Beiträge von MetalPirate im Thema „Miniaturenspiele - wo liegt der Reiz?“

    Vielmehr ist hier, in vielen Fällen, die Ursache in der zunehmenden Internationalisierung des Brettspielmarktes zu suchen. Dies führt dazu, dass lokale Märkte, in welchen "miniature gaming" in ganz anderen Größenordnungen präsent ist - ich denke hier primär an Großbritannien und die USA - einen Einfluß auf das Aussehen des Produktes im internationalen Markt nehmen. Hinzu kommt, dass heutzutage, die Fertigung von Kunststoffminiaturen/Kunststoffspielteilen in geringen Stückzahlen wirtschaftlich darstellbar ist.

    Guter Hinweis. Nehmen wir dann noch hinzu, dass sich die "Vielspieler" auch gerne in englischsprachigen Foren (BGG) aufhalten oder bei internationalen Crowdfunding-Plattformen (Kickstarter) nachschauen, wo die Miniaturensachen dann aufgrund der Sprache auch wieder überrepräsentiert auftauchen, dann erklärt das auch die zunehmende Präsenz der Minis.


    Außerdem glaube ich, dass der stationäre Spielehandel bei dem Mini-Zeugs eine höhere Gewinnmarge hat als beim klassischen Euro-Spiel (reine Vermutung!) und die Sachen demzufolge auch sehr präsent ins Schaufenster stellt. Ich habe die Anfänge von Magic The Gathering erlebt und das als Gelddruckmaschine abgeleht. Was heutzutage Games Workshop & Co mit ihren Miniatur-Sammel-Sachen abziehen, ist dagegen nochmal viel raffinierter. Wer da in Systeme wie Warhammer einsteigt, kann ganz schnell arm werden...



    Die Metallmünzen von Viticulture hingegen sind genial

    Oh ja. Die werden bei uns für alles mögliche benutzt. Aber ich bin froh, gleich zwei Sets bestellt zu haben, weil ich die Verteilung (36x1, 24x2, 12x5) von Anfang an zu unausgewogen fand, zu sehr ausgerichtet auf Spiele, bei denen üblicherweise nur sehr kleine Geldbeträge den Besitzer wechseln (bzw von/zu der Bank transferiert werden). Zwölf 5er sind schnell mal zu wenig bei anderen Spielen; oft wären auch 10er schön, z.B. für Concordia, wo ich dann noch 10er Pokerchips hinzunehme.

    Naja, wo liegt der Reiz daran einen Film in 3D oder mit 7.1 Surround Sound zu schauen auf einer 3m Leinwand? Ein 80cm Fernseher mit Stereo (naja)-Sound tut es doch auch - man schaut den selben Film und hat dem zur folge ja auch den gleichen Spass. Oder etwa nicht?

    Ich glaube, diese Analogie passt nur zum Teil. Bei Heimkino statt Kleinfernseher wird kaum jemand bestreiten, dass ersteres besser ist. Viele werden sagen, dass ihnen Heimkino kein vierstelliger Euro-Betrag wert ist, das sicher ja -- aber den Erlebniswert wird niemand bestreiten. Das gilt für Miniaturenspiele so nicht. Ich gönne jedem seinen Spaß mit Warhammer, Blood Bowl, Blood Rage & Co, aber der besondere Reiz davon im Übergangsbereich zwischen Modellbau und Brettspiel erschließt sich mir einfach nicht so ganz...


    Die üblichen Miniaturenspiele (wie das oben genannte Blood Rage) gibt's doch auch nicht in zwei Formen, einmal mit und einmal ohne Minis. Von daher passt der Gedanke des Upgrades ("Pimpens") auch nicht so ganz. Das Herumspielen mit den Minis (incl. Anmalen & Co) IST da doch oft das Spiel. Wenn man fies wäre, könnte man sagen, dass nach dem Wegnehmen der Minis in manchen Fällen nicht mehr viel Spiel übrig bleibt. ;)


    Über den Nutzwert von (Plastik-)Miniaturen kann man durchaus auch unterschiedlicher Meinung sein. Insbesondere lässt sich gut bestreiten, dass Plastik immer besser wäre als Holz, so wie Heimkino unstrittig besser ist als Schwarz-Weiß-Fernseher. Ein direkter Vergleich ist manchmal auch möglich, nämlich in den seltenen Fällen, in denen es das gleiche Spiel mal mit (abstrakteren) Holzspielsteinen, mal mit (mehr oder weniger detaillierten) Plastikminiaturen gibt. Oben wurde schon Alien Frontiers genannt: farbige Holz-Halbkugeln vs. ausgeformte farbige Plastik-Kolonien mit "Kuppel" aus transparentem Plastik. Selbst da wäre ich ganz bei @Scubaroo: Holz würde mir besser gefallen. Oder das noch bekanntere Beispiel Siedler von Catan: ursprünglich Holz-, mittlerweile Plastik-Spielsteine. Laut Kosmos kommen die Plastik-Figuren angeblich besser bei den Kunden an. Die Mehrzahl der Unknowns-Nutzer dürfen wie ich die Catan-Plastik-Spielsteine einfach nur für billig halten und wenn, dann mit einer alten Holzausgabe von SvC (+ Ritter) spielen. Die Kosmos-Aussage kommt mir eher vor wie eine vorgeschobene Rechtfertigung einer Kostensparmaßnahme. Aber ich könnte mir sogar vorstellen, dass da Kosmos in Bezug auf die aktuelle SvC-Käufer-Generation sogar recht hat und die wirklich die Plastik-Minis besser finden. Bei jüngeren Leuten scheint Plastik-Spritzguß made in China einen höheren Reiz zu haben als die Holzmeeples, mit denen wir Ältere spielerisch sozialisiert worden sind. Warum das so ist, darüber würde es sich schon lohnen zu diskutieren, jenseits von "Spiele pimpen ist immer toll".

    Im Prinzip geht's mir genauso wie dem Threadstarter. Ich mag die klassischen Euro-Spiele und habe nie einen Zugang zu der Miniaturen-Welt aus der Ameritrash-Ecke gefunden.


    Ich zweifle, dass das eigentliche Spiel durch diese Figuren besser funktioniert als mit anderen Mitteln.

    Da würde ich allerdings schon einen Vorteil für die Minis sehen. Die Abstraktion von Soldateneinheit auf Soldatenminiatur fällt ungleich leichter als von Soldateneinheit auf Holzspielstein oder gar Pappcounter. Von daher theoretisch wesentlich bessere Immersion ins Thema, insbesondere für Einsteiger. Wahrscheinlich sind wir als erfahrene Euro-Gamer oder War-Gamer einfach schon so abgehärtet, dass wir uns nichts mehr dabei denken, wenn das Holzwürfelchen eine Einheit Steine oder der Pappcounter die Infantrieeinheit repräsentieren soll.