Beiträge von Thygra im Thema „04.01.-10.01.2016“

    @ravn : Bei einem Fall, den ich nur genau einmal durchspielen werde, wüsste ich nicht, weshalb man mehr Wirte beilegen sollte als man benötigt. Ich käme jedenfalls nie auf die Idee, den Wirt zu wechseln bei einem neuen Durchlauf.


    Dass es bei ein paar glücklichen Zufällen möglich ist, einen Fall im ersten Durchlauf zu lösen und dabei evtl. die Hälfte der Geschichte gar nicht entdeckt zu haben, finde ich auch nicht weiter schlimm. Man kann ja trotzdem noch mal einen Pseudo-Durchgang starten und die bisher noch unbekannten Orte aufsuchen. Da ist dann vielleicht die Spannung geringer, aber Spaß würde mir das trotzdem noch machen.

    Was wir jedoch alle nicht verstanden haben, ist die Geschichte mit den Bestechungsplättchen und der den Kirchenspenden. Es handelt sich bei Noblemen meiner Ansicht nach um ein reinrassiges Mangelspiel. Wieso sollte also jemand, der immer zuwenig Geld und zuwenig Plättchen hat, diese beiden kostbaren Ressourcen für etwas hergeben, dessen Kosten/Nutzen-Faktor nicht dem Wert der so dringend benötigten Ressourcen entspricht? Oder mache ich einen Rechenfehler??

    Ja, machst du. ;) Die Bestechungsplättchen sind sehr universell einsetzbar. Das macht sie sehr stark, aber sie werden von den meisten Spielern in den ersten Partien noch unterschätzt. Glaub mir, es gibt einen Grund, weshalb der Kauf diese Plättchen auf 5 Stück pro Aktion beschränkt ist!


    #Noblemen bietet die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Strategien zu spielen. In den ersten Partien spielen die meisten Spieler eine Mischstrategie und versuchen, alle 3 Landschaftsarten auszulegen und mit Prestige und Gebäuden zu punkten. Aber man kann auch Strategien spielen, die sich auf eine bestimmte Landschaftsform konzentrieren.


    Beispiel 1: Konzentration auf Wälder. Du erhältst für jedes ausgespielte Waldplättchen ein neues Plättchen. Zudem setzt du in jeder Dekade einmal die Aktion "Land gewinnen" ein. Damit erhältst du so viele Länder, dass du in der zweiten und dritten Dekade jeweils 12 Länder an die Kirche spenden kannst, was je 12 Punkte einbringt. (Das klappt natürlich nur dann, wenn kein anderer Spieler dies erkennt und schneller als du etwas an die Kirche spendet. Hier ist gutes Timing wichtig, und dafür braucht man etwas Spielerfahrung.)


    Beispiel 2: Konzentration auf Äcker. Das bringt dir viel Geld, zum einen schon durch das Legen, zum anderen durch einmaliges "Steuer eintreiben" in jeder Dekade. Dieses Geld investiert man zum einen natürlich in den Gebäudebau, zum anderen aber in die Bestechungsplättchen. Für 10 Geld kaufst du 5 Plättchen. Das bringt 5 Siegpunkte. Beim Steuern eintreiben gibst du alle 5 Plättchen aus und bekommst 5 Geld wieder zurück. Somit hast du de facto für 5 Geld 5 Siegpunkte erhalten, was bei Noblemen recht gut ist.


    Wichtig ist bei den meisten Strategien auch, welche Skandalkarten man auswählt. Die Karten werden auch von manchen Spielern etwas unterschätzt.


    Ich hatte mal vor einiger Zeit bei BGG ein Beispiel gepostet, wie ich ohne einen einzigen Brunnen gewonnen habe. Dabei habe ich nicht mal eine Extremstrategie gespielt. Hier der Link. Dort habe ich 22 Punkte mit Landschenkung und 10 Punkte mit Bestechungsplättchen geholt. Vielleicht gibt dir das Beispiel ja einen Einblick in die Möglichkeiten. Ein Folly war nicht erforderlich, um zu gewinnen.


    Zumindest halte ich es für falsch, dass in manchen Rezensionen zu lesen war, es wäre unverzichtbar, auf Prestigepunkte zu spielen.


    Allerdings hängt es auch etwas von der Spielerzahl ab, wie ein Spiel verläuft. Zu dritt habt ihr im gesamten Spiel ca. 2-5 Aktionen mehr zur Verfügung als zu fünft, da zu fünft im Schnitt die Königin etwas öfter bewegt wird.


    Ich halte Noblemen für eines der am meisten unterschätzten Spiele der letzten Jahre. Aber als betreuender Redakteur dieses Spiels bin ich natürlich befangen.