Beiträge von Machiavelli101 im Thema „14.09.-20.09.2015“

    @Flundi
    Lieber Flundi,


    ich habe deinen Stil nicht kritisiert, sondern deinen inhaltlichen Beitrag zu Mombasa und damit vor allem das (typische) Bild, welches du von Afrika gezeichnet hast. Symbole sind keine Unnötigkeit, Spielerei und vor allem kein Kindergemälde, sondern drücken eine gewisse Haltung aus und hat mit Geschmack erstmal wenig zu tun. Wenn du diese Symbole in ein Kinderzimmer verfrachtest und damit auf die Ebene von Kinderspielzeug reduzierst, ist dir dessen Bedeutung, sowie Umgang, vielleicht nicht bewusst genug.
    Deshalb möchte ich auch nicht auf solch ein Fest eingeladen werden, in der sogenannte "Klischees" als Girlanden oder gar als Zuckerguss auf Torten dienen. Wahrscheinlich würde ich als "Agent Provocateur", sowieso nicht eingeladen werden, um romantische Vorstellungen auf solchen Festen nicht zu sprengen.
    Selbstverständlich werde ich deine Geekliste auf BGG liken, sofern diese mir gefällt. Warum auch nicht? Da sitzt du einem Trugschluss auf und folgst einem Sophismus. Möchtest du mich in eine bestimmte Ecke drängen? Außerdem weist man als "Mann von Welt" andere nicht auf mangelnden Stil und Größe hin. Das verströmt überhaupt keine Lässigkeit und ist nicht Gentlemenlike. Der "Agent Provocateur" hingegen darf das. ;)


    Um das Ganze nicht größer und grotesker wirken zu lassen, nehme ich dein Angebot bzgl. eines selbstgebrannten Remix gerne an und zwar auf der Spiel in Essen beim Unknowns-Treffen. Ich bin sehr gespannt auf die Auswahl der Musik die du treffen wirst und hoffe auf die ein oder andere Perle. Dafür revanchiere ich mich dort gerne mit einem Getränk deiner Wahl und verbunden, wenn möglich, mit einer Einladung zu einer Vertiefung dieser Diskussion.

    Ich hatte letzte Woche Gelegenheit, 2x MOMBASA zu spielen und muss sagen, dass mich seit TERRA MYSTICA und MARCO POLO kein Spiel mehr derart gepackt hat. Es hat in mir eine erste bauchige Begeisterung entzündet. Ich bin gespannt, ob das Begeisterungsniveau nach weiteren Partien in mir weiter anhält. MOMBASA enthält Elemente aus unterschiedlichen Spielegattungen, die fein gedacht und homogen zu einer beweglichen Komposition ineinander fliessen: ein Atemhauch von Deckbau und Kartenmanagement, Workerplacement, mäanderndes Area Control, ein Mehrheitenspiel, Optimierung, Wettlauf auf den Kompanieleisten, eine Aktiengeschäftsidee, viel Interaktion. Dazu taktische Überlegungen und strategische Planung etwa im Verhältnis 70 zu 30. Im Zentrum steht die Ausdehnung vier Handelskompanien über ganz Afrika, auf die jeder Spieler Zugrifff hat. Daraus ergeben sich frühe Fragen, deren Antworten man je nachdem wie seich das gesamte Spiel entwickelt, durchaus anpassen muss: Auf welche der vier Handelskompanien setze ich? Auf eine? Auf mehrere? Gehe ich mit anderen Spielern, die eine Kompanie nach vorne treiben, mit? Gehe ich dagegen? Was tun? Abwarten. Schauen, was die anderen machen. Flexibles Reagieren. Oder selbst Voranpreschen. Mitlaufen im heißen Windschatten. Karten wegschnappen. Es gibt viel zu tun rund um den Kongo und man kann -wie so oft- nicht alles machen. MOMBASA ist ein abendfüllendes Kontinentalereignis, das zum Testen diverser Strategien einlädt. Zudem sind die Investitionsleisten mit doppelseitigen Funktionen bedruckt, wodurch sich immer eine andere Kombi zu Beginn des Spiels ergibt. Die kleine Varianz ist der König Afrikas. Und zur analogen Unterhaltung klingt im Hintergrund Vinyl aus den analogen 70ern, die Belle Epoque afrikanischer Musik zum Spieleglück: Afrobeat Classics aus Nigeria, Highlife aus Ghana, Congolese Funk, Psychedelic Swahili Rumba oder senegalesischer Mbalax, geben den Soundtrack zum Spieleglück und schmücken musikalisch den Raum um MOMBASA wie Nashorn und Giraffe die afrikanische Savanne. Den moralinsauren Zeigefinger zum "dunklen Kapitel der Kolonialzeit" hat der Sieger des Autorenwettbewerbs 2011 des Hippodice Spielclubs nicht verdient und den ursprünglichen eisenbahnspielaffinen Namen "Afrika 1830" gekostet. Komisch, dass die schwarzen Kolonisten in PUERTO RICO die pädagogischen Mahner überlebt haben. MOMBASA ist ein Afro-Euro der Oberklasse, ein Gamers Game par excellence. Rumble in the Game Jungle. Es hat in mir einen Liebhaber gefunden. Die Serengeti lebt. Die Fan-Expansion kann beginnen. (BGG 9/10)

    Deine grundsätzlich eleganten Spielabendbeschreibungen sind sehr schön zu lesen, aber solche Texte bzgl. Afrika nerven und zeugen doch von typischer europäischer Überheblichkeit.
    Als Gegenbeispiel: *Ironie* Selbstverständlich dient, zu einem Spiel zur napoleonischen Ära, zur musikalischen Untermalung kroatischen Pop der 80er, niederländischen Techno, speziell den aus Eindhoven, sowie schwedischen Metal, natürlich alles auf Vinyl, damit wir alle schön europäisch eingestimmt werden und emotional den Spieleraum schmücken wie Wisent und Wolf die europäischen (Ur)Wälder. Die zeitliche und geographische Zuordnung der Musik spielen primär keine Rolle, denn es gilt ja sich nonchalant den Mann von Welt darzustellen.
    Dass du, lieber Flundi, verschiedene Musikstile aus Afrika kennst und konsumierst, ehrt dich, und hebt dich darin weit über den durchschnittlichen musikalischen Kenntnisstandeines Europäers. Unverständlich ist mir daher, warum dann solche Klischees unterschwellig transportiert und bedient werden müssen, siehe Nashorn, Giraffe und Savanne. Nach meinem Kenntnisstand spielen diese in Mombasa keine Rolle, sondern u.a. der Diamantenhandel. Und überhaupt befinden sich zwischen Mombasa und der Serengeti noch drei weitere Naturpärke.