So, heute abend mal wieder #MarcoPolo gespielt. In der Auswahl waren Brüderpaar, Kontor-im-Vorübergehen-Abschmeißer und Pekingstarter. Ich war Startspieler, meine Frau durfte zuerst wählen, und hat den Kontorabschmeißer genommen. Ich nach etwas überlegen den Pekingstarter. In Xian, nur ein Feld von Peking entfernt, lag der "1 Kamel + 3 Geld am Rundenanfang" Dauerbonus, und wenn einem nichts besseres einfällt, ist diese Flexibilität gar nicht so falsch, wenn man das in Runde 1 schon sichern kann. Außerdem waren um Venedig rum nicht so viele interessante Sachen, dem reisefreudigen Konkurrenten wollte ich dann im Zweifelsfalle lieber aus dem Weg gehen, und wenn ich das Brüderpaar gewählt hätte, wäre es mit zwei reisefreudigeren Charakteren ein Wettbewerb um ähnliche Ressourcen geworden, und das macht im Zweierspiel nicht immer Spaß. Bei Brüderpaar gegen Kontorabschmeißer müsste man zudem im Zweierspiel tendenziell eine Geldblockade-Strategie fahren, denn der Kontorabschmeißer ist darauf angewiesen, weite Wege zu reisen, um seinen Vorteil zu nutzen, und das kostet nun mal viel Geld. Das Brüderpaar braucht eher 1-Reiseschritt-Boni und/oder schwarze Würfel, um mehr als einmal pro Runde zu reisen. Geldbringende Stadtkarten lagen einige aus, aber Reiseschritte gab's nur auf einem Auftragsplättchen der Runde 1. Deshalb habe ich also nicht Brüderpaar gegen Kontorabschmeißer gewählt, sondern Pekingstarter gegen Kontorabschmeißer. Das mal absichtlich etwas ausführlicher, um zu dokumentieren, wieviel Überlegung schon vor dem ersten Spielzug in der Profivariante von Auf den Spuren von Marco Polo drin steckt. Am Ende 82 Punkte geholt. Alle vier Zielorte erreicht, alle Kontore losgeworden, neben dem Startauftrag noch drei weitere Aufträge erfüllt (wie meine Frau auch), 10 Punkte durch Peking. Meine Liebste hatte gut 60 Punkte.
Außerdem in der jüngsten Vergangenheit gespielt: #RevolteInRom und #TidesOfTime. Revolte von Rom ist ein relativ wenig bekanntes Spiel von Stefan Feld, das sich so überhaupt nicht nach Feld anfühlt. Reines 2er, recht konfrontativ (durch Würfeln gegnerische Karten abschießen), wild-chaotische Schwankungen möglich, kann nach 15 Minuten zu Ende sein, kann aber auch dreimal so lange hin- und herschwanken, bis ein Sieger feststeht. 2006 Empfehlungsliste SdJ und trotzdem kaum bekannt. Zu unrecht, denn das Spiel ist gut, wenn man ein bisschen Chaos, Glück und Konfrontation verträgt. Wie gesagt: fühlt sich ganz und gar nicht nach Stefan Feld an. Macht definitiv Spaß, man sollte aber auf keinen Fall die ausbalancierten Sachen mit vielen strategischen Wegen erwarten, für die der Autor später bekannt wurde.
Ebenfalls zweimal gespielt: Tides of Time. Mikrogame für zwei Spieler mit nur 18 Karten. Schnell gespielt und auf den ersten Blick erstaunlich viel Spieltiefe gemessen an Materialumfang und Spielzeit. Hat was. Aber man braucht sicher mehr als zwei Spiele, um das Spiel zu durchschauen. Durch das Drafting gibt's eine gewisse (einfache) Memory-Komponente. Klingt komplizierter, als es ist: man muss sich einfach merken, welche Karten man dem Gegner gibt und bei der eigenen Planung berücksichtigen, welche man im nächsten Zug zurückbekommen könnte. Dabei kann Tides of Time auch durchaus grübelanfällig werden. Hat uns auch gefallen, allerdings kommt es im Vergleich zu den meisten anderen guten 2er Spielen dann doch ein wenig abstrakt rüber. Trotz schöner Grafik: Das Thema ist komplett aufgesetzt. Drafting-Spiel mit einer Siegpunktformel pro Karte, die sich idR auf Kartenfarben bezieht, "7 Punkte für Mehrheit an Karten mit dem roten Symbol", "5 Punkte für jeden Satz aus grün + blau", "9 Punkte, wenn man am meisten Farben nur einmal hat", sowas halt. Dazu ein paar Sondereffekte, die z.B. die gewerte Zahl von Symbolen erhöhen oder Gleichstände auflösen. Auch wenn's als Kartenspiel mit zufälliger Kartenhand nicht so aussieht: Tides of Time hat wenig mit Glück zu tun, der Bessere wird gewinnen, und das "besser" definiert sich über die Kenntnis der Karten und das Durchrechnen/Abschätzen der Möglichkeiten, die man selbst und der Mitspieler damit hat. Mit zwei Spielern auf ähnlichem Niveau kann das aber viel Spaß machen. Braucht noch ein paar Spiele. Für unter 10 Euro war's ein guter Kauf.