GRAND AUSTRIA HOTEL (#grandaustriahotel)
Ein ziemlicher Optimierungsbolzen. Künstlerische Innovation und Bohème sucht man in der Wiener Moderne vergeblich. Solitär spielt der Hotelier d' Autiste in einsamer Konvention vor sich hin. Und die Downtime ist abartig: Der Startspieler wartet satte sieben Züge bis er wieder dran kommt. Das reicht um für die Gäste am Spieltisch Spaghetti mit Tomatensoße zu kochen. Selbst beim unwahrscheinlichen Fall von 1 Minute Denkzeit pro Spieler, wird jeder gesunde Menschenverstand zusehen, dass er Grübler zu GAH erst gar nicht einlädt. Dies ist womöglich der größte Verdienst des Spiels: die Aussortierung von Denkapparaten aus dem potenziellen Mitspielerkreis. Was bleibt ist Geschmacksache. Richtig gute spielerische Gründe das Hin- und Herschieben von Ressourcenwürfeln zu mögen, gibt es nicht. Ich tue es trotzdem. Das mag auch am charmanten Thema liegen oder an der formidablen Gestaltung oder daran, dass GAH viel taktischer ist als die vermeintliche Komplexität vorgaukelt. Oder einfach daran, dass bei mir das unergründliche Herz über ein gutes Spiel entscheidet und nicht der Verstand. (BBG 7/10)
CELESTIA (#celestia)
Die Franzosen können Art Direction: lieblicher, hinreissender, zaubervoller wie CELESTIA lässt sich kein Spiel gestalten. Das Wolkenschiff ist von zartmeinender Schönheit. Wie bei ABYSS so liefert auch CELESTIA den Beleg, was Artwork ausmachen und wie es ein Spiel anheben kann. Es macht solch eine Freude verliebt auf das Material zu blicken. Schade, dass sich das nette Spielchen auf einer doch eindimensionalen Ebene durch die Wolken bewegt und kaum über den "Glaub ich/Glaub ich nicht-Mechanismus" hinauskommt und im Schönheitswettbewerb gegen ABYSS in der Summe als zweiter Sieger den Tisch verlässt. (BGG 6/10)