Liebe Ines,
ich bin geneigt zu behaupten, dass du phasenweise Birnen mit Äpfel vergleichst.
Meine Motivation, die Spieleempfehlungen in den Printmedien zu veröffentlichen liegt nicht darin, meine eigenen Umsätze zu steigern. Aber es bleibt von mir nicht unbemerkt, dass Firmen aus meinem Nerd-Dasein Profite schlagen und aus dem gleichen Grund geringschätzig behandeln (z.B. Muster-Schmarotzer). Im wirklichen Leben werde ich eigentlich respektvoll behandelt. Als Nerd habe ich manchmal ganz andere Erfahrungen machen müssen. Offensichtlich gilt der Nerd als leidensfähig. ![unsure :/](https://unknowns.de/images/smilies/emojione/1f914.png)
Meine Motivation, die Spieleempfehlungen in regionalen Printmedien zu veröffentlichen, liegt darin, dass ich mit den Magazinen die Vereinbarung getroffen habe, dass es ausdrücklich eine Empfehlung der Brettspielgruppe ist und mit unserem Logo versehen wird. Im Jahr 2014 erreichten gute 40 Spieleempfehlungen in drei regionalen Magazinen eine Gesamtauflage von ca. 1 Mio. Druckauflage.
Seit den Veröffentlichungen mache ich die Erfahrung, dass wir nicht mehr die Erwachsengruppe sind, die ihre Freizeit mit Kinderspiele verbringen. Die Teilnehmerzahlen der Treffen haben sich gesteigert. Die Muster füllen den Spieleschrank der Gruppe.
Ich habe keine Ambitionen, für andere Hobby-Magazine zu schreiben. Dort würde mein Interesse nicht funktionieren. Gleiches gilt für Veröffentlichungen im Netz (Blog).
Was ich hier mit meinen Kommentaren erreichen möchte, ist ein höhere Wertschätzung der eigenen "Schreibe" - als dass man diese herschenkt und das Bewusstsein schärfen, dass es Nutznießer gibt, die mit Fleiß Kapital daraus schlagen.
Nach deiner Definition bin ich also sowas wie ein Schwarzarbeiter?
Mich würde es dabei sehr freuen, wenn du mit deiner Schreibe auch nur in die Nähe eines Schwarzarbeiters gelängen würdest. Der hat nämlich verstanden, dass man keine wertschöpfende Arbeit herschenkt. 8))
Ich hab selbst 'ne Firma,
Dann dürfte dir doch bekannt sein, dass Werbung nicht kostenlos erhältlich ist. Firmen, die in den regionalen Magazinen für ihre Produkte werben möchten, haben recht teure Anzeigen zu schalten. Das Anzeigengeschäft sieht vor, dass den Firmen neben der Anzeige einen entsprechenden Bereich Content zugestanden wird.
Die Spieleverlage überlassen ein Muster für den Content und schalten keine Anzeige. Kannst du nachvollziehen, warum für das Marketing der Verlage die Bemusterung so lukrativ ist.
Nun befinden wir uns aber auf einem Hobbysektor.
Dieser Hobbysektor bereitet einigen Firmen den Gesamtumsatz von ca. 400 Mio €. Für Marketing-Maßnahmen werden ca. 5-10% vom Umsatz verwendet. Nur wir Nerds werden für unsere Werbefläche bestenfalls mit Mustern abgespeist - obendrein oft auch noch wie Schmarotzer behandelt.
Für 2014 hatte ich mal nachgerechnet. Die veröffentlichten 40 Spieleempfehlungen nahmen gemäß den Mediendaten der Magazine eine Anzeigenflächen im Wert von ca.15.000€ ein. Du darfst mir glauben, dass da ein Kalkül seitens des Marketings vorliegt.
Eines meiner Käse-Dorf-Blätter (80 Seiten/45.000 Auflage) macht monatlich mit dem Anzeigengeschäft ca. 50.000 € Umsatz. Weil ich ein Nerd bin, ist meine Content-Lieferung nichts wert - nicht mal einen Krümmel vom Kuchen - geschweige denn einen Dank.
Wenn die Nutznießer - Verlage oder Händler - Anzeigen in diesen Magazinen schalten würden und diese im Kontext mit meiner Empfehlung ständen, erhielte mit diesem Umsatz der von mir gelieferte Content einen realen Wert für das Magazin - und wäre vielleicht geneigt zu teilen (Honorar für Content).
Und dann geht es um Angebot und Nachfrage.
Eben - wenn man recht verschwenderisch mit der Ressource Werbefläche umgeht, entwertet man diese. Ich heule hier jetzt, um das Bewusstsein etwas zu schärfen, dass die Schreibe schon seinen Wert hat und man dem verantwortungsvoll begegnen könnte. Mit einer entsprechenden Einstellung ändert sich vielleicht ein klein wenig. Ich bin weit davon entfernt, jemanden vorschreiben zu wollen, sein Schreibbedürfnis zu unterlassen. Aber eine Verknappung könnte sich auf alles auch vorteilhaft auswirken. Vielleicht vermag man zumindest das Überflüssige über die Boardkante zu kippen.
Dank der Nerds feiern die Marketingabteilungen der Spieleverlage übers ganze Jahr Weihnachten - in dem Sinne euch wenigstens ein paar schöne Tage
Liebe Grüße
Nils