Nach wie vor tut sich sehr wenig an der Brettspielfront, aber immerhin konnte ich mich bezüglich traditioneller asiatischer Brettspiele mit Go-Steinen etwas weiterbilden. Nachdem mich eine taiwanesische Freundin schon vor Wochen vier mal hintereinander in "Fünf Gewinnt" am Go-Brett derbe geplättet hatte (das Spiel heißt Gomoku), war mir aufs neue bewusst geworden, was für ein armselig schlechter Spieler ich im Grunde doch bin (man füge diese Eigenschaft der Liste der bereits unübersehbar langen Liste der Eigenschaften hinzu, bei denen meinereiner grottenschecht ist. Fragt mal meine Ex).
Nunja, jedenfalls meinte Miss Fong (Name geändert) kürzlich noch, dieses Gomoku sei ja an sich nur ein ganz einfaches Kinderspiel und ziemlich langweilig -- womit sie zweifellos recht hat. Aber: Da gäbe es noch eine interessantere Variante, bei der man die Steine essen würde!
Bei diesen Worten sah ich für einige Sekundenbruchteile vor meinem inneren Auge schon ganz deutlich, wie Miss Fong sich genüsslich die Spielsteine in den Mund schiebt -- bis mir bewusst wurde, dass sie mit dem Essen der Steine natürlich das Schlagen der Steine meinte. Aber hey, so völlig abwegig war der Gedanke schließlich nicht, oder? Bekanntlich verspeisen Chinesen ja alles, was nicht bei Drei auf dem Baum ist, und Go-Steine erinnern durchaus ein wenig an Schokolinsen.
Jedenfalls spielten wir daraufhin "Fünf Gewinnt" mit Schlagen, was sich Gobang nennt. und was tatsächlich viel mehr Spaß macht. In Brettspiel-Sprech: Hier wird ein schönes Take-That-Element eingeführt. Selbstverständlich agiert man so eine ganze Nummer aggressiver und weniger aufs Spielziel fokussiert, zumindest ich. Und siehe da - gleich gewonnen. Fazit: Dieses kleine Abstakt hat für mich, zumindest derzeit, einen hohen Wiederspielwert. Steine zu essen ist einfach cool. Schön für Zwischendurch.
Das andere Projet hieß Fire in the Lake, solo gegen drei Bots, und zwar als NVA. Kurz gesagt: Ich hab's nach dem ersten Coup gesteckt. Das Spielgefühl erinnert mich eher an Sudoku-Lösen. Das ist kein Spielen, das ist Knobeln. Selbsterkenntnis: ich bin kein Solospieler, und wenn doch, so würde ich ein PC-Spiel vorziehen. Außerdem ist vor einigen Tagen ein Siebenschläfer in den Wohnraum meiner Arbeitsunterkunft eingebrochen und hat dort einen Amoklauf hingelegt, der sich sehen lassen kann. Gottseidank fand er die Spielmaterialien im Gegensatz zu vielen anderen Dingen nicht annagenswert. Allerdings hat der Sack direkt neben das aufgebaute Spielbrett uriniert. Das, in Kombination mit der weniger befriedigenden Spielerfahrung, hat mich zu der Entscheidung geführt, das Spiel besser einzupacken und in einer Metallkiste siebenschläferdicht zu verstauen.
So warte ich weiterhin darauf, endlich wieder auf ein richtiges abendfüllendes,.nerdiges Brettspiel. Aber kommt wieder. Bestimmt.