Beiträge von toomuchcoffeeman im Thema „ This war of Mine“

    ... dann erzählt der mir ja auch nicht eine X-beliebige Kriegsgeschichte, sondern genau diese eine. Das hat für mich einen ganz anderen Effekt.

    Normalerweise passiert dann aber genau das was This War of Mine nicht will. Diese eine Geschichte ist eben nur ein Geschehnis und das Erlebnis einzelner benannter Personen an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Es entfernt dich als Zuschauer und macht dich zum Beobachter, denn das bist nicht du sondern eben Dunkirk. Oder eben allgemein "die Anderen".


    Ich bin mir sicher dass die Psychologie sogar einen Begriff dafür kennt.


    Und ich bin sicher dass ein Film, der dir aufzeigt wie mit den Unbeteiligten an einem Krieg umgegangen wird, in einem Ort der aussieht wie Duisburg, in einer Zeit die die heutige sein könnte und mit Figuren, von denen du nicht mal den Namen erfährst atmosphärisch viel krasser auf dich persönlich wirken könnte als sich Dunkirk anzusehen.


    Ist jetzt vielleicht nicht das beste Beispiel, da Ort, Zeit und Figuren benannt werden, aber zumindest ein in die Richtung tendierendes Beispiel ist vielleicht "Tödliches Kommando / The Hurt Locker" von 2008. Die Figuren lassen sich austauschen aber sie zeichnen ein sehr gutes Bild davon, wie der Alltag von Bombenräumkommandos in Kriegsgebieten (hier glaube ich Afghanistan) ist. Man kann sich viel besser hinein versetzen wenn man selbst solch einen Job gewählt hätte, denn da gibt es nich den einen Helden, sondern hunderte oder vielleicht tausende. Weltweit sicher zehntausende und man könnte es viel eher selbst sein oder zumindest ein Freund, ein Cousin oder auch nur der ehemalige Klassenkamerad den man früher gemobbt hat.

    Und wenn Du noch ein Stück weiter gehst dann macht es auch Sinn, das Spiel nicht im selbst erlebten Ort und Zeitraum des Autors statt finden zu lassen. Denn seine Darstellung ist nicht "sehr her was ich durchgemacht habe damals an Ort X, aber das ist jetzt vorbei, nur noch die Bilder im Kopf". Der Ort ist austauschbar. Die Darstellung ist "sehr her wie sich Menschen im Allgemeinen in einer solchen Umgebung fühlen". Dazu kann ein beliebiger Schauplatz herhalten. Wenn es heute nicht Sarajevo ist dann halt Aleppo. Er möchte nicht zwangsläufig Vergangenes vergegenwärtigen, soweit ich das aus einem Interview heraus gehört habe.