Beiträge von MetalPirate im Thema „Fußball“

    Oder habe ich dir hier missverstanden?

    Ich bin nicht JohnyW, aber ich glaube, ich weiß gut, was er meint. Vereine wie Werder kriegen die guten jungen Spieler nicht mehr gehalten. Folgende -- natürlich rein hypothetische ;) -- Situation: Ein Manager des Mittelfeldclubs sagt zum jungen, talentierten Mittelfeldspieler aus der eigenen Region (nennen wir ihn z.B. Sebastian R.): "Junge, du bist bei uns Stammspieler, wir würden gerne mit dir verlängern, du kannst bei uns 2 Mio im Jahr verdienen, mit Erfolgsprämien auch mehr." Bayern bietet 4 Mio Grundgehalt plus X. Der Spieler wechselt. Bei einem anderen Spieler (nennen wir ihn Sebastian J., seit frühester Jugend im Verein) gilt mit Wolfsburg statt Bayern im Prinzip das gleiche. Die wechselwilligen Spieler wissen sehr wohl (wenn sie nicht völlig blöd sind), dass sie beim Spitzenclub einer von 10 Kandidaten für den einen Platz in der Stammelf sind. Aber als Profi-Fußballspieler kann jeder Zeit die Karriere verletzungsbedingt zu Ende sein und wenn der Gehaltsunterschied so groß ist, dann wechselt man eben zur Not auf die Ersatzbank oder Tribüne beim Spitzenclub.


    Solange die "Großen" und die Fremdfinanzierten (Leverkusen, Hoppenheim, Wolfburg, Leipzig) ihren Bank- und Tribünenhockern das Doppelte bis Dreifache dessen zahlen, was die Mittelklassevereine (wie z.B. Werder) bei Stammspielern gerade so noch wirtschaftlich gestemmt bekommen, ist für Vereine wie Köln, Frankfurt, Mainz, Augsburg oder Werder einfach kein langfristiger Aufbau einer guten Mannschaft mehr möglich. Wenn ein Mittelklasse-Verein das nicht wahr haben will und es als vermeintliche Lösung ansieht, über Schuldenmachen den Erfolg erzwingen zu können, dann schnürt das dem Verein auf Dauer wirtschaftlich die Luft ab. Der Abstieg ist dann wahrscheinlicher als der erfolgreiche Angriff nach oben. Siehe Nürnberg, Hertha, Stuttgart, HSV oder Köln vor dem aktuellen Präsidenten.

    Was man an Wolfsburg [...] sehr gut sieht, ist wie wichtig gutes Management ist.

    Wollen wir uns mal nicht streiten, wieviel Prozent des Erfolgs von Wolfsburg auf Allofs' Management zurückgeht und wieviel Prozent auf die jährlichen 50+ Mio Euros, die sich der Verein nicht selbst verdienen muss, weil sie vom Volkswagen-Konzern in sein 100%iges Tochterunternehmen VfL Wolfsburg reingebuttert werden (mindestens eine Größenordnung über dem, was vergleichbar populäre "echten Vereine" über Sponsoreneinnahmen erlösen können). Aber dass letzteres zumindest auch ein bisschen den Erfolg begünstig, wird sicher niemand mit Verstand bestreiten.


    Sehr gut geführte Vereine wie Freiburg, Frankfurt, Mainz oder jetzt Augsburg werden nach guten Saisons immer als leuchtende Beispiele für gutes Management abgefeiert, aber dabei wird gern übersehen, dass in einer Zeit, wo die Plätze an den dicken Geldtöpfen quasi fest vergeben sind an einen kleinen Kreis der schon oben stehenden oder fremdfinanzierten Clubs, für solche Mittelfeldvereine ein gelegentliches Erreichen der Europa League das höchste der Gefühle ist und eine schlechte Saison sofort den Abstieg bedeuten kann, weil man im Gegensatz zu Clubs wie Wolfsburg einer schlechten Hinrunde mal nicht in der Winterpause kurzerhand für 20+ Mio am Spielermarkt nachlegen kann.


    Im Bereich des Profisports finde ich übrigens hochinteressant, dass ausgerechnet im Mutterland des Kapitalismus, den USA, durch Mechanismen wie salary cap und player draft dafür gesorgt wird, dass der Wettbewerb halbwegs ausgeglichen bleibt und immer mehrere Mannschaften als Kandidaten für die jeweilige Meisterschaft in Frage kommen. Ja, stimmt, vieles davon wäre nicht mit EU-Recht kompatibel, aber ich fürchte, das ehemals gute deutsche System (durch die mittlerweile komplett aufgeweichte 50+x % Regelung) muss erst mit komplettem Wegbrechen von Zuschauer- und Sponsoreninteresse konfrontiert werden, bevor da, insbesondere bei den "Großen", ein Bewusstsein dafür einsetzt, dass Fußball auch von Spannung lebt.


    Wenn der "Große" auch bei Missmanagement kaum Schaden nimmt und umgekehrt der "Kleine" auch bei Topmanagement nicht wirklich dauerhaft nach oben kommen kann (und so isses mittlerweile in der Fußball-Bundesliga!), dann stimmt etwas nicht im System.

    Ich sehe das Modell von Augsburg nicht unbedingt als schlechter an! Bsw. hat sich ja Bayern München auch langsam zu dem entwickelt, was es jetzt ist. Und nicht durch fette Finanzspritzen aufgebläht! Warum soll ein Verein wie Augsburg nicht kontinuierlich oben mitspielen?

    Habe ich das gerade richtig verstanden? Augsburg könnte dahin kommen, wo Bayern ist? Nie im Leben! Ein Club aus der industriestarken Millionenstadt mit der Großindustrie als Anteilseigner drückt in der heutigen Zeit den Kleinen immer platt, da kann der Kleine noch so gute Vereinspolitik machen. Früher oder später werden die guten Spieler, Trainer oder sonstige Funktionäre einfach abgeworben. Bayern & Co zahlen den Bank- und Tribünenhockern dreimal so viel wie der Mittelklasseverein den Stammspielern.


    Ganz früher war ich mal Dauerkartenbesitzer. Dann regelmäßiger Stadiongänger, Liga Total und Sky-Kunde. Alles gekündigt. Fußball ist doch in der heutigen Zeit komplett uninteressant geworden. Die einzige Spannung liegt doch nur noch darin, wieviele Spieltage vor Saisonschluss Bayern dieses Mal Meister ist. Toll. Die ganze Bundesliga ist so spannend wie ein Wettrennen zwischen Trabbi und Ferrari. Und die Schere zwischen "arm" und "reich" geht immer weiter auseinander.


    Man muss sich nur mal anschauen, wie die finanzstarken Clubs aus Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg, München oder Leverkusen deutschlandweit die besten Jugendspieler für enorme Summen den kleinen Vereinen abwerben, da wird einem übel. Das ist nicht mehr mein Sport.



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    Und langsam wachsen? Gute Personalpolitik, gute Spielphilopohie, ein wenig Glück (ist beim Fussball immer dabei).

    Augsburgs Erfolg wird genauso kurzfristige Momentaufnahme bleiben wie zuvor bei Freiburg, Mainz oder Karlsruhe (früher).


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    Was, wenn trotz vieler Invenstitionen die Erfolge ausbleiben?

    Dem Kleinen droht sofort der Abstieg, wenn die 4 Mio Investition, die man sich alle 2-3 Jahre mal leisten kann, nicht sitzt. Der Große macht weiter als wäre nichts gewesen und kauft Spieler für 5+ Mio gleich dutzendweise (siehe z.B. Schalke oder Wolfsburg unter Magath).


    Zum HSV im speziellen: meiner Meinung nach haben da gewisse Leute sehr persönliche Interessen. Denen kommt dort versenktes Geld nicht komplett ungelegen. Wenn man den Verein durch Kredite von sich abhängig macht, kann man ihn anschließend durch Umwandlung der Kredite in Unternehmensanteile sehr günstig übernehmen...


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    Oh... Ich befürchte, ich rede jetzt nur noch über Fussball... ?(

    Ja. Sollte man evtl. in off-topic schieben... :whistling: