MOMBASA (#mombasa)
Ich hatte letzte Woche Gelegenheit, 2x MOMBASA zu spielen und muss sagen, dass mich seit TERRA MYSTICA und MARCO POLO kein Spiel mehr derart gepackt hat. Es hat in mir eine erste bauchige Begeisterung entzündet. Ich bin gespannt, ob das Begeisterungsniveau nach weiteren Partien in mir weiter anhält. MOMBASA enthält Elemente aus unterschiedlichen Spielegattungen, die fein gedacht und homogen zu einer beweglichen Komposition ineinander fliessen: ein Atemhauch von Deckbau und Kartenmanagement, Workerplacement, mäanderndes Area Control, ein Mehrheitenspiel, Optimierung, Wettlauf auf den Kompanieleisten, eine Aktiengeschäftsidee, viel Interaktion. Dazu taktische Überlegungen und strategische Planung etwa im Verhältnis 70 zu 30. Im Zentrum steht die Ausdehnung vier Handelskompanien über ganz Afrika, auf die jeder Spieler Zugrifff hat. Daraus ergeben sich frühe Fragen, deren Antworten man je nachdem wie seich das gesamte Spiel entwickelt, durchaus anpassen muss: Auf welche der vier Handelskompanien setze ich? Auf eine? Auf mehrere? Gehe ich mit anderen Spielern, die eine Kompanie nach vorne treiben, mit? Gehe ich dagegen? Was tun? Abwarten. Schauen, was die anderen machen. Flexibles Reagieren. Oder selbst Voranpreschen. Mitlaufen im heißen Windschatten. Karten wegschnappen. Es gibt viel zu tun rund um den Kongo und man kann -wie so oft- nicht alles machen. MOMBASA ist ein abendfüllendes Kontinentalereignis, das zum Testen diverser Strategien einlädt. Zudem sind die Investitionsleisten mit doppelseitigen Funktionen bedruckt, wodurch sich immer eine andere Kombi zu Beginn des Spiels ergibt. Die kleine Varianz ist der König Afrikas. Und zur analogen Unterhaltung klingt im Hintergrund Vinyl aus den analogen 70ern, die Belle Epoque afrikanischer Musik zum Spieleglück: Afrobeat Classics aus Nigeria, Highlife aus Ghana, Congolese Funk, Psychedelic Swahili Rumba oder senegalesischer Mbalax, geben den Soundtrack zum Spieleglück und schmücken musikalisch den Raum um MOMBASA wie Nashorn und Giraffe die afrikanische Savanne. Den moralinsauren Zeigefinger zum "dunklen Kapitel der Kolonialzeit" hat der Sieger des Autorenwettbewerbs 2011 des Hippodice Spielclubs nicht verdient und den ursprünglichen eisenbahnspielaffinen Namen "Afrika 1830" gekostet. Komisch, dass die schwarzen Kolonisten in PUERTO RICO die pädagogischen Mahner überlebt haben. MOMBASA ist ein Afro-Euro der Oberklasse, ein Gamers Game par excellence. Rumble in the Game Jungle. Es hat in mir einen Liebhaber gefunden. Die Serengeti lebt. Die Fan-Expansion kann beginnen. (BGG 9/10)
PI MAL PFLAUMEN (#pimalpflaumen)
Ich bin kein Freund von Absackern oder kleinen Kartenspielchen. Spielesnacks sind nicht mein Ding, ich bevorzuge richtige Mahlzeiten. Aber das hier ist so süß! Wenn man das technokratische Wort "Mechanismus" bezaubernd nennen kann, dann in Matthias Cramers kleinem Stich- und Sammelkartenspiel PI MAL PFLAUMEN. Dabei beschreibt der Titel exakt die Idee des Spiels. Das Pi macht den Unterschied. Die Retro Art Direction der Früchte ist herausragend und eine Auszeichnung für Dennis Lohausen beim Art Directors Club Deutschland wert. Die liebe Schönheit, die sich zart und unscheinbar in den drei Kartenstapeln von der Larve zum Schmetterling entpuppt, ist pure Liebe zum Detail. Hier hat der begleitende Redakteur den Mut gehabt, einem vergnüglichen Spielchen nicht den üblichen marktfähigen "Lustig-Look" zu verpassen, sondern durch das Old-Science-School-Artwork dem Spiel eine Ebene hinzuzuaddieren, die den Feingeist entzückt und PI MAL PFLAUMEN zu einem kleinen Gesamtkunstwerk macht, das sich sofort in mein Herz gespielt hat. Wer bis dato nicht wusste, welche Zahl sich genau hinter Pi versteckt, weiss es jetzt. Der kleine Flundi zum Beispiel. (BGG 8/10)