre weit oben platzierten Titel kenne ich gut, die meisten davon stehen auch zuhause in Spieleregal, aber ausgerechnet den Siegertitel Terra Mystica habe ich noch nie gespielt? Tja. Das liegt eben daran, dass Terra Mystica nach allem, was man so liest und hört, zu zweit nichts taugt und beim Spieletreff, bei dem ich Mehrspielerspiele spielen kann, ist Terra Mystica so einer der Titel, wo es je nach Mitspielern sehr fraglich ist, ob man das Spiel vor Mitternacht beendet bekommt. Das brauche ich nicht. Deshalb war ich ganz froh, das Spiel mal mit @Flundi bei ihm zuhause spielen zu können.


    Wir waren zu viert und haben, wenn ich das recht verstanden habe, Grundspiel mit eine zusätzlichen, zufällig gezogenen Endwertungsbedingung aus der Erweiterung gespielt. Wer am meisten am Rand gebaut hatte, bekam am Ende die gleiche große Punkteausschüttung (18/12/6?) wie bei der Wertung für zusammenhängende Gebiete. Die Völker wurden verlost. Die beiden Kenner des Spiel erwischten Schwarmlinge und Zwerge, ein zweiter Neuling die Alchemisten und ich als Neuling die Auren.


    Am Anfang des Spiels hatte ich im Zentrum der Karte exakt null Nachbarschaften. Die drei anderen Mitspieler knubbelten sich an den Rändern (zweite Endwertung!). Am Spielende hatten auch gerade mal drei meiner Gebäude fremde Nachbarn. Ich habe also mehr oder weniger die gesamte Zeit vor mich alleine rumgebrokelt. Ohne Nachbarn kommt man nicht wirklich vom Fleck (Handelshaus doppelt so teuer) und die Auren fand ich eher langweilig zu spielen. Sofort verfügbare Sonderfähigkeit: keine. Besondere Stärke durch Freischalten: 2 Tempelschritte. Aha. Also habe ich mich bei Spielbeginn dafür entschieden, bei den Tempelbewertungen punkten zu wollen. Hat auch geklappt: am Ende zwei erste und ein zweiter Platz dort. Dazu Wertung für zusammenhängendes Gebiet gewonnen. Aber bei der zweiten Endwertung letzter und kaum Punkte durch Freischalten von Fortschritten auf dem eigenen Tableau. Ich bin am Ende Dritter geworden, vor dem anderen Neuling. Mit weitem Abstand gewonnen haben die Schwarmlinge. Das war eigentlich spätestens nach der Hälfte der Spielzeit völlig klar.


    Tja, was war jetzt mein Fazit zu Terra Mystica? Ein "naja, geht so" mit Möglichkeit, dass meine Meinung zum Spiel noch wächst, denn das Spiel müsste mehr bieten könnten, sonst hätte es nicht so viele Preise gewonnen. (Bei Bora Bora war mein Ersteindruck auch nur "geht so"; ein Spiel kann noch wachsen.) So wie ich Terra Mystica aber erlebt habe, war's mir für 1 Stunde Erklärung und 3 Stunden Spielzeit definitiv ein Stück zu langweilig in allen Belangen: sowohl von den eigenen Spielentscheidungen als auch vom Spannungsbogen insgesamt. Man macht irgendwas, nach drei Stunden ist's vorbei, in der Endwertung fallen für irgendwelche Mehrheiten 2/3 der gesamten verteilten Siegpunkte vom Himmel und am Ende hat irgendwer gewonnen. Viel Euro-Standardkost, bloß herausragend gut von Dennis Lohausen illustriert. Wobei die fehlende Spannung sicher auch daran gelegen haben dürfte, dass meine Startaufstellung (langweilige Rasse, alleine in einer Ecke der Karte) nicht sooo spannend war. Für die anderen drei Mitspieler war mehr los. Weiter oben im Thread stand was von einer Startaufstellung für Anfänger. Sowas scheint mir sinnvoll zu sein bei diesem Spiel.


    Aber zumindest mal kann ich jetzt gut verstehen, dass das Spiel zu zweit nicht toll ist. Sehr viel von dem Reiz des Spiel kommt eben aus der Spannung zwischen räumlicher Konkurrenz um Felder bei gleichzeitiger Belohnung von Nachbarschaft. Ohne Nachbarschaft ist die erste Upgrade-Stufe (Handelshaus) doppelt so teuer und man kommt nicht wirklich vom Fleck beim Aufbau. Terra Mystica bekommt von mir sicher noch eine Chance. Aber die sollte es dann nutzen, sonst sucht die Big Box, die seit der letzten Essen-Messe ungespielt bei mir im Schrank steht, einen Käufer.


    Zwei Fragen an die Terra Mystica Kenner: 1.) Hat das Spiel ein Runaway Leader Problem? In meinem ersten Spiel war nach einem Drittel, spätestens nach der Hälfte, absolut klar, wer gewinnen würde, und ich wüsste auch nicht, wie man den Schwarmlingen mit einer in Runde 1 freigeschalteten Sonderfähigkeit zum kostenlosen Upgrade von Häuschen zu Handelshäusern noch großartig Knüppel zwischen die Beine schmeißen könnte. 2.) Wie hoch sind die Chancen, einen langweiligen oder schlechten Start (Ort, Rasse) zu erwischen -- und damit ein Spiel, wo man nach Runde 1 oder 2 schon denkt: jetzt muss ich noch die restlichen 2+ Stunden das Beste daraus machen, aber wenn jetzt das Spiel vorbei wäre, wäre ich auch nicht unglücklich darüber.