Beiträge von Bierbart im Thema „13.04.-19.04.2015“

    Warum denn gleich feuern? Der Trend geht zum Zweitspiel!

    Pfff, Trend. Mir doch egal. :D


    Nein, Du hast natürlich recht. Eigentlich will ich damit nur sagen: Ich kann mir kaum vorstellen, dass Winter der Toten Battlestar von der Spitzenposition der Liste der Verräterspiele wird verdrängen können, die ich gerne spielen möchte, sofern drei bis vier Stunden für den Abend frei sind. BSG wird nie aus meinem Regal verschwinden. Die Frage wäre für mich persönlich eher die, ob ich ein zweites Spiel dieser Art bräuchte. Zurzeit klares Nein, bin mit BSG nach wie vor voll zufrieden, aber wer weiß...


    Ich habe bei dieser Aussage allerdings auch die Erfahrung mit #DerWiderstand und anderen, aufs Wesentliche reduzierten Verräterspielen im Kopf, die mich allesamt nur mäßig begeistern konnten, weil sie mir zu kurz und stromlinienförmig waren. Nicht genug unnötiges Chrom, zu wenig Action und anderes Drumherum...

    Yesss, endlich wieder am Brett, nach bestimmt 2 Jahren Pause, und passend zum bisherigen Abstimmungsergebnis zum Spiel des Monats April: Battlestar Galactica!


    Ahh, ich liebe dieses Spiel! Wie oft ich das wohl schon gespielt habe? 30 mal? 40 mal? Und dabei bin ich NICHT der Typ, der 4 Spielabende pro Woche mitnimmt, sondern über die Jahre seiner Brettspielerkarriere eher bei einem Spieleabend in 2 Wochen steht. Dieses Spiel aber habe ich trotzdem schon -zig mal gespielt, und außerdem um die 20 verschiedene Leute damit angefixt, die mit Brettspielen an sich nicht viel anfangen können -- was mich im Übrigen wieder in der Meinung bestätigt, dass der Mainstream der Brettspielbranche hierzulande einfach nicht kapieren will, dass genau solche hochkommunikativen, dramatischen Spiele mit einem aufregenden Setting das sind, was die Leute WIRKLICH begeistert, und nicht staubtrockene still-vor-sich-hin-Optimierer mit langweiligem Cover und noch langweiligerem Thema.


    Okay, irgendwelche Mamas kaufen solche Spiele sicher nicht für ihre Familien, da bin ich mir sicher; und vielleicht schließe ich hier zu viel von mir und "meinen" Leuten auf die Allgemeinheit; aber BSG bekommt in meinem persönlichen Umfeld aus erwachsene Spielern regelmäßig solch einen überwältigenden Zuspruch, dass ich inzwischen denke, dass die meisten Verlage hierzulande auf dem Auge des Ameritrash-Genres schlicht und einfach blind sein müssen. Für mich jedenfalls nahm BSG irgendwann spätestens um 2011 etwa den Platz ein, den Städte und Ritter um die Jahrtausendwende herum eingenommen hatte: Ein abendfüllendes Spiel, das einfach alle mögen und spielen wollen. Ich kann mich da an eine legendäre viereinhalb-Stunden-Partie zu siebt erinnern... mann, das war vielleicht die beste Brettspielerfahrung, die ich je machen durfte.



    Ähh ja. Wie auch immer. Gestern begab sich die Menschheit erneut auf die lange Reise nach Kobol, wie üblich verfolgt von existenziellen Krisen und genozidalen Toastern. Die Besatzung:
    - Die impulsive Cally Tyrol - ich
    - Der emotional befangene Admiral William Adama - @AngryDwarf
    - Die todkranke, von religiösen Visionen angeleitete Präsidentin Laura Roslin
    - Die schwergestörte Kara "Starbuck" Thrace (CAG)
    - ...sowie der wahnhafte Feigling Gaius Baltar


    Konfiguarion:
    - Charaktere sowie Skillkarten aus Exodus und Pegasus, aber leider ohne Treachery
    - Cylon Fleet Board
    - Exodus-Krisenkarten


    Dem initialen Zylonenangriff begegnen wir, indem wir dem Basisstern mit der Galactica erstmal ordentlich eine reinknallen! 2 Schaden! Baltar bekommt einen Befehl von oben, entscheidet sich aber dagegen, dem angeknacksten Basisstern den Rest zu geben. Hmmmm. Verdächtig! Etwas später, bedingt durch eine Krise, muss Admiral Adama einen Charakter in die Brig befördern. Wen trifft's? Den Gaius natürlich!


    Bis zur Schläferphase verläuft die Reise daraufhin auch ohne schwere Zwischenfälle -- was den Verdacht nahelegt, dass kein Zylon sein Unwesen treibt. Starbuch ballert die halbe Zylonenflotte im Alleingang ab, der Admiral steuert beständig auf Kobol zu, sorgt für Treibstoff im Übermaß, ein Zylonenenterkommando wird von Cally sofort eliminiert, und Gaius Baltar gammelt in der Brig. Alles top! Naaa, fast. Die Moral steuert langsam aber sicher auf den roten Bereich zu (5), und die Präsidentin ist auffallend zurückhaltend mit Zwölferratskarten.


    Schläferphase.


    Cally Tyrol empfängt ein Zylonensignal und wird sich ihrer wahrend Identität bewusst. Wie schön, dass Cally einen anderen Charakter einfach so erschießen darf und außerdem beim Enttarnen auch noch die Moral um 1 senken kann. :D Plan: Gaius Baltar, den vermutlich anderen Zylon aus der Brig holen, und dann Moral auf 0 bringen!


    Leider geht der Plan nicht auf. Die Moral sinkt einfach nicht auf ein wirklich gefährliches Level. Nahrung (4) und Bevölkerung (8) werden allerdings knapper. Es werden einfach zu viele Untersuchungskomitees gespielt, um wirkungsvoll sabotieren zu können. Außerdem sind das Cylon Fleet Board und der Galactica-Sprungmarker äußert gut getimt, sodass die Flotte gleich wieder wegspringen kann, sobald die Zylonen angeflogen kommen. Und niemand gibt Cally einen Befehl von oben, sodass ich keine Gelegenheit dazu bekomme, der Menschheit richtig an den Karren zu fahren.


    Zum Haare-Raufen. Als die nächste Krise bei Misserfolg -1 Moral -1 Nahrung androht, gehe ich aufs Ganze und haue trotz Untersuchungskomitee 19 Minuspunkte in die Abstimmung. Runter mit der Maske, runter mit den Handschuhen! ...und trotzdem gewinnen die Menschen die Abstimmung, da Roslin und Adama noch nicht abgestimmt haben. Ja, war ja fast klar, zumal Zylon Nr. 2 scih nicht aus der Deckung wagte und positiv abstimmte, aber es musste einfach etwas geschehen!


    Der Erfolg in der Krise war für die Menschheit allerdings teuer erkauft. Starbuck versucht unverzüglich, Cally in die Brig zu stecken. Aber das misslingt dank der Zuarbeit des zweiten Zylons -- natürlich Gaius Frakking Baltar! Der enttarnt sich in seinem nächsten Zug, beschädigt die FTL-Kontrolle und die Waffensteuerung, was zufällig auch Starbuck und Adama auf die Krankenstation befördert!


    Die Menschheit war bis dahin auf sehr gutem Kurs, es fehlen nur noch 2 Sprungsymbole bis Kobol -- aber nun wurde die Kiste nochmal spannend!


    Cally, trotz bekannter Schaltkreisphysiologie, fordert wiederholt demokratische Wahlen und kandidiert für das Präsidentenamt. Dass die Regierung am Ende ist, bei all diesen zylonischen Sabotageakten, das ist ja klar! Ein Zylon als Präsident, mit Macht über Zwölferratskarten wie Haftbefehl etc., sowie weitreichenden Entscheidungsbefugnissen in Krisensituationen - das könnte noch was werden! Leider scheitert die e könKandidatur, allerdings relativ knapp. Wieder haben die Menschen viele Skillkarten verbraucht, und noch dazu ist kein Techniker an Bord, der die FTL-Kontrolle reparieren kann, bzw. will.


    Die Partie steht daraufhin nochmal kurz auf der Kippe. Noch 3 Züge von Menschen bei nur benötigten 2 Sprungsymbolen.


    Erste Krise - kein Symbol!


    Zweite Krise - Sprungsymbol.


    Dritte Krise...
    ...
    ...
    ...


    Sprungsymbol. Ahh, frak.



    Neue und ein paar alte Eindrücke:


    Das Cylon Fleet Board aus Exodus hat in dieser Partie nicht so recht gezündet. Da entstand einfach nicht genug Druck, und dementsprechend war das Spannungsniveau etwas zu niedrig. Im Basisspiel verläuft die Sache zwar ziemlich sprunghaft -- eine Partie kann zwischen ultrabrutalem Zylonenterror und lockerem Nachmittagsspaziergang schwanken -- aber ich bin von dem Brett nicht so von angetan, zumindest nach der gestrigen Partie. War aber auch schon besser, zumal der CAG das Spielen von Piloten entscheidend dankbarer macht.


    Vermisst habe ich die Treachery-Karten aus Pegasus, und die Krisenkarten aus ebendieser Erweiterung. Außerdem spiele ich gerne die Cylon Leader, die wir ebenso wie viele andere Module der Erweiterungen aus Rücksichtnahme auf die Anfänger wegließen. BSG ist allerdings bereits als Basisspiel so gut gelungen, dass ich persönlich aus diesem Aspekt heraus betrachtet eher ganz auf Erweiterungen verzichtet hätte. Aber Kompromisse muss man ja eingehen. Das Spiel ist mit Neulingen übrigens wie immer am besten. Die kapieren anfangs zwar das eine oder andere Detail nicht, aber dafür kann man die Spieler nicht einschätzen, was dem Spielerlebnis natürlich zu Gute kommt.


    Und bevor einer fragt: Nein, Winter der Toten kenne ich nicht. Zombies - ne, ist mir viel zu trendy. Trend = doof. Außerdem will ich abendfüllende Spiele spielen. Ich mag BSG gerade auch darum, weil es eben lange dauert. Na gut, ich geb's ja zu, eigentlich will ich Winter der Toten doch kennenlernen, selbst wenn es in diesem Spiel keine Atombomben gibt. Aber das Spiel müsste schon unglaublich genial sein, um eine Chance dazu zu haben, BSG zu feuern.