Am Wochenende ein Wechselbad der Spiele-Gefühle:
Nippon : Meine Erstpartie. In Viererrunde gespielt. Die anderen kannten es schon. Die Erklärung war lang, aber wohl auch nötig lang. Im Spiel selbst war danach aber alles klar und die Details formten sich zu einem grossen Ganzen zusammen. Und das grosse Ganze war wirklich toll. Wir haben zwar rund 3 Stunden gespielt (mit Buffet-Pausen), aber es fühlte sich keine Minute langatmig an. Eben weil man schnell wieder am Zug und zudem das Geschehen irgendwie packend war. Schon während der Partie wusste ich für mich, was ich gerne in kommenden Partien gerne ausprobieren möchte. Wenn die typische WhatsYourGame-Einstiegshürde nicht wäre, der ideale Vielspieler-Nachfolger von Marco Polo. Weil beide Spiele vereint für mich der Wunsch, es direkt nochmal spielen zu wollen.
Einzig frage ich mich, wie sich die direkte Verdrängungs-Konfrontation in erfahrenen Runden auswirkt? Weil mal eben ein fremndes Einflussplättchen verdrängt, das kann locker 15 Siegpunkte ausmachen. Also darf man sich erst gar nicht in eine Position spielen, in der man verdrängt werden wird?
Dynasties : Ebenfalls Erstpartie. Keiner am Tisch kannte es, aber es wurde uns erklärt und das gut. Danke. Zum Glück war es dann auch recht schnell vorbei, denn ich empfand es als komplett langweilig und fern jeglichen Spannungsbogens. Das war auch die durchgängige Meinung am Tisch. Eine andere Spielrunde fand es hingegen toll, was aber eher an der Atmosphäre als am Spiel selbst lag. Karten nutzen, um Klötzchen einzusetzen, um Aufträge zu erfüllen? Echt jetzt? Dazu Mehrheiten und im Handling nerviges, weil dauerndes, Auffüllen der Schiffe.
Der Kuchen-Verteilungsmechanismus ist hingegen interessant, aber der trägt den langweiligen Rest des Spiels dann auch nicht. Glatt durchgefallen. Ich kann nur hoffen, dass wir was grundlegendes falsch gespielt haben, aber wohl nicht. War der Veröffentlichungsdruck von HiG so gross, dass die sich mit nur durchschnittlichen Durchschnitt zufrieden geben mussten? Werde sicher noch eine Verifizierungspartie wagen in anderer Runde, habe aber wenig Hoffnung.
Goldene Zeitalter : Vierer-Erstpartie und einen Tag später in anderer Runde eine Dreierpartie unter Erstspielern. Sehr reduziertes Zivilisationsspiel auf Eurogame-Niveau, so dass der Zeitrahmen einer Partie dann auch im Rahmen bleibt. Meine Erstpartie war eher konfus, da ich zwar einiges machte, aber wenig davon planvoll war. Eher so ein Kennenlernen der Möglichkeiten, das aber nur in Teilen spannend war, weil das Spielgeschehen zu abstrakt und oberflächlich bliebt. Deshalb nur gebremste Euphorie nach der Partie. War ok, aber mehr auch nicht.
Mit entsprechendem Wissen aus der Erstpartie lief die Folgepartie dann schon ganz anders. Das Räderwerk war klar. Die Strategie stand im Vordergrund. Das Abwägen der Möglichkeiten und ob einem die lieben Mitspieler da zuvor oder in die Quere kommen durchaus spannend und tragend. Allerdings habe ich meine Konfusion aus der Erstpartie mit der Informationsüberflutung wegen des Spieler-Technologie-Tableaus so bei meinen Mitspielern wiederentdecken können - in ihrer Erstpartie. Dementsprechend kam es nur so ok an, ich hingegen fand die Zweitpartie wesentlich besser. Allerdings weiss ich nicht, wie viele Partien das Spiel in seiner Grundform trägt, da die Varianz doch begrenzt ist und man so viele Aktionen nicht im Spiel hat, dass man fernab der Optimierung eines Weges viel ausprobieren könnte.
Was bleibt, das ist ein kurzes Zivilisationsspiel, das allerdings für mich erst ab der zweiten Partie wirklich Spass gemacht hat. Wer es nach der Erstpartie abtut, könnte was verpassen. Die Reduktion auf drei Siedler und damit drei Kernaktionen pro Epoche ist allerdings extrem. Da kommt es auf jeden Zug an und genau dieses fehlende spielerische Element könnte dem Spiel zum Verhängnis werden. Es ist eher ein Kurzsprint durch die Geschichte der Menschheit mit einem Thema, das einen viel epischeren Rahmen verspricht. Mal sehen, was die Erweiterung so ändert in Folgepartien unter Kennern.
Codenames : Ich zitiere mich mal selbst: "Erst gestern wieder eine tolle 3er-Partie erlebt. Eigentlich wollten wir Codenames nur als kurzen Auftakt auf den Tisch bringen. Am Ende waren es dann 6 Partien geworden und keine Minute langweilig. Wenn nicht SDJ 2016, was dann?" Amen!
Cu / Ralf