Beiträge von Reich der Spiele im Thema „Rezensionen: schwarze Schafe, Verrisse etc.“

    Es wäre übrigens nett, wenn du meine Meinung nicht als "völliger Blödsinn" titulieren würdest. Das ist es (zumindest in diesem Fall) ganz sicher nicht.


    Mal unabhängig vom Rest, über den ich mit dir sehr lange, mit vielen Argumenten und trefflich streiten könnte: Eine Jurynominierung unterstützt für mich nicht die Aussage, dass ein Spiel in Familien gut funktioniert. Dazu müssten wir aber anfangen, Jury, Ziele, Familie, Spielgruppen, Spieleveranstaltungen, Erkenntnisgewinne, Familienspiel, von der Jury nominierte Spiele und vieles mehr auseinanderzunehmen. Jury und Familienspiel sind für mich schon länger keine Einheit mehr. Daher meine Reaktion. Das heißt nicht, dass die Jury ihre Sache schlecht macht oder den Bezug zur Basis verloren hat. Aber allein die Definition von Familienspiel ist kontrovers diskutabel. Eine Juryempfehlung ist also ein Hinweis auf ein gut funktionierendes Familienspiel? Das glaube ich nicht. Beides kann zusammentreffen, muss aber nicht.


    Okay ;)

    Und? Das heißt, dass negative Kritiken schlecht oder gar persönlich motiviert sind? Dass Geeks sich lauter beschweren? Dass Normalos Fehlkäufe besser wegstecken? Dass Geeks um ihr Geld trauern? Dass Kunden in Shops laut pöbeln? Dass gute Rezensionen zu spät erscheinen? Dass Alea selbst Schuld ist? Dass Freaks falsche Erwartungen haben? Dass die Jury auf Nerds hört? Ja, was denn eigentlich? Was genau hat das nun mit der ganzen grundsätzlichen Diskussion zu tun?


    Puh, daran kann ich mich heute nicht mehr erinnern


    Das macht nichts. Wollte das hier auch nicht inhaltlich aufarbeiten.



    Das Spiel funktioniert hervorragend in Familien. Und ich denke, die Aufnahme auf die SdJ-Empfehlungsliste unterstützt diese Meinung.


    Aber das hier, das ist völliger Blödsinn. Weder hat die Jury für mich eine besondere Kompetenz in Sachen Familienspiel (das sind doch selbst eher Freaks, die "privat" gang andere Spiele bevorzugen und klassische Familienspiele oft genug aus meiner Sicht gar nicht oder nicht ausreichend berücksichtigen), noch unterstützt eine Nominierung einen entsprechenden Erfolg in Familien. Beides hat nichts miteinander zu tun (zumindest bis ein Pöppel auf der Schachtel klebt).


    Mir ist durchaus bewusst, dass Mondo recht gut ankam. In meinen in dem Fall sehr unterschiedlichen Spielerunden war das damals nicht so. Und wenn es funktioniert und erfolgreich ist, heißt es nicht, dass es auch wirklich gut sein muss. Mal ganz losgelöst vom Spiel.



    @Nils: Ich kann dir überhaupt nicht mehr folgen. Du redest/schreibst wirr. Zudem hat gerade Vegas eine Menge erstklassiger Rezensionen bekommen. Auch bei uns :)

    Ich erinnere mich an eine Dreierreaktion: Mondo - - Brettspiel - Rezension ;)


    Aber: Sonst habe ich das in fast 15 Jahren nur 3-4 Mal erlebt. Bis auf den genannten Fall waren es immer Miniverlger, die meinten, den Stein der Weisen gefunden zu haben, aber handwerklich ein echtes Grützspiel abgeliefert hatten. Große Verlage reagieren allenfalls positiv über Social Media oder einer erklärt dir mal im Vorbeigehen, dass eine Regel fragwürdig beschrieben (was nicht zwingend "gespielt" heißt) wurde. EInzelne Autoren achten auch mal auf korrekte Regeln und hinterfragen ggf. aus solchen Gründen eine Rezensionsergebnis. Aber nie ärgerlich oder so, sondern immer sehr professionell (liegt vielleicht auch daran, das ich selbst meistens nicht ausfallend reagiere :D ).


    Wie gesagt 3-4 Fälle und der genannte Fall, der aus der Verlagsperspektive durchaus nachvollziehbar, wenn auch aus meiner Sicht nicht zwingend berechtigt war. Negative Kritiken gehören eben dazu. Und ehrlicherweise werden viele Verlage und Autoren sogar zugeben, dass sie diese Wertungen bei den enstprechenden Spielen oft nachvollziehen können. Mitunter passiert es dann in einer Neuauflage, dass entsprechende Punkte korrigiert sind, wie oben Cliquen-Smuker schon erklärt hat.


    Dennoch: Böse und harte Verrisse sind kein Ausdruck von fehlenden sachlichen Kritikpunkten, sondern eine Stilfrage. Selbstverständlich lassen sich schwache Spiele hervorragend und überzogen durch den Kakao ziehen. Wenn ein solcher Verriss gut ist und nicht nur auf miese Stimmung zurücktzuführen ist, gehört "der Verriss" zur Königsdisziplin der Rezensionen. Amüsanter kann dann nichts sein (wenn auch Betroffene etwas bedröppelt schauen könnten).

    Das ist falsch verstanden. Die Aussage bezieht sich auf ein von mir zitiertes Zitat und nicht auf dich.


    Abgesehen davon kann ich ja nichts dazu, wenn im Einzelfall (dein gemeintes Vegas) keine negativen oder positiven Rezensionen (wir hatten eine) verfasst werden. Ich schreibe ein Spiel ja nicht schlecht oder gut, nur weil es alle anderen gut oder schlecht finden. Allerdings hätten einige Rezensionen evtl. deutlicher die Zielgruppe herausarbeiten können (sic!).

    Stellt euch doch nur mal den hungernden Verkäufer am Spieleregal vor, weil er alle Kunden auf die Makel der Spiele hinweist. Das Problem des Fehlkaufs ist doch ausschließlich eines der Geek-Szene. Die meisten Konsumenten der Gesellschaftsspiele sehen einen nicht geliebten Titel bedeutend entspannter an.

    Und wieder bin ich völlig gegenteiliger Meinung.
    1. Der Verkäufer weist natürlich auf einen Makel hin, wenn er selbst ein guter Verkäufer ist. Und zwar dann, wenn er nach einem Spiel und der Qualität gefragt wird. Idealerweise hat er bessere Alternativen parat.
    2. Es ist meiner Erfahrung nach genau umgekehrt. Ein Geek informiert sich und verkraftet einen Fehlkauf. Wer als Wenigspieler nach Infos (Lobhudelei) oder einfach so ein schlechtes Spiel kauft, kauft vielleicht nie wieder eins, weil dieses ihm oder ihr den Spaß (endgültig) vermiest. (Womit ich ausdrücklich NICHT meine, dass ich den Anspruch habe, Leute zum Spielen zu bringen oder das Spielen als solches zu fördern!)

    Wir reden hier in erster Linie über Angebote von Geeks für Geeks (egal ob Printmedien wie die Fairplay oder Spielbox oder Webseiten)

    Oh, machen wir das? Ich nicht. Weder hier noch als Rezensent.


    Knopf hatte übrigens bis auf wenige veröffentlichte Rezensionen alles in Tageszeitungen platziert (ich glaube, Süddeutsche vorrangig).


    Und brettgespielte El Bandita: Wenn die Anleitung Mist ist und das Spiel saugut, dann schreib es genau so!


    Zielgruppe: Entschuldigung, aber natürlich muss ein Kinderspiel, ein Familienspiel und ein Freakspiel so rezensiert werden, dass die Rezension dem Spiel und der Zielgruppe gerecht wird. Das heißt ja nicht, dass alle langweiligen Freakspiele zum Familienspiel degradiert werden, wenn sie zugänglich genug sind. Selbstverständlich MUSS die Kritik an einem Spiel die Ziegruppe direkt oder indirekt berücksichtigen. Wie soll es denn sonst eine vernünftige Rezension sein?

    Kleines Beispiel aus der Praxis. Die Pöppelkiste hat in der Vergangenheit klare Angaben gemacht, dass sie das Spiel X mindestens Y mal spielen.


    Bei uns ist Vorgabe, jedes Spiel mehrfach und in verschiedenen Spielerunden (= inkl. Berücksichtigung von Alter/Anzahl/Leute) zu spielen. Ich sitze keinem auf der Schulter, aber in der Regel sollte das klappen. Da wir viele Leute haben, muss auch keiner 40 Spiele im Jahr rezensieren. Und für Schnellschüsse haben wir unser Spielgefühl: Spielgefühl: Blog - Wie spielt sich das Spiel?


    Ich weiß nicht, wie das andere machen, bei einigen habe ich da so eine Idee. Zumindest ich spiele auch Gurken mehrfach. Wenn man das entsprechend verkauft, machen auch alle mit.

    Eine Rezession muss nicht unbedingt in Lobhudelei oder Verriß enden, eine neutrale Gegenüberstellung von Pro´s und Contra´s würde aber dem jeweiligen Leser fundierte Hinweise geben. Wenn man dann noch weiß, ob der Rezensent bestimmte Vorlieben/Abneigungen hat (so er sie denn bekannt gibt) ist alles bestens. Dann kann ich mir ein vernünftiges Bild machen, weil ich den Blickwinkel desjenigen mit einbeziehen kann.

    NEIN! Eine Rezension besteht zwingend (!) aus Beschreibung und Analyse/Kritik/Bewertung. Sonst wäre es keine Rezension!

    Nein. Denn es gibt ja das oben genannte Phänomen der "Nur-Lober".


    Zu einer ehrlichen und kritischen Berichterstattung gehört auch ein Verriss, wenn ein Spiel verisswürdig ist. Kritik ist immer beidseitig (ich weiß, dass das weite Teile der Spieleszene gern anders hätte oder nicht damit klar kommen, aber ...).


    Gerade aus journalistischer Sicht gehört negative Kritik unbedingt dazu. Ohne diese wäre alles Schönfärberei, auch wenn es viele schöne Spiele gibt. Rezension heißt Kritik, nicht Lob. Wer Rezensent ist, muss sich im Rahmen der Möglichkeiten (s. o. Tageszeitungen) auch mit Gurken beschäftigen, WENN er nicht nur gezielt Empfehlungen aussprechen will. Ich will das nicht. Denn ich bin Kritiker, kein Schönfärber oder Weglasser.

    Schlechten Spielen begegnet man doch am besten mit ignorieren. Jede Aufmerksamkeit und jeder Aufwand für solche Spiele ist vergeudete Lebenszeit. :P

    Das sehe ich ganz anders. Aber ich bin auch für ein Online-Magazin verantwortlich, dessen Leser sich informieren möchten. Ich bin kein Tageszeitungsschreiber, der Leute NUR auf gute Spiele aufmerksam macht/en möchte. Eine negative Kritik ist sehr hilfreich, wenn Leute nach bestimmten Spielearten suchen und sich dann entscheiden möchten oder Meinungen zu bestimmten Spielen einholen. Stell dir vor, einer sucht nach Spiel X und findet nur wenige, aber gute Rezensionen, weil die anderen Rezensenten alle deinem Ansatz folgen. Dann kauft er am Ende ein schlechtes Spiel.

    Welche Reviewer trauen sich denn, negative Bewertungen abzugeben?

    Drücken wir es hart aus: Wer sich das nicht traut, hat unter den Spielerezensenten nichts verloren. Das kann jetzt jeder deuten, wie er oder sie will.


    Kleine Anmkerung aus der Praxis: Dass viele Rezensionen so lala positiv sind, liegt mitunter auch daran, dass sie versuchen, dem Spiel gerecht zu werden. Das ist nicht immer sinnvoll, aber manchmal deutlich besser, als einen Veriss zu schreiben, nur weil der Rezensent die falsche Zielgruppe ist.


    Auch unter den oben genannten Quellen gibt es immer mal wieder Texte, die dem Spiel und seiner Zielgruppe nicht gerecht werden. Ich nehme uns selbst da auch nicht aus, wobei durch ein so breit aufgestelltes Team die Chance, einen "passenden" Rezensnten zu erwischen, größer ist. Dennoch gibt es auch da immer wieder Verrisse. Und darum geht es: EIne harte Beurteilung von Spielen, zu denen der Rezensent auch einen Bezug hat. Aber das ist eine Idealvorstellung. Ich schreibe ja auch nicht über Autos oder Motherboards, obwohl ich nur Fahrer oder User bin. Mich wundert in diesem Zusammenhang, wenn Leute sogar in Gremien sitzen und dann Zielgruppenspiele außer Acht lassen oder etwas mies bewerten, weil es "zu sehr Familienspiel" ist. Da müssen sich einzelne Menschen mal hinterfragen, ob sie in der richtigen Position sind.

    Das Problem ist aber auch, dass jeder Hansel mit Spieleblog, der alle 6 Monate ein kleines Update erfährt, nun zum Pressemenschen wird und am Verlagsstand mit seinem Presseausweis wedelt und nach Rezensionsexemplaren fragt... Muss man sich auch nicht wundern, wenn die Bereitschaft so etwas rauszugeben abnimmt.

    Das ist richtig und nicht zuletzt ein ernsthaftes Problem für alle anderen Rezensenten. Aber das liegt daran, weil wirklich jeder einen eigenen machen will (was aufwendiger und weniger erfolgreich ist, als sich einem der 3-4 großen Magazine anzuschließen. Sagte ich, dass wir gerade wieder suchen?).


    Dennoch ist auch richtig, dass die Messe schwer abschätzen kann, wer wichtig ist. Und gerade neue Verlage kommen mitunter völlig blauäugig auf die Messe und geben zuerst fleißig raus, um sich nach einem Tag zu wundern, warum ihre Spiele weg sind. Das wiederum IST hausgemacht. Wer auf die Messe geht, sollte sich vorher informieren, wer in seinem Segment "wichtig" ist.


    "Wichtig" geben übrigens unglaublich viele Journalisten vor, die bei TV/Print/Radio arbeiten und nie auch nur eine Spielerezension verfassen, aber "alle" nach Exemplaren fragen. Klar, dass neue Verlage große Augen bekommen und massig rausgeben. Am Ende dummerweise.


    Wie gesagt: Am Ende sind die Leute die Leidtragenden, die sonst solide arbeiten und Reichweite erzielen. Die Verlage (und Autoren usw.) auch, aber die KÖNNTEN und MÜSSTEN es besser steuern.


    Übrigens Bericht von gestern:
    Pressekonferenz zur Spiel '15 - Bericht