Beiträge von MetalPirate im Thema „Hans im Glück - früher besser?“

    Bisher hätte ich HiG und alea als ähnlich gesehen, also gleiche Zielgruppe bedienend. Ich habe aber das Gefühl, dass HiG sich besser entwickelt hat oder sagen wir zumindest aktiver ist. Sie haben halt Carcasonne im Rücken, das spült regelmässig Geld in die Kassa, da können sie wohl mehr rausbringen.

    Alea ist Untermarke von Ravensburger, aber den Vertrieb macht, soweit ich weiß, Heidelberger, weil Ravensburger die Vielspieler nicht zum Hauptkundenkreis zählt.


    HiG ist HiG. Punkt. Das dürfte im Zweifelsfalle die bessere Ausgangslage für die entsprechenden Redakteure sein.


    Im Übrigen würde ich nicht unbedingt sagen, dass sich HiG besser als alea entwickelt hätte (aber das liegt sicher auch daran, dass ich Feld-Titel im allgemeinen mag, und die dominieren ja zuletzt die prestigeträchtige alea Big Box Reihe). Ich würde eher sagen, dass HiG wie Alea das gleiche Problem haben: Beide Verlage hatten absolute Klassiker im Programm, an denen sie noch heute gemessen werden -- was in einer Zeit des sich immer weiter aufsplitternden Marktes mit 10x so vielen Spieleveröffentlichungen wie früher manchmal schwierig ist.

    Die "einfache" Variante oder die Profivariante? Die beiden unterscheiden sich ja ganz enorm...


    Erstmal vorweg: ich spiele zu 90% zu zweit. Sonst wären Wikinger und Carrara nicht ganz so weit oben auf meiner Liste. Insbesondere bei Wikinger halte ich zwei für die ideale Spielerzahl.


    Zu den Erweiterungen. Beide genannten Spiele haben zwei bzw. vier Erweiterungsmodule in der Spielepackung enthalten, die ja nicht zwingend alle benutzt werden müssen. Bei Wikinger die Sonderplättchen und die Auktionen. In der Anleitung steht explizit drin, dass man auch mit Sonderplättchen und ohne Auktionen spielen kann und genau so machen wir's auch. Die Auktionen bringen für meinen Geschmack nur unnütze erhöhte Komplexität ohne spielerischen Mehr- bzw. Gegenwert. Lässt man die Sonderplättchen weg, verliert das Spiel aber auch nicht sooo viel. Bei den Seemännern macht das einen spürbaren Unterschied. Ohne Sonderplättchen kriegt man relativ problemlos alle Meeples auch später auf seine Inseln, sonst nicht. Aber spielerisch funktionieren beide Varianten.


    Bei Carrara ist die Situation noch komplexer. Da lassen sich alle grundlegenden Spielelemente zur Expertenvariation "upgraden". Beim Drehen/Kaufen ist das "Drehen wird optional, Kaufen auch so möglich" die kleinste Regeländerung, aber die halte ich für absolut notwendig. Ein Riesengewinn für die Spieltiefe. Ich könnte mir nicht vorstellen, ohne zu spielen. Die Möglichkeit, beim Bauen vorhandene Gebäude durch Bezahlen der Differenz zu überbauen, ist für mich wieder etwas aus der Kategorie "Komplexität ohne spielerischen Gegenwert". Kann man meiner Meinung nach auch genauso gut weglassen. Die erweiterten Möglichkeiten beim Werten finde ich gut. Und die variablen Wertungs- und Siegbedingungen sehr gut, das wertet das Spiel sehr auf. Übrigens mit einem teils extremen Einfluss auf die Spielzeit, von deutlicher Verkürzung bis ziemlicher Verlängerung!


    Insgesamt weiß ich nicht, ob sich Autoren und Verlag mit den im Grundspiel enthaltenen Erweiterungsmodulen in dieser Form einen Gefallen getan haben. Wenn das zuviel in die "mix-and-match" Richtung geht, erschwert das zu sehr den Einstieg ins Spiel und zieht den Ersteindruck nach unten -- und wie jeder weiß, gibt's nur eine Chance auf den ersten Eindruck. Der "Familienspieler" ist damit auch schnell schlicht überfordert und der "Vielspieler" fühlt sich bei der extremen Carrara-Variante (Erweiterungsregeln im eigenen Umschlag mit Aufschrift "nur öffnen nach einigen Spielen") schnell veräppelt, weil Carrara mit Profiregeln immer noch deutlich unter der Komplexität von Dungeon Petz, Madeira und Konsorten liegt. Als Käufer freut man sich im Prinzip über enthaltene Erweiterungsmodule, aber aus Verlagssicht halte ich das für gefährlich. Das macht das Produkt unübersichtlicher und damit schlechter. Gewinn: keiner, denn Fans der Spiels würden auch Erweiterungen kaufen. Meiner Meinung nach leiden einige jüngere Kramer/Kiesling-Titel darunter. Bei Asara oder Seeland sind kleine "Experten-Varianten-Upgrades" völlig okay, bei Wikinger (nur Kiesling) ist's grenzwertig (wie oben gesagt: die Auktionen halte ich schon für überflüssig), und bei Carrara haben sie's eindeutig übertrieben, so weit, dass ein meiner Meinung nach tolles und ziemlich unterschätztes Spiel nachher weder bei Familien- noch bei Vielspielern (Ausnahme: KSdJ-Jury) besonders gut angekommen ist.


    Dass "Die Paläste von Carrara" durch das furchtbar generische Thema und die mangelnde Präsenz im englischsprachigen Markt (und damit bei BGG) auch noch zusätzlich in der Wahrnehmung der Spielerszene runtergezogen wird, ist noch ein anderes Thema. Wenn ich meine Top-3 der am meisten unterschätzten Spiele machen würde, wäre Carrara definitiv dabei.


    #Wikinger #DiePalaesteVonCarrara #Carrara

    So, jetzt habe ich auch mal wieder meine Excel-Datei mit der Spieleliste aktualisiert. Danke für den passenden Anlass. :) Am häufigsten bei mir in der Sammlung vertreten ist Ravensburger (18x; Alea mitgezählt) vor HiG und Pegasus (je 15; bei Pegasus alle Lizenz- und Vertriebssachen wie Eggertspiele und Hall Games mitgezählt). Dann 10x Kosmos und je 7x Lookout, Queen und Heidelberger (als Vertrieb von CGE, FFG und anderen).


    Unter den HiG-Titeln ist "Wikinger" meine #1, gefolgt von "Hawaii" und dem meiner Meinung nach ziemlich unterschätzten "Die Paläste von Carrara" (ich glaube, da haben viele Kritiker nur nicht verstanden, dass das im Herzen ein Rennspiel ist, auch wenn's überhaupt nicht danach aussieht).

    @LemuelG: verstehe ich schon. Aber ich ahnte irgendwie, dass die Erwähnung von Carcasonne als Highlight hier im Forum so eine Reaktion triggert und habe es deshalb gleich doppelt relativiert. Und trotzdem kommt postwendend die Reaktion, bei der genau der eine Satz rausgegriffen wird und mit einem "Carcasonne fand ich schon immer langweilig" kommentiert wird. Klar: diese Meinung sei Matze gegönnt, habe ich kein Problem mit. Heutzutage spiele(n) ich/wir Carcassonne auch nicht mehr, sowohl wir als auch die Spielelandschaft haben sich weiterentwickelt. Ich frage mich nur manchmal, warum in diesem Forum die Erwähnung von Einsteiger-geeigneten Spielen regelmäßig solche Reaktionen hervorrufen. Muss das denn sein? Sollten wir uns nicht lieber freuen, dass das mit Carcasonne verdiente Geld uns diverse andere gute Spiele von Hans im Glück ermöglicht hat?

    Da fügt man extra schon ein "weitgehend" ein vor das "unbestritten" und schreibt noch ein "bitte aus der Zeitperspektive betrachten" hintendran (zig Millionen verkaufter Exemplare weltweit kommen nicht von Ungefähr) -- und trotzdem kommt der Carcasonne-Draufhau-Reflex der Vielspieler-Elite durch. Und natürlich gibt's auch sofort zwei "likes" für das "Carcassonne fand ich schon immer bäh!". Tja. Unknowns-Forum live mal wieder. Bestimmte Begriffe sollte man bei unknowns auf keinen Fall erwähnen. Finde ich schade.

    @Herbert: Im großen und ganzen stimme ich dir zu. Spiele von Hans im Glück haben eigentlich immer eine gewisse Mindestqualität. Vom Material her sowieso (man vergleiche z.B. mal mit alea...), aber auch vom spielerischer Gehalt her. Allerdings würde ich drei Schubladen aufmachen. Die weitgehend unbestrittenen Highlights (Carcassonne, El Grande, Stone Age, Goa, Wikinger,... -- bitte erstere aus der Zeitperspektive heraus bewerten), die Love-it-or-Hate-it-Kategorie (Carrara, Brügge, Hawaii,...) und die Gurken. Jeder Verlag bringt mal eine Gurke raus, da ist nichts schlimmes dabei. Neben den bereits oben erwähnten Sachen fällt mir da noch Zeugs wie z.B. Canaletto, Ranking oder Loch Ness ein. Die Carcassonne-Reihe wurde inzwischen auch mit unnötigen Ablegern (Carc. Mayflower, Carc. Winteredition, etc.) so weit totgeritten, dass der Name ganze Serie darunter leidet. Es gibt durchaus ein paar HiG-Titel, bei denen man schon extrem suchen muss, um jemand zu finden, der ein Fan davon ist.