Beiträge von Reich der Spiele im Thema „Meinung gesucht zu Love Letter Rezension“

    @Reich der Spiele Wie so oft, wenn ich Deine Plädoyers für mehr Qualität im Spieljournalismus lese, teile ich zumindest weitgehend Deinen Standpunkt; aber wenn Du mit Tomsch schon so hart ins Gericht gehst, dann möchte ich Dir bei der Gelegenheit auch gerne sagen -- mit allem Respekt für Deine Mühen -- dass meiner Ansicht nach Deine Spielekritiken diesen Qualitätsstandards selbst nicht so ganz genügen. Die von Dir verlinkte Love-Letter-Rezension beispielsweise ist sicher okay, aber im Grund auch nur Verbraucherinformation -- fundiert und sachlich, aber ohne Pepp und/oder ohne individuellen, unverkennbaren Stil. Vermutlich nicht geschrieben für Leute wie uns? :)


    Deine Kritik und Meinung bleiben dir unbenommen. Es war aber nicht meine Absicht, meine Rezension als eine der besseren Alternativen hinzustellen (sondern eine abweichende Meinung zu verlinken). Schon gar nicht sehe ich den Auftrag des Kritikers, es besser zu machen. Nein! Und Glashasu & Co. ... Das habe ich ja geschrieben.


    Ich bin übrigens auch nicht hart ins Gericht gegangen. Im Gegenteil! Ich habe mich daran kaum aufgehalten, denn meine Ausführungen betreffen immerhin zu ca. 80 - 90 Prozent gar nicht den Rezensionsinhalt, sondern die daraus entstandene Diskussion.


    Was die vielen Blogs angeht: Ich beobachte nur, dass eigentlich fast jeder aus der Spieleszene einen Blog hat. Das ist kein "gesundes" Verhältnis. Es geht dabei auch nicht um bestimmte Blogs, sondern um eine wahre Blogflut. Ich verstehe auch jeden, der was Eigenes will. Aus Erfahrung weiß ich immerhin, wie schwer es ist, konsequent daran zu arbeiten. Etwas, was von vielen "Anfängern" stark unterschätzt wird. Aber generell finde ich: Wenn jeder Spieler plötzlich auch Rezensent ist, läuft irgendwie in der Spieleszene etwas schief. So ein bisschen kann ich die Merz-Verlag-Leute verstehen, wenn die so in Etwa meinen, sie könnten mehr "Presse" in die Hallen lassen, als Besucher.

    Es ist selbstverständlich möglich, über Gesellschaftsspiele zu schwadronieren, ohne Ahnung zu haben. Es ist nur etwas schwierig, Gesellschaftsspiele zu rezensieren, wenn man selbst nur wenig Einblick in Produktgruppen, Zielgruppen und vergleichbare Spiele hat. Dann verkommt ein Rezensionsansatz nämlich ganz schnell zu einer meist wenig fundierten Meinungsäußerung. Das Problem ist dabei jedoch, dass "da draußen" Tausende von potenziellen Lesern sitzen, die genau das im Zweifelsfall nicht einmal wissen und beurteilen können. Wer den Anspruch hat, ein Spiel zu rezensieren, sollte etwas mehr bringen, als eine Regelerklärung und ein "ich finde es ...". Das ist keine Rezension. Das hilft je nach Wissensstand des "Rezensenten" mitunter nicht einmal weiter, sondern führt zu Fehlannahmen.


    Das hier:

    Und ja, mir ist auch klar, dass das Internet voller Spieleblogs ist, die eben maximal das sind: EIn Kundenmeinungsportal, nur dass dort dann oft nur die Meinung von einer Person veröffentlicht wird. Hat mit Rezensionen leider herzlich wenig zu tun.


    Das finde ich schön. Eine private Meinung eines Verlagsmitarbeiters, der es zumindest in Etwa wissen sollte, untermauert meine Meinung. (Zack, Stein, Glashaus, Wurf, Schepper ...)


    Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass viele dieser Nicht-Rezensenten nicht einmal gut genug schreiben können, dass sie einen Blog veröffentlichen sollten. Auch in der verlinkten Rezension fallen mir einige Stilblüten und Fehler auf, die nicht auf Flüchtigkeit, sondern auf Nichtwissen zurückzuführen sind. Aber ich möchte das gar nicht so sehr kritisieren. Es ist ein Anfang. Wer allerdings antritt, um eine Alternative zu bieten, sollte auch genau das machen. Davon ist NULL zu lesen. Schade. So bleibt wieder ein Blog mehr, der entweder versandet oder durch fleißiges Arbeiten sich erst noch wirklich beweisen muss. So ist es 08/15.


    Übrigens: Warum zum Henker will eigentlich jeder Spieler eine eigene Webseite/einen eigenen Blog veröffentlichen? Gibt es inzwischen nicht schon genug Projekte, die nicht laufen? Die Spieleszene - meine Meinung - sollte sich etwas mehr professionalisieren (wobei da die letzten 2-3 Jahre viel in die richtige Rchtung geht), da ist eine Verwässerung der Qualität in der Masse bei den Rezensionen echt kontraproduktiv.


    Zur Frage nach den Ablegern: Wer angekündigt schreibt, sollte nicht von der Realität überholt sein. Wie oben schon gesagt wurde: Es geht ja nicht um ein Spiel, das kaum einer kennt. Da passiert das in der Tat mal ganz schnell. bei mehreren Hundert Veröffentlichungen ist das dann auch verzeihbar. Und nein, eine Rezension von Love Letter muss nicht die Ableger berücksichtigen. Anders herum ist es richtig! Aber Fehlinformationen sind eben auch kein Aushängeschild.


    In diesem Sinne: Klar kann man auch als Anfänger ein Spiel rezensieren. Ohne Basiswissen sollte sich aber niemand zum Rezensenten erklären. Ihr geht ja auch nicht ins Krankenhaus und sagt, lasst mich mal machen, ich operiere das Knie schon irgendwie. Schreiben und speziell Rezensieren sind eben deutlich mehr, als einfach nur mal eine "Kundenmeinung" zu verfassen! Von Zielgruppen mal ganz zu schweigen.


    Ich finde übrigens, dass Love Letter ein hervorragendes Produkt ist, aber ein langweiliges Spiel (Love Letter - Kartenspiel von Pegasus Spiele - Spielerezension) ist. Aber da kommt sicher später noch Wolfgang um die Ecke und erklärt das Gegenteil. Und dass ich wieder rumpoltere, das wird der Nils dann schon richten. In diesem Sinne: Einen schönen Advent!