Beiträge von Bierbart im Thema „25.04.-01.05.2016“

    Kürzlich auf Kuba -- das elende Studentenpack vom Directorio hat nach rund drei Stunden zähen Kampfes die Kontrolle über Kuba erlangt! Und das ausgerechnet am Kampftag der Arbeiterklasse. Grrr!


    Na gut, man muss fairerweise und in mentaler Vorbereitung auf die Fußball-EM im enervierenden Löw'schen Duktus schon vielleicht auch anmerken, dass das Batista-Regime sich, na sagen wir mal, nicht sooo ganz geschickt angestellt hatte. Trotz högschter Konzentration! Also mit anderen Worten: Batista war in dieser Partie ein ziemlicher Vollpfosten -- wie zu erwarten war, schließlich habe ja ich den Part der Regierung übernommen. :S Erst alle Ressourcen für großangelegte Sweeps im halben Land 'raushauen -- und dann gleich als dritte Karte Propaganda! Na super. Mannometer! Da hat irgendwie das Timing nicht gestimmt. Alles Peeeech! Naja. Die Amis jedenfalls mochten meine Regierung ab diesem Zeitpunkt schon nicht mehr so besonders, und so wagte sich die Bewegung des 26. Juli mit sechs Guerillas nach Santiago hinein. Unverschämtheit! Wie verdammt nochmal haben die das eigentlich hinbekommen?! War irgendein Ereignis, wenn ich mich recht erinnere... Aber das war unterm Strich egal, denn der Mut wurde nicht belohnt. Obwohl so kurz nach der ersten Propagandaphase bereits schon wieder knapp an Ressourcen, wurde die roten Revoluzzer von Polizei und Armee aufgespürt und inhaftiert. Mindestens.


    Nicht zuletzt als Folge dieses verlustreichen und kostspieligen Ringens zwischen Regierung und M26-7 erlangte das Directorio Oberwasser, und auch der Mafia-Bot (die einzige Nicht-Spieler-Fraktion) eröffnete beständig hier ein Casino, dort ein Casino. Der verdammte Bot schlug sich erstaunlich gut, sofern ich das nach meiner ersten vollen COIN-Partie mit einem Bot-Mitspieler beurteilen kann.


    Die zweite Propagandaphase sah zwar noch keinen frühzeitigen Sieger, aber dafür einen klaren Verlierer, nämlich die Regierung, die sich bei den USA noch unbeliebter machte und beinahe keine Ressourcen mehr auftreiben konnte. Das Directorio und der Mob allerdings operierten bereits nahe an ihren Revolutionszielen -- eine Tendenz, die sich im weiteren verlauf trotz Erholung der M26-7 fortsetzte. Als schließlich die dritte Propagandaphase am Horizont erschien, war dem Directorio der Sieg allerdings nicht mehr zu nehmen, trotz Ressourcentausch zwischen M26-7 und Regierung. Die Studenten waren bereits überall im Lande aktiv und verfügten zudem über ein sehr nützliches Momentum, das sie sehr mobil machte.


    So, das war also eine Partie Cuba Libre. Was gibt's aus meiner Sicht an neuen Erkenntnissen mitzuteilen?

    • Zu dritt keinerlei Balance-Schwierigkeiten. Der Bot spielte gut, wenn er auch auf Dauer bei Folgepartien vermutlich zu berechenbar sein würde
    • Dies war meine erste Partie eines COIN ohne Neulinge. Spiel verlief deutlich flüssiger als bei einer Erstpartie. Damit war selbstverständlich zu rechnen, aber ich halte es dennoch für erwähnenswert, weil gerade Erstpartien von COIN-Spielen sich durch besondere Zähigkeit auszuzeichnen scheinen. Spielzeit lag bei rund 3 Stunden.
    • Erst heute habe ich hier wieder Beiträge zu COIN-Spielen und insbesondere Cuba Libre gelesen. Irgendwer bezweifelte in dem Zusammenhang, dass Cuba Libre das Einsteiger-COIN sei? Doch, ist es -- zumindest noch bis zum Erscheinen von Colonial Twilight, und das dauert sicher noch bis nächstes Jahr. Ich hatte vor dieser Partie hauptsächlich Fire in the Lake gespielt. Das ist wirklich spürbar komplexer. Cuba Libre fühlt sich im Vergleich zur Fire in the Lake an wie Zwanzig ab im Vergleich zu Skat. Gründe für die Einsteigertauglichkeit von Cuba Libre:

      • Keine LoCs; dadurch bedingt sehr einfache Bewegungsregeln (wichtig!), geringere Verwobenheit der Spielmechanismen, Reduzierung der Anzahl der Felder, die bei jedem Zug für mögliche Aktionen erwogen werden müssen.
      • Kleine, überschaubare Karte mit nur wenigen Gebieten --> noch mehr Übersicht
      • Jede Fraktion mit Ausnahme der Regierung hat nur einen Einheitentyp zur Verfügung, bzw. eben keine Irregulars für die COIN-Fraktion(en)
      • All dies führt zu einem verhältnismäßig schnellem Spielfluss -- man behält einfach den Überblick und muss nicht bei jedem Zug unzählige Varianten innerlich durchexerzieren

    Ich finde Cuba Libre nach wie vor ganz außergewöhnlich gelungen aufgrund der extrem hohen direkten Interaktion, dem historischen Flair, der genialen Asymmetrie, der erstaunlichen KI, und letztlich auch aufgrund der Zugänglichkeit. Zum Erlernen sollte man sich allerdings schematische Spielhilfen besorgen. Ich jedenfalls war bei meiner Erstpartie vor rund zwei Jahren mit damals 45-minütiger Regelerklärung und den Faltblättern von GMT alleine leicht überfordert.


    Wer den Einstieg ins COIN-System versuchen möchte: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür, da Cuba Libre gerade neu aufgelegt wurde, und demnächst wieder gut verfügbar sein sollte.


    #CubaLibre #COIN