Was heißt es denn, wenn ein Spiel eine negative Rezension bekommt?
- Der Mangel kann rein persönlicher Natur sein (...) Frägt man 1000 Leute über ein Produkt bekommt man 1001 Meinungen.
- Der Mangel ist allgemein (z.B. fehlerhafte Übersetzung der Anleitung). (...)
Ich finde, eine gute Rezension (bzw. "Kritik" wäre in dem Falle eventuell das passendere Wort) kann auch auf andere Weise negativ ausfallen, wenn das kritisierte Spiel nicht auf den Käufer und den Wert des Spiels als Gebrauchsgegenstand bezogen, sondern in einen Kontext der Brettspielkultur gestellt würde. Ideenlosigkeit und Feinschliff in Richtung Mittelmäßigkeit wäre für mich so ein Kriterium. Ich denke da beispielsweise an die wie gleichgeschaltet gestalteten Eurodude-Spielecover, das hundertste Zombiespiel, das tausendste Ich-baue-mein-Tableau-Arbeitereinsatzspiel. Diese Art der Abgedroschenheit wird in beinahe jedem anderen Bereich der Kritik normalerweise aufs Schärfste abgestraft.
Oder anders gesagt: Bei einer guten Theater- oder Buchkritik käme niemand auf die Idee, primär auf den Gebrauchswert des besprochenen Stücks für eine bestimmte Zielgruppe abzuzielen (à la "Dieses Buch richtet sich primär an kinderlose Akademikerinnen in den Wechseljahren" -- wobei auch solch eine Formulierung bei einem Verriss sicher vorstellbar wäre). Es geht primäre eben NICHT darum, dem Leser der Kritik beim Kauf einer Eintrittskarte eine Entscheidungshilfe zu bieten, sondern das Besprochene aus möglichst vielen Gesichtspunkten heraus als kreatives Werk zu beurteilen -- und da haben wir den meiner Ansicht nach entscheidenden qualitativen Unterschied zur typischen Brettspielrezension! Ich kenne kaum einen Rezensenten, der/die sich diese Herangehensweise angeeignet haben.