NIPPON-Cover:
Daran sieht man mal wieder, dass die visuelle Umsetzung eine wichtige Komponente des Gesamtkunstwerks Brettspiel ist. Ein auf rein funktionale Ausgestaltung reduziertes Artwork, dem z.B. Spielworxx grundsätzlich oder die alten Wallace-Spiele frönen, ist wie ein Skelett ohne Fleisch. Was nutzt das beste Spieldesign, wenn es wie ein abgenagter Knochen daherkommt? Das ist wie ein gutes Essen, das lieblos auf einen hässlichen Blechteller in der Kantine geklatscht wird. Aber das Auge spielt mit.
Das NIPPON-Cover als aktuelles Beispiel war ja nicht nur das Cover, sondern deutete eine retrospektive Interpretation in alt-asiatischem Design an, das nun gänzlich verschwunden ist. Das neue Cover finde ich immer noch besser als viele andere Layouts, aber dem angedeuteten Spielbrett fehlt offenbar nun das prototypische Liebliche. Dabei finde ich das grundsätzlich ausladende, goldangelehnte, volle Corporate Design der WYG-Spiele im Grundgedanken sehr ansprechend. Das NIPPON-Cover ist tatsächlich mainstreamiger - immer noch gut, aber eben auch weniger eigenwilliger und zarter als das im Proto angedachte. Die Idee eines Hausstylegrafikers, wie sie WYG oder Lookout verfolgt, ist gut, in diesem konkreten Falle seine Interpretation aber einfach ein verschenktes Pfund.
Im Bereich Gestaltung mag ich Lohausen und Roche am meisten. Auch Klemens Franz hat seine eigene, unverkennbare Handschrift, die Lookout einen Look geschenkt hat und die ich für mittelalterliche Spiele wie ORLÉANS perfekt finde. Ich denke immer ORLÈANS ist ein Lookout-Spiel, von daher ist der Schachzug von Hanno gelungen. Und Peter Denis hat Wallace in eine neue Dimension gehoben. A STUDY IN EMERALD und ONWARD TO VENUS ignorieren auf geniale Weise jeden Konsens.
Ich hoffe, dass NIPPON inhaltlich an die Tradition von VINHOS, MADEIRA und ZHANGUO anschliessen kann, damit ich das von geil zu gut gekämmte Design verschmerzen kann.