Beiträge von MetalPirate im Thema „25.05.-31.05.2015“

    Wirklich? Nur 4? Dann hatte ich alle biggrin.png

    WIMRE hattest du geschrieben, dass ihr mit Leaders gespielt habt. Dann gibt's mehr. Auch über Wunder oder Gilden kann man noch Wissenschaftssymbole (Zahnrad, Schrifttafel, Zirkel) bekommen.


    Im Übrigen hatte ich auch schon mal vor kurzem im Wochenthread geschrieben, dass ich die "grüne" Strategie im Zweierspiel im Verdacht habe, zu dominant zu sein. Denn da sieht man 50% der ins Spiel kommenden Karten als erster, d.h. der einzige Mitspieler kann längst nicht so gut die grünen Karten aus dem Spiel eliminieren.


    Durch die quadratisch ansteigende Punktzahl ist "grün" definitiv eine Strategie, die Gegenmaßnahmen der Mitspieler zwingend erfordert. Alle anderen Hauptstrategien (Militär, blau, etc.) haben nur einen linear ansteigenden Ertrag.

    Erstens begrenzt es die Gebote. Man zahlt immer sein Gebot, bekommt aber nicht immer den "Hauptpreis" (Erstwahlrecht bei der Spielerreihenfolge). Folglich bietet man einfach nicht mehr so hemmungslos drauf los, wenn das, was man für das Geld bekommt, etwas unsicher ist. Passt schon, einfach mal ausprobieren. :) Und wie Tom schon ganz richtig sagt: Höchstgebot hochtreiben, ohne etwas wirklich haben zu wollen, geht dann auch nicht mehr, was ich auch für positiv halte.


    Zweitens geht's bei den Geboten in Scoville (und vergleichbaren "blind bidding"-Auktionsmechanismen in Spielen wie Cuba) um eine Reihenfolge, nicht nur um einen einzigen Hauptpreis für das Höchstgebot. Wenn man bei Scoville viel bietet, hat man am Ende vielleicht nicht das Erstwahlrecht, aber wer als zweiter von fünf Spielern seinen Platz in der Reihenfolge wählen darf, ist immer noch besser dran als der Letzte. Wer viel bietet, kriegt immer noch im Mittel einen besseren Gegenwert. Wer wenig bietet, muss in der Regel nehmen, was übrig bleibt. Funktioniert doch alles, wie es bei einer Auktion sein soll. Dass man mit Glück auf mal bei einem niedrigen Gebot früh oder mit Pech bei viel gebotetem Geld trotzdem erst spät seinen Platz in der Spielerreihenfolge wählen darf, finde ich überhaupt nicht schlimm. Man muss eben einschätzen, wie hoch die Mitspieler wohl bieten werden und das macht durchaus auch einen Teil vom Reiz des Ganzen aus.


    Außerdem: Was wäre die Alternative bei einer Auktion um eine Spielerreihenfolge? Bei "Höchstbietender wird Startspieler, nur er zahlt sein Gebot, dann im Uhrzeigersinn weiter" richtet sich der Erfolg bei den Reihenfolge-Auktionen dann danach, wie aggressiv der linke Nachbar bei Auktionen bietet. Das wäre dann wirklich ziemlicher Mist. Andere, "fairere" Auktionsformen für Reihenfolgen (z.B. im Vegas Showdown Stil, bei dem jeder Platz einzeln versteigert wird), ziehen das Ganze immer ziemlich in die Länge, was einem Spiel auch selten gut tut.


    tl;dr : Scoville macht da alles aus meiner Sicht genau richtig und dafür gibt's auch gute Argumente.

    Ja #Scoville hat sämtlichen Mitspielern gut gefallen. Die Versteigerung war jetzt gar nicht so schlimm wie befürchtet und nach anfänglicher Skepsis war auch die Multiplayersolitair - Fraktion :D , die zugegebener Maßen in unserer Runde stark in der Minderheit war, überzeugt.

    Ich bin auch kein allzu großer Versteigerungsfreund. Der Pluspunkt bei Versteigerung ist, dass sich automatisch alles irgendwie ausbalanciert, weil auf die besseren Sachen halt mehr geboten wird. Der Minuspunkt ist, dass der erfahrene Spieler genau deshalb immer gegen den Neuling gewinnen wird, weil man nur mit Erfahrung den "Wert" einer Sache richtig einpreisen kann.


    Bei erschwerten, regeltechnisch absichtlich verkomplizierten Versteigerungsregeln (also sowas wie bei Cyclades: ;) mehrere Auktionen gleichzeitig und wenn man irgendwo überboten wird, muss man anderswo bieten) wird der negative Aspekt "Erfahrung gewinnt" verstärkt. Bei einer verdeckten Einmal-Auktion, also Geld in die Faust nehmen, in die Mitte strecken, dann öffnen, wird der negative Effekt dagegen stark abgeschwächt. Erst recht, wenn alle Spieler ihr Gebot auch bezahlen müssen (und nicht etwa nur der Höchstbietende), also so wie bei #Cuba oder eben auch #Scoville. Dann bleiben die Gebote automatisch immer relativ nah zusammen und wer da beim Bieten kleine Fehler macht, schießt sich nicht komplett raus. In dieser Form sind Auktionen gut. Nicht nur, weil's sehr schnell geht, egal wieviel Spieler, sondern eben auch, weil's Ungleichgewichte aufgrund Erfahrung vermeidet. Bei Scoville kommt hinzu, dass man während des Spiels mit dem Geld ausschließlich bei Auktionen bieten und nicht etwa sonst Sachen kauft. Auch das trägt dazu bei, dass die Auktionen nicht zu dominant werden. (Am Ende gibt's noch 1 Siegpunkt pro 3 Geld.)



    Zitat

    Ich empfinde es als so eigenständig, das ich mir gut vorstellen könnte eine deutsche Version zu kaufen.

    Das hören potenzielle deutsche Lizenznehmer sicher gerne! ;)

    Zitat

    Wenn die Chilis sich dann noch etwas besser, sprich weniger mühsam, in die dafür vorgesehenen Aussparungen des Spielbretts einfügen würden, wäre ich hochzufrieden. Das wird Pegasus schon hinkriegen.

    Ja, an ein paar kleinen Details wäre mit wenig Änderungen noch eine Verbesserung zu erreichen. Die Form der Chilis ist so eine Sache. Jeder Ingenieur kennt das beim Design von Steckern: entweder so unterschiedlich, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, sie falsch herum rein zu stecken, oder auf der anderen Seite komplett symmetrisch, dass es wiederum egal ist, wie herum man sie reinsteckt. Bei Scoville ist die Chili-Form irgendwas dazwischen und sowas ist immer Mist. In diesen Falle ist's besonders schade, weil es die eigentlich geniale Idee mit dem "Pflanzen" in die Löcher im Spielbrett etwas zerschießt. Einfach die Löcher so formen, dass man die Chilis auch "falsch" herum reinstecken kann und das Problem wäre gelöst. Ein paar andere Kleinigkeiten gibt's auch noch, die man mit wenig Aufwand verbessern könnte. Wenn Pegasus (oder sonstwer) Scoville in DE rausbringen will, darf sich derjenige gerne an mich wenden... :) Aber bitte jetzt nicht falsch verstehen: Scoville ist ein tolles Spiel, für mich eines der besten aus 2014, das hier ist Jammern auf sehr hohem Niveau.

    Das #Scoville Cover ist eher auffällig als schön, da gebe ich dir völlig recht. Schön ist das Spielbrett und auch die Entscheidung, die Seiten der Schachtel mit leuchtend-roten Chilis zu pflastern, finde ich clever. Insgesamt ist die locker-flockige grafische Aufmachung ein sehr passendes Gegengewicht zu dem durchaus denklastigen Spielchen.


    Mir ging's bei der Kritik an der Grafikmodifikation bei der Belfort-Lokalisierung auch eher darum, dass dort ein einheitliches (!) grafisches Konzept ohne nachvollziehbaren Grund zerschossen und beim neuen deutschen Belfort-Cover durch etwas ersetzt wurde, das einfach nur abschreckend schlecht ist. Auch das ist natürlich nur persönliche Geschmackssache.


    Was Scoville angeht, würde ich mich freuen, wenn das einem größeren Publikum in Deutschland zugänglich gemacht würde. Für mich ist's eine der besten Spiele-Neuheiten, die ich in letzter Zeit entdeckt habe. Wie oben im Spielbericht geschrieben: Hohe Interaktivität (ohne direkte Aggression), haufenweise kleine knifflige Knobelaufgaben und immer die sofortiger Auflösung, ob das, was man sich am Rundenanfang so ausgedacht hat, auch wirklich funktioniert, wenn die Mitspieler dazwischenfunken -- das garantiert zusammen ein sehr intensives Spielerlebnis und auf der strategischen Seite hat das Scoville auch sehr viel zu bieten, es wächst bei jedem Spiel in meiner Wertschätzung. Einzig mit der 2er-Minimalbesetzung ist's nicht ganz so toll, weil da die Auktion um das Erstwahlrecht bei der Spielerreihenfolge viel von ihrem Reiz verliert.

    Scoville war Kickstarter, oder?

    Ja. Von Tasty Minstrel Games (TMG) aus den USA, bekannt durch Eigenproduktionen (u.a. Belfort, Homesteaders, Eminent Domain) wie auch US-Lizenzierungen europäischer Titel (u.a. Village, AquaSphere, Orléans).


    Wo man Scoville in Deutschland am besten bekommen kann, kann ich dir nicht sagen. Wenn, dann vermutlich nur als teurer Import. Aber vielleicht besteht die Hoffnung, dass Pegasus das Spiel nach Deutschland bringt. Die haben schon öfters mit TMG kooperiert, in beide Richtungen. Vielleicht mag sich einer der hier mitlesenden Pegasus-Mitarbeiter (hallo, @Thygra :) ) zu den Chancen auf eine Scoville-Lokalisierung äußern. Viel Marktpotenzial kann die KS-Kampagne in DE nicht gekostet haben, das war nämlich nicht EU-friendly und mit Versand+EUSt("Zoll") ziemlich teuer für europäische Backer. Wobei dann bei einer deutschen Lokalisierung zu hoffen wäre, dass die Pegasus-Leute dieses Mal die schöne Grafik von Josh Cappel nicht so vermurksen wie bei der Belfort-Lokalisierung.

    Gestern in 5er Runde gespielt, u.a. mit @WalMal: #Scoville. Das Spiel gefällt mir immer besser. Man pflanzt verschiedenfarbige Chilis in ein gemeinsames Feld (Holzspielsteine in Chiliform in vorgefertigte Löcher stecken) und läuft dann mit Farmer-Meeples zwischen den Chilis entlang, um nach festgelegten Regeln durch Kreuzung neue Chilis bzw. Chili-Saatgut zu gewinnen, z.B. aus gelb und rot orange. Die drei Phasen Pflanzen-Ernten-Verkaufen werden in festgelegter Reihenfolge gespielt, wobei Ernten genau andersrum läuft als Phase 1 und 3. Die Reihenfolge wird durch eine blinde Auktion festgelegt (Geld in Faust nehmen, gleichzeitig aufdecken, höchstes Gebot wählt zuerst). Das ist der Witz dabei: manchmal will man früh dran sein in Phase 1 und 3 (dafür spät in Phase 2), manchmal genau andersrum. Gerade das Ernten lebt von gegenseitiger Blockade, man kann nämlich nicht durch andere Farmer durchlaufen. Spieler vor einem in der Reihenfolge können die besten Plätze wegschnappen oder einen blocken, aber auf der anderen Seite will man manchmal, dass der Kerl vor einem irgendwie verschwindet und den Weg frei macht. Man muss immer überlegen, was die anderen wohl im Sinn haben.


    Die Mechanismus sind definitiv originell und eigenständig. Das Spiel hat nur geringe Zufallselemente beim Aufbau am Anfang und für jede Runde, ist also eher strategisch als taktisch und verlangt dabei kurze und knackige Entscheidungen in großer Anzahl. Der Kopf kann rauchen. Aber das immer in einer äußerst angenehmen Form: Scoville verbindet Anpruch mit Lockerheit, allein schon durch durch Thema und comicartigen Grafikstil. Gleichzeitig bleibt Scovill konquent von allem weg, was solche Spiele langatmig und dröge machen kann. Die Komplexität entsteht nie durch Unübersichtlichkeit oder Regellastigkeit. Ganz im Gegenteil. Das Spiel ist superschnell erklärt, sehr intuitiv zu verstehen, und man fragt sich manchmal beim Spielen, wie gerade mal 5 Farmer auf einem Dutzend besetzter Chilifelder so interessante Knobelaufgaben ergeben können.


    Strategisch hat Scoville auch sehr viel zu bieten. Es gibt diverse Wege, Punkte zu holen und die Gegner zu blockieren. Man kann den Konkurrenten z.B. unbrauchbare Chilis vor die Nase pflanzen (viele Chilis, insbesondere das schlecht kreuzbaren braunen, verlieren während des Spiels an Wertigkeit). Oder versuchen, sich in einer Ecke des Spiels von den anderen abzusetzen, um dort ungestört wirtschaften zu können. Oder Sonderplättchen zum genau richtigen Zeitpunkt einsetzen. Oder als erstes bestimmte Chilis pflanzen und dafür Bonuspunkte kriegen. Bei jedem Spiel entdeckt man mehr Optionen. Ein sehr schönes, gut ausgewogenes Design mit vielen interessanten Detail und einigen richtig cleveren Designentscheidungen (z.B. wie die Wichtigkeit einzelner Farben während des Spiels variieren kann, teils durch extrene Einflüsse, teils durch Spieleraktionen).


    Zu fünft haben wir mit Erklärung rund zwei Stunden gespielt. Auch mit sechs Spielern hätte es problemlos funktioniert, denn Scoville gehört zu den wenigen Spielen, bei denen die Spieldauer auch mit vielen Spielern nicht zu sehr ansteigt. Die Zeit für die Erntezüge geht proportional zur Anzahl der Spieler hoch (vielleicht auch noch etwas böser, weil man mehr gegnerische Zugoptionen berücksichtigen muss), aber die restlichen Phasen sind weitgehend unabhängig davon, so dass man in einer erfahrenden Runde auch in Vollbesetzung mit 90 Minuten hinkommen kann. Das sind dann 90 sehr intensive und spannende Denkminuten voller fieser kleiner Knobelaufgaben mit hoher Interaktivität zwischen den Spielern. Scoville hat uns allen sehr viel Spaß gemacht. Für mich ist Scoville eines der 2014er Highlights. Klare Empfehlung!



    BGG-Link: Scoville | Board Game | BoardGameGeek
    #Scoville