Gestern in 5er Runde gespielt, u.a. mit @WalMal: #Scoville. Das Spiel gefällt mir immer besser. Man pflanzt verschiedenfarbige Chilis in ein gemeinsames Feld (Holzspielsteine in Chiliform in vorgefertigte Löcher stecken) und läuft dann mit Farmer-Meeples zwischen den Chilis entlang, um nach festgelegten Regeln durch Kreuzung neue Chilis bzw. Chili-Saatgut zu gewinnen, z.B. aus gelb und rot orange. Die drei Phasen Pflanzen-Ernten-Verkaufen werden in festgelegter Reihenfolge gespielt, wobei Ernten genau andersrum läuft als Phase 1 und 3. Die Reihenfolge wird durch eine blinde Auktion festgelegt (Geld in Faust nehmen, gleichzeitig aufdecken, höchstes Gebot wählt zuerst). Das ist der Witz dabei: manchmal will man früh dran sein in Phase 1 und 3 (dafür spät in Phase 2), manchmal genau andersrum. Gerade das Ernten lebt von gegenseitiger Blockade, man kann nämlich nicht durch andere Farmer durchlaufen. Spieler vor einem in der Reihenfolge können die besten Plätze wegschnappen oder einen blocken, aber auf der anderen Seite will man manchmal, dass der Kerl vor einem irgendwie verschwindet und den Weg frei macht. Man muss immer überlegen, was die anderen wohl im Sinn haben.
Die Mechanismus sind definitiv originell und eigenständig. Das Spiel hat nur geringe Zufallselemente beim Aufbau am Anfang und für jede Runde, ist also eher strategisch als taktisch und verlangt dabei kurze und knackige Entscheidungen in großer Anzahl. Der Kopf kann rauchen. Aber das immer in einer äußerst angenehmen Form: Scoville verbindet Anpruch mit Lockerheit, allein schon durch durch Thema und comicartigen Grafikstil. Gleichzeitig bleibt Scovill konquent von allem weg, was solche Spiele langatmig und dröge machen kann. Die Komplexität entsteht nie durch Unübersichtlichkeit oder Regellastigkeit. Ganz im Gegenteil. Das Spiel ist superschnell erklärt, sehr intuitiv zu verstehen, und man fragt sich manchmal beim Spielen, wie gerade mal 5 Farmer auf einem Dutzend besetzter Chilifelder so interessante Knobelaufgaben ergeben können.
Strategisch hat Scoville auch sehr viel zu bieten. Es gibt diverse Wege, Punkte zu holen und die Gegner zu blockieren. Man kann den Konkurrenten z.B. unbrauchbare Chilis vor die Nase pflanzen (viele Chilis, insbesondere das schlecht kreuzbaren braunen, verlieren während des Spiels an Wertigkeit). Oder versuchen, sich in einer Ecke des Spiels von den anderen abzusetzen, um dort ungestört wirtschaften zu können. Oder Sonderplättchen zum genau richtigen Zeitpunkt einsetzen. Oder als erstes bestimmte Chilis pflanzen und dafür Bonuspunkte kriegen. Bei jedem Spiel entdeckt man mehr Optionen. Ein sehr schönes, gut ausgewogenes Design mit vielen interessanten Detail und einigen richtig cleveren Designentscheidungen (z.B. wie die Wichtigkeit einzelner Farben während des Spiels variieren kann, teils durch extrene Einflüsse, teils durch Spieleraktionen).
Zu fünft haben wir mit Erklärung rund zwei Stunden gespielt. Auch mit sechs Spielern hätte es problemlos funktioniert, denn Scoville gehört zu den wenigen Spielen, bei denen die Spieldauer auch mit vielen Spielern nicht zu sehr ansteigt. Die Zeit für die Erntezüge geht proportional zur Anzahl der Spieler hoch (vielleicht auch noch etwas böser, weil man mehr gegnerische Zugoptionen berücksichtigen muss), aber die restlichen Phasen sind weitgehend unabhängig davon, so dass man in einer erfahrenden Runde auch in Vollbesetzung mit 90 Minuten hinkommen kann. Das sind dann 90 sehr intensive und spannende Denkminuten voller fieser kleiner Knobelaufgaben mit hoher Interaktivität zwischen den Spielern. Scoville hat uns allen sehr viel Spaß gemacht. Für mich ist Scoville eines der 2014er Highlights. Klare Empfehlung!
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#Scoville