Beiträge von MetalPirate im Thema „07.03.-13.03.2016“

    Zuvor gab es schon eine englischsprachige Version von Homosapiens Lab.

    .. die eben, wie @ode. völlig zurecht anmerkte, "Design Town" hieß und keine große Verbreitung hatte, denn Homosapiens Labs kommen irgendwo aus Fernost (Taiwan?). TMG hat dann das Spiel für den nordamerikanischen Markt lizensiert und in "Flip City" umbenannt, weil sie das für interessanter und für geeigneter für den amerikanischen Markt hielten. "Design Town" war ihnen zu langweilig und zu generisch im gut bevölkerten Städtebau-Spiele-Segment (zumindest im US-Markt; da ist ja z.B. auch Suburbia ganz groß, was hier in DE nun wirklich keine Bäume ausgerissen hat). Interessant, dass jetzt wieder bei Pegasus ein "Design Town" daraus wird.

    So, heute abend mal wieder #MarcoPolo gespielt. In der Auswahl waren Brüderpaar, Kontor-im-Vorübergehen-Abschmeißer und Pekingstarter. Ich war Startspieler, meine Frau durfte zuerst wählen, und hat den Kontorabschmeißer genommen. Ich nach etwas überlegen den Pekingstarter. In Xian, nur ein Feld von Peking entfernt, lag der "1 Kamel + 3 Geld am Rundenanfang" Dauerbonus, und wenn einem nichts besseres einfällt, ist diese Flexibilität gar nicht so falsch, wenn man das in Runde 1 schon sichern kann. Außerdem waren um Venedig rum nicht so viele interessante Sachen, dem reisefreudigen Konkurrenten wollte ich dann im Zweifelsfalle lieber aus dem Weg gehen, und wenn ich das Brüderpaar gewählt hätte, wäre es mit zwei reisefreudigeren Charakteren ein Wettbewerb um ähnliche Ressourcen geworden, und das macht im Zweierspiel nicht immer Spaß. Bei Brüderpaar gegen Kontorabschmeißer müsste man zudem im Zweierspiel tendenziell eine Geldblockade-Strategie fahren, denn der Kontorabschmeißer ist darauf angewiesen, weite Wege zu reisen, um seinen Vorteil zu nutzen, und das kostet nun mal viel Geld. Das Brüderpaar braucht eher 1-Reiseschritt-Boni und/oder schwarze Würfel, um mehr als einmal pro Runde zu reisen. Geldbringende Stadtkarten lagen einige aus, aber Reiseschritte gab's nur auf einem Auftragsplättchen der Runde 1. Deshalb habe ich also nicht Brüderpaar gegen Kontorabschmeißer gewählt, sondern Pekingstarter gegen Kontorabschmeißer. Das mal absichtlich etwas ausführlicher, um zu dokumentieren, wieviel Überlegung schon vor dem ersten Spielzug in der Profivariante von Auf den Spuren von Marco Polo drin steckt. Am Ende 82 Punkte geholt. Alle vier Zielorte erreicht, alle Kontore losgeworden, neben dem Startauftrag noch drei weitere Aufträge erfüllt (wie meine Frau auch), 10 Punkte durch Peking. Meine Liebste hatte gut 60 Punkte.


    Außerdem in der jüngsten Vergangenheit gespielt: #RevolteInRom und #TidesOfTime. Revolte von Rom ist ein relativ wenig bekanntes Spiel von Stefan Feld, das sich so überhaupt nicht nach Feld anfühlt. Reines 2er, recht konfrontativ (durch Würfeln gegnerische Karten abschießen), wild-chaotische Schwankungen möglich, kann nach 15 Minuten zu Ende sein, kann aber auch dreimal so lange hin- und herschwanken, bis ein Sieger feststeht. 2006 Empfehlungsliste SdJ und trotzdem kaum bekannt. Zu unrecht, denn das Spiel ist gut, wenn man ein bisschen Chaos, Glück und Konfrontation verträgt. Wie gesagt: fühlt sich ganz und gar nicht nach Stefan Feld an. Macht definitiv Spaß, man sollte aber auf keinen Fall die ausbalancierten Sachen mit vielen strategischen Wegen erwarten, für die der Autor später bekannt wurde.


    Ebenfalls zweimal gespielt: Tides of Time. Mikrogame für zwei Spieler mit nur 18 Karten. Schnell gespielt und auf den ersten Blick erstaunlich viel Spieltiefe gemessen an Materialumfang und Spielzeit. Hat was. Aber man braucht sicher mehr als zwei Spiele, um das Spiel zu durchschauen. Durch das Drafting gibt's eine gewisse (einfache) Memory-Komponente. Klingt komplizierter, als es ist: man muss sich einfach merken, welche Karten man dem Gegner gibt und bei der eigenen Planung berücksichtigen, welche man im nächsten Zug zurückbekommen könnte. Dabei kann Tides of Time auch durchaus grübelanfällig werden. Hat uns auch gefallen, allerdings kommt es im Vergleich zu den meisten anderen guten 2er Spielen dann doch ein wenig abstrakt rüber. Trotz schöner Grafik: Das Thema ist komplett aufgesetzt. Drafting-Spiel mit einer Siegpunktformel pro Karte, die sich idR auf Kartenfarben bezieht, "7 Punkte für Mehrheit an Karten mit dem roten Symbol", "5 Punkte für jeden Satz aus grün + blau", "9 Punkte, wenn man am meisten Farben nur einmal hat", sowas halt. Dazu ein paar Sondereffekte, die z.B. die gewerte Zahl von Symbolen erhöhen oder Gleichstände auflösen. Auch wenn's als Kartenspiel mit zufälliger Kartenhand nicht so aussieht: Tides of Time hat wenig mit Glück zu tun, der Bessere wird gewinnen, und das "besser" definiert sich über die Kenntnis der Karten und das Durchrechnen/Abschätzen der Möglichkeiten, die man selbst und der Mitspieler damit hat. Mit zwei Spielern auf ähnlichem Niveau kann das aber viel Spaß machen. Braucht noch ein paar Spiele. Für unter 10 Euro war's ein guter Kauf.

    @Harry2017: Du solltest vielleicht Marco Polo etwas häufiger spielen, bevor du so absolute Aussagen triffst.


    Richtig ist: in den gerade mal fünf Runden kann man gar nicht alles erreichen. Es kann sogar besser sein, das Ziel mit den 9 Kontoren oder das Ziel mit den 4 Zielorten komplett sausen zu lassen, wenn man mehr Punkte durch Aufträge oder sonstwas holt. Die Aufgabe bei AdSvMP ist eben zu erkennen, wo bei gegebener Stadtkartenverteilung, Charakterverteilung und Spielverlauf sich die am ehesten erfolgversprechenden Wegen auftun. Wer das Spiel gut spielen will, bastelt sich schon vor dem ersten Zug einen Plan A, Plan B und Plan C zurecht.


    Je nach Charakter ist auch die eine oder andere Strategie mehr oder weniger zu empfehlen. Beispiel Brüderpaar: wenn man mit zwei statt einem Reisenden unterwegs ist, dann sollte man dringend versuchen, alle vier Zielorte zu erreichen; sonst hat man aus seinem Charakter nicht herausgeholt, was dessen spezielle Stärken hergeben. Spielt man dagegen den Schmarotzer-Charakter, nimmt man Zielorte nur als Bonus mit und wird eher versuchen, viele Aufträge zu erfüllen.