Wenn sich aber ein Produkt an jene richtet, die sich nicht auskennen?
Nur als Beispiel den Whisky: Was nützt es denn dem Supermarktgänger, wenn ein Whiskey-Fachmann den Jack Daniels bewertet? Der wird das Ding in der Luft zerreissen, weils ein unerträglich schlechter Whiskey ist. Ein Umstand, den Whisey-Unkundige auch gar nicht nachvollziehen können, weil sie nicht so erprobt im Genießen von Whiskey sind. Der Supermarktkäufer hat keinen Hinweis bekommen, ob er nun Jack Daniels oder Johnniy Walker kaufen soll. Der Whiskey-Fachmann wird nämlich schreiben: "Kannste beides in den Ausguss schütten, ist nur Mist!" Da wäre doch der Hinweis eines nicht so bewanderten Menschen sinnvoller, oder?
Genauso ist es mit Spielen. Wir Speielgeeks haben so oft nur unsere Geek-Sicht vor Augen. Love Letter ist kein Geek-Spiel. Zumindest nicht ausschließlich. Klar spielen wir Geeks das auch. Aber die paar Spiele, die wir Geeks kaufen sind Pegasus doch fast egal. Die wollen davon der breiten Masse welche verkaufen. Und das ist eben auch der Anspruch des Spiels. Oder Qwixx, oder Kniffel oder MÄDN.
Und dafür brauchst du entweder einen Rezensent, der voll in der Materie drin steht und Rezensionen für Nichtspieler schreiben kann (wie bsw. Udo Bartsch das macht und sehr gut kann). Oder du kannst auch einen Rezensenten das Spiel bewerten lassen, der sich nicht so gut mit Spielen auskennt. Und einen Eindruck vom Spiel bekommt, der der Zielgruppe viel mehr bringt als ein mit Wissen nur so um sich schmeißender, ludophiler Fachmann.
Wenn ich als Rezensent einen Mainstream-Supermarktwhisky bewerten will, dann sollte ich mich mit Supermarktwhisky zumindest in den Grundzügen auskenen oder zumindest mit anderen Mainstreamalkoholica. Jemand, der zum ersten Mal in seinem Leben Alkohol trinkt, kann schlichtweg keine Rezension über einen jack Daniels verfassen, weil ihm elementares Grundwissen fehlt.
Ich sollte (in dem Fall wissen), mit welchen Getränken man Whisky mischen kann, was on the rocks bedeutet, wie man diesen Whisky also normalerweise goutiert. Ich muss natürlich nicht wissen, welcher Whisky in Fassstärke momentan in Kennerkreisen angesagt ist. Dies kann sogar, in der Tat, hinderlich sei.
Also ja, es kommt darauf an, für welche Zielgruppe ich schreibe. Aber ich sollte Ahnung haben, wovon ich schreibe. Sonst schreibe ich eben keine Rezension, sondern maximal eine Amazonkundenmeinung.
Und ja, mir ist auch klar, dass das Internet voller Spieleblogs ist, die eben maximal das sind: EIn Kundenmeinungsportal, nur dass dort dann oft nur die Meinung von einer Person veröffentlicht wird. Hat mit Rezensionen leider herzlich wenig zu tun.