Beiträge von Dumon im Thema „Ohne Bibel...“

    Da widersprichst Du Dir aber nun selbst.
    Man muss/kann nichts tun? Aber wenn man gewisse Dinge tut, dann ist es unwahrscheinlich, dass der Person die Erlösung zuteil wird?
    Also muss man doch etwas tun - oder besser nicht tun...?
    Es gibt also einen Verhaltenskodex...


    In der Glaubensgemeinschaft, in der ich aufwuchs, da musste man "nur" aufrichtig bereuen, und um Vergebung bitten und solche auch anderen angedeihen lassen. Das klingt so lange gut, bis man sich mal damit beschäftigt, was da alles mit zusammenhängt. Und was "bereuen" eigentlich bedeutet...



    Dann aber führst Du an, dass "alle" gerettet werden. Damit widersprichst Du Dir absolut selbst, wenn Du sagst, Du bezweifelst, dass NICHT ALLEN die Gnade Gottes zuteil würde (zum Beispeil den angeführten Pädophilen).


    Und wir kommen dann auch schon zu einem weiteren Problem - dem, dass die Bibel sich (hier wie an vielen anderen Stellen) selbst widerspricht.
    Denn die Bibel führt auch an, dass NICHT ALLE gerettet werden - siehe Offenbarung, Kapitel 20, Vers 11-15.


    Die Offenbarung ist ohnehin ein interessantes Büchlein. Vom gütigen, liebenden Gott keine Spur. Dafür aber von alttestamentarischer "Gerechtigkeit" (Auge um Auge), von Folter, Leid und Tod für alle die, die als "Heiden" definiert werden.


    Man kann sich da schön alles so auslegen, wie man will, mit der Bibel. Denn für vieles wird man eine Textstelle finden.
    Und ein Argument wie "ja, DAS sollte man nicht zu wörtlich nehmen, DAS aber schon" - äh, genau. Das ist ja nun mal rein gar nicht haltbar....

    Für mich ist dieser "Unsinn" (der Apostel Paulus spricht von "Torheit") gerade einer der Gründe gewesen, warum ich die christliche Lehre als wahr ansehe. Alle anderen Religionen sagen: Du kannst/musst dies oder das tun, um vor Gott gut auszusehen, einem Gericht zu entgehen, ins Paradies zu kommen etc... Nur die christliche Lehre sagt: Du kannst überhaupt nichts tun, um gerettet zu werden. Gott hat in Jesus alles getan. Du kannst das als Geschenk annehmen oder es bleiben lassen, aber was immer Du tust, wird nicht reichen. Das ist so revolutionär anders als alles, was sich Menschen ausdenken.

    Und genau da liegt das Problem.
    Auf der einen Seite "kannst" Du nichts tun, um gerettet zu werden - es wird Dir geschenkt (eine Ansicht, die die KIRCHE natürlich so eher nicht vertritt - nahezu egal, welche). Und auf der anderen Seite musst Du aber Christ sein.


    Und da beißt sich der Hund in den Schwanz.
    Ein gütiger Gott schenkt dem Lippenbekenner, dem Christen auf Papier, dem schlechten Gottesheuchler, dem (und ich ziehe jetzt bewusst die Krasse Karte) pädophilen Kirchendiener, die Vergebung durch Christi Leiden und Tod, und damit einen Platz im Tausendjährigen Friedensreich, und später auf der neuen Erde. Er schenkt aber dem altruistisch nur für das Wohlergehen seines Stammes sorgenden Indio-Heiler in den Tiefen des Amazonas all dies nicht, bloß weil dieser weder vom Christengott noch Jesus gehört hat, noch er in sein Weltbild passt?


    Das ist kein gütiger Gott. Ein Gott, der vorgibt, wie er zu lieben ist, und der ganz gezielt auswählt, wem er Gnade zuteil werden lässt und wem nicht.

    Das blöde ist, dass Leute ganz unabhängig von Machtstrukturen oder irgendwelchen ebensolchen Absichten in jenen Strukturen durch die Dogmatisierung beginnen, den Exklusivitätsgedanken zu glauben, zu verinnerlichen und als einzige Wahrheit anzusehen.
    DAS hat dann nichts mehr mit Institutionalisierung zu tun.

    Klar, so kann man das auch sehen. Dann sind wir aber quasi bei einer polytheistischen Existenzebene. Und der Exklusivitätsgedanke wiederum nicht haltbar...

    Ich finde gerade den Exklusivitätsgedanken grauenvoll - um nicht zu sagen, ich finde jeden, der einen solchen postuliert...
    ...aber ich will nicht beleidigend werden...


    Gehen wir vom Glauben aus, dann war für mich der Moment, an dem ich begann, mich vom Christentum abzuwenden, der, als man mir allen Ernstes sagte, dass nur solche, die an Christus glauben, erlöst werden.


    Was für ein Mumpitz.
    Auf einen Berg gibt es mehr als nur einen Weg.
    Und ganz gleich, ob wir den Gott Allah, JHWH oder sonstwie nennen - Gott ist Gott.


    Was für ein gütiger Gott wäre das denn, der sich am Schluss hinstellte und sagte:
    "Nö. Du hast mich mit falschem Namen angesprochen. Du kommst hier net rein!"


    Und genau da finde ich diese Erkenntnistheorie bezüglich Jesu hanebüchenen Unsinn. Es gibt genug Menschen da draußen, die ein "gottesfürchtigeres" Leben führen, als es so mancher Religionsaktive tut. Und die sollen dann nicht errettet werden, wenn die Kacke dampft? Und das, obwohl sie vielleicht noch nie von Jesus gehört haben???


    Ein solcher Gott wäre weder gerecht noch die Liebe, sondern ein herrschsüchtiger Egomane!

    Hmm.
    Bezüglich Einengung des Ideologie-Gegenstandes würde ich sagen:


    Glaube > Religion > Kirche/Glaubensgemeinschaft/etc.
    Der persönliche Glaube kann individuell in jeglicher Richtung beliebig ausgelegt, angepasst oder gebildet werden.
    Bei Religion hat man sich in einem sozialen Gefüge einer bestimmten Art auf gemeinsame Regeln und Grenzen geeinigt, die Individualität schwindet.
    Die Kirche setzt nun noch stärkere, dogmatisierende Regeln um/ein oder interpretiert bestehende Regeln in ihrem Sinne, überwacht deren Umsetzung (gegebenenfalls).


    Das heißt nicht, dass organisierte Religion nur schlechtes mit sich bringt - oftmals ist gerade der charitative und sozial unterstützende Gedanke (sowie der der "aktiven Gemeinschaft") bei solchen Organisationen einer der wichtigen.


    Das Ganze funktioniert aber natürlich auch umgekehrt:
    Kirche/Glaubensgemeinschaft/etc. > Religion > Glaube
    Die Kirche oder Religionsgemeinschaft etc., über die wir die Religion kennenlernen, definiert für uns ihre Regeln und Grenzen. Reflektierend, können wir die Unterschiede zwischen den engeren Grenzen durch die Organisation und den Regeln der eigentlichen Religion definieren (wie groß oder klein diese sind, sei mal dahin gestellt) und bilden dann über diese Reflektion, unsere eigenen Erfahrungen und Gedanken zum Thema unseren eigenen Glauben.


    Problematisch wird es nur, wenn wir das tun, was viele Religionsgemeinschaften und Kirchen als die höchste, reinste und ehrlichste Form des Glaubens ansehen - den "blinden Glauben", den Glauben ohne Hinterfragen und Reflektieren...


    Ob nun (ganz abstrakt vereinfacht) Religion durch "Kirche" entsteht, oder "Kirche" durch Religion, sei ebenfalls dahin gestellt - beides ist möglich.




    Übrigens hat Satanismus nicht zwingend etwas mit "Bösartigkeit" zu tun. Überhaupt nicht.
    Dass es so interpretiert wird und historisch auch wurde, steht dabei auf einem anderen Blatt.
    Man muss sich nur mal die Grundsätze der "Church of Satan" angucken, um festzustellen, dass das ganz normale Menschen mit moralischen Ansichten sind.


    Nachdem ich sehr religiös aufgewachsen und erzogen worden bin, bezeichne ich mich mittlerweile als areligiös, nicht atheistisch. Drängt man mich jedoch dazu, mich im Blick auf christliche Lehre, die sich inhärent auf die Bibel stützt, zu verorten, würde ich mich gar selbst als "Luziferaner" bezeichnen. Allerdings hinsichtlich der "Schlange" im Paradies, nicht darüber hinaus.
    Denn die Schlange im Paradies führt die Menschen dort zur Selbstreflektion und zum kritischen Nachdenken (indem sie ihnen den Apfel schmackhaft macht), nicht zum dummen, blinden, unreflektierten Gehorsam, wie ihn die durch Gott repräsentierte Religionsobrigkeit gerne gehabt hätte (meine Interpretation der Paradies-Situation).
    :)

    ...obwohl der ja im Laufe der Zeit mehr und mehr abhanden gekommen ist.
    Man könnte jetzt sardonisch sagen, Weihnachten sei nur noch ein Konsumfest, und mit einem Blick nach Amerikaland ließe sich dafür einiges an Bestätigung finden.
    Ich bin allerdings der Meinung, dass sich das Weihnachtsfest jenseits seiner zwischenzeitlich christlichen Basis einfach zu einem Familienfest oder ähnlichem entwickelt hat, das keine religiösen Untertöne mehr benötigte.


    Und das empfände ich als gute Entwicklung. Denn es erhebt keinen ideologischen Grund zum richtigen/besten, und ließe sich gleichermaßen von allen feiern. Aber das ist meine persönliche Meinung...