Bei Madeira hab ich aufgrund der hohen Komplexität infolge der Regelsichtung von einer Kaufentscheidung abgesehen. Da steckt mir zu viel Firlefanz dahinter. Denn wenn ich nach paar Jahren ohne Partie nen halben Tag bräuchte, um die Regeln wieder intus zu haben, und dann anschließend in epischer Breite den Erklärbär für die Mitspieler geben muss, dann verpufft die ganze Spielfreude.
Jein. Nein, weil alle WYG-Spiele ihre Regeln gut auf dem Spielbrett illustrieren. Sobald mal es einmal gespielt hat, reicht das eigentlich, auch wenn seit der letzten Partie viele Monate vergangen sind. Und doch irgendwo ja, weil Madeira unter allen WYG-Spielen den mit Abstand kompliziertesten Anfangs-Aufbau hat und ausgerechnet da hilft einem der Plan dann null weiter.
So, jetzt zum eigenen Beitrag. Gerade zurück vom Spieletreff. #Yedo gespielt. Irgendwo mal bei BGG gelesen: Lords of Waterdeep on steroids. Ja und Nein. Zeugs sammeln, damit Aufträge erfüllen, Belohnung kassieren -- soweit wie bei LoW, aber im Gegensatz zu diesem trieft Yedo nur so vor Thema. Man tauscht nicht einfach nur Holzklötzchen gegen Punkte, sondern kann wirklich in das Thema eintauchen, mit Dojos Geld verdienen, im Tavernenviertel die Frau des Wirtes entführen, durch Errichten von Waffenschulen billiger am Waffenmarkt einkaufen, mit Geishas den Wächter "ablenken", eigene Worker zum Kriegseinsatz für den Shogun opfern, usw. Aufträge, Ereignisse, Aktionen -- alles wie aus einem Guss, mit sehr viel Liebe zum Detail. Thema Verbrecherclan, wir sind Chef eines solchen, das muss man so akzeptieren können. Aber dann passt alles zusammen, eben wenn man es mit einem gewissen Rollenspielansatz angeht, das ist die zwingende Voraussetzung, damit man Yedo mögen kann.
Eigentlich dürfte mir Yedo nicht gefallen, weil's für das Gebotene doch ein kleines bisschen zu lang ist, zu viele verschiedene Phasen drin (incl. Handelsphase), außerdem eigentlich zu viel Glückselemente und eine heftige Portion Ärgerfaktor dazu, denn das Spiel (durch Ereignisse) oder die nicht-ganz-so-lieben Mitspieler können einem doch recht ordentlich zwischen die eigenen Planungen dazwischen grätschen. Aber es passt doch alles zusammen, weil das rollenspielartige Eintauchen in das Thema alles zusammenhält. Sehr schönes Spiel. Solange keine Grübler am Tisch sitzen. Aber die reinen Optimier-und-Rechen-Freaks werden glücklicherweise durch Handelselemente, Rollenspielflair, Ärgerfaktor oder gewisse Unplanbarkeit zum Glück weit genug abgeschreckt.