Beiträge von Dumon im Thema „Miniaturenspiele - wo liegt der Reiz?“

    @oobacke:
    Okay, das hatte ich missverstanden. Insbesondere, da die Diskussion ja nicht darum ging, ob Holz als Material für MINIATUREN sinnvoll sei (ich glaub, da sind wir uns eigentlich alle einig), sondern ob Holzmaterial Plastikfiguren vorzuziehen ist, oder umgekehrt - oder eben Geschmackssache...
    :)

    Ich finde es verkehrt, zu sagen, dass Holz für Spiele ein denkbar ungeeignetes Material ist. Für detailierte Figuren oder Repräsentationen im Allgemeinen stimmt das selbstverständlich, aber für abstrakte Spiele oder für ein abstrakteres oder minimalistischeres Spielgefühl kann Holz (selbst weniger hochwertiges) durchaus ein Gewinn sein. Bezüglich "Korsaren der Karibik" habe ich z.B. schon überlegt, die mir überhaupt nicht gefallenden Plastikschiffe durch Holz zu ersetzen. Und auch bei "Battlestar Galaktica" empfinde ich die kleinen Plastikschiffe so, wie sie sind, keinesfalls als Verbesserung des Spielgefühls. Etwas größer und auf Bases wie z.B. bei "X-Wing", das könnte ich nachvollziehen (insbesondere, sobald sie bemalt wären).


    Was Gewicht etc. angeht - es gibt nunmal Spieler, für die die Haptik auch eine wichtige Rolle spielt. "Zu leichtes" Holz fühlt sich in der Hand (für mich) einfach nicht so gut an wie etwas schwereres ebensolches. Da mag der Wertstoff vielleicht sogar teurer sein, aber dennoch ist dieses Gefühl für mich nicht auszuschließen. Ich erinnere mich an "Walhalla" von Amigo, da waren hölzerne Wikinger-Helme drinnen, die einfach nicht wie Holz wirkten. Zumal sie sich auch eher wie Plastik "anhörten".


    Es gibt wesentlich mehr sensorische Komponenten als nur die visuelle Ebene detailgetreuer Darstellung bei Miniaturen. Das mag von Person zu Person, und von Spiel zu Spiel, verschieden sein. Nichtsdesto trotz ist es vermessen, zu sagen, dies oder jenes wäre grundlegend besser. "Qualitativ" (also von der Materialqualität her) mag das vielleicht der Fall sein, aber das ist eben nur ein Versatzstück des "Erlebens" eines Spieles.


    Für mich z.B. ist die Mechanik eines Spiels fast immer das Wichtigste. In den meisten Fällen würde mich ein Spiel mit unschöner Grafik zwar abschrecken, und ein Spiel ohne interssantes Thema nur wenig reizen (beides sind für mich valide und wichtige Faktoren für den Kaufanreiz, teilweise auch fürs "Mitspielen"), doch sobald ich das Spiel tatsächlich spiele, entschwinden all diese Aspekte sehr oft aus dem Erleben und dem Hirn, und ich spiele nur noch die Mechanik. Fehlte jedoch die "Kosmetik", würde es mir weniger bis gar keinen Spaß machen. Klingt absurd, ist aber so (bei mir).
    Aus diesem Grund sind z.B. detailgetreue Miniaturen für mich in den meisten Fällen absolut unnötig.
    Ausnahmen bilden allein die wenigen Spiele, die ich atmosphärisch-thematisch spiele (bzw. aufgrund dieser Aspekte).


    Hochwertigkeit von Hölzern ist tatsächlich eine Qualität, die messbar ist. Trocknung, Lagerung und Holzart spielen hier eine wichtige Rolle. Ein Holz, dass noch "grün" riecht, ist da z.B. weniger hochwertig als dieselbe Holzart, die das nicht mehr tut (da sie länger getrocknet wurde). Über Sperrholz und Pressspan brauchen wir dabei natürlich nicht reden...
    ...tatsächlich werden aber auch hochwertige Hölzer verarbeitet. Nur werden die dann eben nicht mit Lack zugekleistert, sondern man lässt das Holz selbst wirken. Solche Spiele finden sich aber meist im abstrakten Bereich...

    Auf der anderen Seite aber können Miniaturenspiele schon von sich aus Initiativreiz verringern.


    Als Nicht-Tabletopper musste ich erst zu meinem Glück in Form von BloodBowl "gezwungen" (naja, eher überredet) werden. Mittlerweile habe ich recht großen Gefallen am Spiel (oder besser: Ligaspiel) gefunden, aber den Zugang zu anderen Miniaturen habe ich generell auch nicht "geschafft". Tabletopps reizen mich überhaupt nicht, und die meisten Brettspiele mit Plastikfiguren, Resinmitiaturen oder gar Zinn und Weißmetall und Konsorten locken mich absolut nicht an den Tisch.
    Im Gegenteil - ich bevorzuge Spiele, in denen Holzmaterialien die Abstraktion verdeutlichen. Holzmaterial hat für mich meist den Anschein höherer Wertigkeit (was Quatsch ist, natürlich, aber argumentiere mal mit Empfindungen), und der haptische Effekt ist für mich angenehmer. Jedes Spiel, dass stattdessen auf detailverliebtere Figürchen aus Kunststoff setzt, muss schon von vornherein eine viel größere Hürde überwinden, um es letztendlich auf meinen Tisch schaffen zu können. Sogar Anime-Artwork auf Spielmaterial hat es leichter, den Tisch zu erreichen (und ich mag die Ästhetik dieser Artwork-Richtung wirklich überhaupt nicht).


    Damit mag ich mich vielleicht dem einen oder anderen genialen Spiel verschließen, aber ich kann und will ohnehin nicht alles haben/spielen/testen. Kriterien zum Vorab-Ausschluss sind da durchaus gern gesehen im Hause Dumonia. Eisenbahnthema, Anime-Artwork, Kunststofffiguren, chitgeflutete Wargames, Fantasythema (speziell Dungeoncrawl), Rennen jeglicher Art kommen mir nur als Ausnahmen ins Haus. Denn selbstverständlich besagt mein Ausschlusskriterium nicht, sie seien SCHLECHT...


    Nichtsdestotrotz habe ich mir gerade "Cthulhu Wars" zugelegt - ein Spiel, bei dem ja insbesondere die großen, detaillierten Kunststoffminiaturen und ihre Haptik einen Großteil des Spaßes (nicht zu reden vom Anteil am horrenden Preis) ausmachen. Hätte das Spiel ein beliebiges anderes Thema gehabt, hätte ich nicht mal drüber nachdenken müssen - es wäre nie in mein Haus gekommen. So aber hat das Thema mich letztendlich chancenlos gelassen, und ich muss sagen, dass die Figuren die Immersion in diesem Spiel für mich massiv unterstützen.


    Dennoch - bei anderen Spielen suche ich diese Immersion ohnehin nicht, brauche sie nicht und will sie (so lange sie an Kunststoffminiaturen geknüpft ist) eigentlich auch nicht bzw. eher selten...