Beiträge von Thygra im Thema „Solarius Mission: Material, Spielworxx-Verlagspolitik, Lieferstatus etc.“

    Der Erklärbär macht sich vorher Gedanken wie er ein Spiel erklärt.

    Für dich mag das zutreffen, aber längst nicht für jeden Erklärer.

    Aber, wenn ich dir ein Spiel erkläre, dann werde ich dir das Spielziel verraten, wenn ich der Meinung bin, dass du das wissen musst. Nicht vorher. Und nicht nachher.

    Und wenn ich dich unterbreche und nach dem Spielziel frage, dann mache ich das nicht, weil ich das Spielziel immer früh hören möchte, sondern weil ich in genau diesem Moment das Gefühl habe, das Spielziel kennen zu wollen, um dich besser verstehen zu können. Eben weil ich der Meinung bin, dass ich das jetzt wissen muss. Und wenn du es mir dann nicht verrätst, werde ich mir danach vermutlich nie wieder ein Spiel von dir erklären lassen.

    Habe ich die Regel fertig geschrieben, dann steht die bestmögliche Erklärung des Spiels fest. Das kannst du mir gern glauben, wenn ich das Dingen mehr als 50x erklärt habe, dann weiß ich am Besten, wie man es erklärt.

    Du wirfst hier 2 Dinge durcheinander. Wie man ein Spiel am besten am Tisch erklärt, ist nicht automatisch auch identisch damit, wie man am besten eine Spielanleitung strukturiert. Es ist zwar oft durchaus identisch, aber eben längst nicht immer.

    Wenn man etwas viel öfter macht als andere, dann ist man Experte. Dann hat man Erfahrung und Wissen gesammelt.

    Entweder verstehst du unter "Experte" etwas anderes als ich. Oder der erste Satz ist Humbug. Für mich ist ein Experte jemand, der das richtig gut macht, was er tut.


    Richtig ist, dass man Erfahrung gesammelt hat. Aber nicht jeder lernt gleich viel aus Erfahrung. Es gibt Menschen, die auch nach 50 Mal keine Experten geworden sind, wobei auch immer.


    Übrigens ist man auch Experte im Regelschreiben, wenn man das seit 20 Jahren immer und immer wieder macht.

    Das ist ebenfalls Humbug. Es gibt Menschen, die niemals zu Experten darin werden, auch nach 20 Jahren nicht.


    Meine Aussagen sind allesamt allgemein gemeint und nicht speziell auf Solarius Mission bezogen. (Dessen Anleitung habe ich nicht gelesen, was ich klugerweise hier am Ende verstecke, damit du meinen Beitrag überhaupt liest, lieber Andreas. ;) )

    Die Struktur einer Regel ist in 100% der Fälle subjektiv bewertet.

    Diese Aussage halte ich für Humbug, sorry. Es gibt jede Menge Kriterien, die objektiv betrachtet sinnvoll sind, und es gibt jede Menge Kriterien, die objektiv betrachtet unsinnig sind. Natürlich gibt es auch Kriterien, die Geschmacksfragen sind, aber das sind auf keinen Fall 100%.


    Was glaubst du, weshalb sich gefühlte 90-95% aller Anleitungen von größeren Verlagen von der Struktur her ähneln?

    Das ist sicher richtig so, ABER die meisten hier lesen Regeln unterwegs auf dem Telefon...

    Ich kann gut nachvollziehen, dass man Anleitungen gerne unterwegs im ÖPNV liest. Aber deshalb muss ich beim Verfassen einer Anleitung darauf nicht zwingend Rücksicht nehmen. Primär ist für mich wichtig, dass jemand die Anleitung gut versteht, der das Spielmaterial vor sich liegen hat. Natürlich ist es schön, wenn zusätzlich die Anleitung auch ohne das Material komplett verständlich ist. In den meisten Fällen sollte das auch klappen. Aber das ist eben nur sekundär wichtig.


    Wenn der Leser zum Beispiel für ein komplettes Spielverständnis ein paar Elemente des Spielplans sehen bzw. kennen muss und ich als Regelschreiber vor der Entscheidung stehe, ob ich deshalb eine entsprechende Abbildung in die Anleitung packe, dann muss ich vor allem auf die gesamte Seitenanzahl achten. Sollte ich durch das Platzieren der Abbildung eine durch 4 teilbare Seitenanzahl knapp überschreiten, dann werde ich die Abbildung wohl weglassen.


    Der Spieler mit dem Material vor sich kann direkt auf den Spielplan schauen und versteht trotzdem alles. Der ÖPNV-Leser versteht dann aber evtl. nicht alle Zusammenhänge. Das ist dann eben so. Trotzdem sollte er in der Lage sein, ein grobe Einschätzung vornehmen zu können, ob das Spiel generell für ihn interessant ist oder nicht. Dazu muss man nicht jedes Detail beim Lesen der Anleitung schon durchschauen.


    (Disclaimer: Meine Ausführungen sind allgemein gemeint und beziehen sich nicht auf Solarius Mission.)

    Wäre das nicht ökonomisch sinnvoller gewesen die Herstellung auf Deutschland und USA aufzuteilen?

    Ökologischer: Ja.
    Ökonomischer: Nein.

    Bei lediglich 1000 Einheiten sind doch die Skaleneffekte sicherlich auch nicht so riesig groß, oder?

    Doch, sind sie. Gerade bei so kleinen Stückzahlen geht der Preis pro Spiel schnell nach unten, wenn die Zahl etwas steigt. (Die Kurve dürfte eine Hyperbel sein, wenn ich das nicht verwechsle.)

    Eine interessante Frage für mich könnte evtl. @Thygra beantworten: Veröffentlicht ein Verlag die Regeln vorab online (ist ja inzwischen gefühlt die deutliche Mehrheit) weil es positiv auf die Verkäufe Einfluss hat bzw. auch für Werbung sorgt oder macht er es weil viele andere es auch machen und sonst negative Stimmung (wie hier teilweise) aufkommt?

    Sicher nicht, um eine mögliche negative Stimmung zu vermeiden, sondern einfach als Informationsquelle, würde ich sagen. In einer Zeit, in der mehr als 1000 Spiele pro Jahr erscheinen, kann man meines Erachtens nicht mehr erwarten, dass sich ein Spiel nur aufgrund des Schachteltextes verkauft. Also muss man Zusatzangebote schaffen. Anleitungen online zu stellen ist ein recht einfach umzusetzendes Angebot. Ein Erklärvideo ist dann schon etwas aufwändiger.

    Den Kunden zu einer uninformierten Entscheidung drängen ist für mich respektlos.

    Niemand drängt dich zu irgendetwas. Diese Formulierung finde ich schon sehr respektlos.


    Du setzt offenbar voraus, dass es eine bewusste Entscheidung des Verlags ist, die Anleitung noch nicht online zu stellen. Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass es für einen Kleinverlag gefühlte 100 Dinge gibt, die noch wichtiger bzw dringender sind, als eine Anleitung online zu stellen, und der Verlag deshalb noch gar nicht darüber nachgedacht, ob und wann er die Anleitung online stellt.

    Und wenn man eine halbgare Nacherzählung einer bestimmten Spielphase unter News (!) auf die Homepage stellt, dann braucht man mir nicht erzählen, dass man keine noch nicht 100% fertig layouteten Spielregeln veröffentlichen will.

    Ich würde als Verleger generell keine Anleitung online stellen, die nur halbgar und nicht fertig ist. Denn normalerweise gibt es auch gar nichts, was man sinnvoll online stellen kann:


    - Man könnte die Original-Anleitung des Prototypen des Autos online stellen. Aber seit diesem Prototypen könnte sich so viel am Spiel verändert haben, dass diese Anleitung einen falschen Eindruck über das Spiel gibt.


    - Man könnte den Rohtext der Anleitung online stellen, bevor diese in den Grafiksatz geht. Üblicherweise ist dieser Rohtext aber niemals die finale Version, sondern oft sind noch Fehler enthalten, von denen man einfach nicht möchte, dass diese in die Öffentlichkeit geraten, bevor das finale Lektorat erfolgt.


    - Man könnte die erste Grafikversion online stellen. Aber auch hier gilt, dass da so viele Fehler drin wären und vor allem dass die Anleitung noch so unschön wäre, dass man dies nie der Öffentlichkeit zeigen möchte.


    Letztendlich ist es doch so: Das Internet vergisst nicht. Wenn man eine Vorversion einer Anleitung online stellt, verbreitet sich diese schnell. Und auch wenn man dann später die finale Version online stellt, kann es weiterhin passieren, dass Menschen bei der Suche nach der finalen Anleitung auf die Vorversion stoßen und sich dann wundern, wie schlecht diese ist.


    Natürlich kann man die Vorversion deutlich als solche kennzeichnen. Aber genauso wie du jetzt klagst, dass keine Anleitung online geht, würden dann andere Menschen klagen, weshalb man unfertige fehlerhafte Anleitungen ins Internet stellt und nicht darauf wartet, bis die finale Version fertig ist. Man kann es hier nicht allen recht machen, wie bei den meisten Dingen.

    Ich habe aus Zeitgründen nicht die gesamte Diskussion verfolgt, sondern nur die Beiträge der letzten 24 Stunden oder so. Also falls mein Beitrag hier nichts Neues bringt oder unpassend ist, schon mal sorry.


    Beim Bohnanza Würfelspiel sind doch auch beklebte Würfel drin, wenn ich mich nicht irre. Und ich meine auch, die sind da schon fertig beklebt drin. Das ist also zumindest möglich und wohl auch nicht unbezahlbar, wenn man den kleinen Preis des Bohnanza Würfelspiels betrachtet. Dazu könnte eine Anfrage bei Ludo Fact sicher Erhellendes beitragen.