Ein Forum an sich ist erstmal nur ein technisches Hilfsmittel, um Inhalte nach Ordnungskriterien darzustellen. Technisch sind Standard-Foren inzwischen längst ausgereift, so dass man sich durch das Grundgerüst kaum abheben kann. Diskussionsplattformen (weil gibt ja noch weitaus mehr Darstellungs- und Ordnungsformen als nur Foren), die über den Standard hinaus den Nutzern (passiv wie aktiv) sinnvoll (!) mehr bieten, sind die eigentliche Herausforderungen. Mal sehen, was spielen.de da auf die Beine stellen kann, auch in Verbindung mit der eigenen Spieledatenbank. BGG zeigt da gut, was möglich ist.
Wobei mir persönlich eine Konzentration aufs Wesentliche fast schon sympathischer ist. Weil letztendlich kommt es auf die Inhalte und die sich beteiligten Personen an, da kann die Form nur helfen und fördern, aber Inhalte nicht ersetzen. So hat das alte spielbox-Forum in den Tagen vor unknowns.de bestens gezeigt, dass auch ein technisch unzureichendes Forum die Meinungsführerschaft einer ganzen Szene einnehmen kann. Damals kam man am spielbox-Forum im deutschsprachigen Raum nicht vorbei, wenn man den Puls der Brettspiel-Szene spüren wollte: Voll von Begeisterung fürs gemeinsame Hobby. Voll von wertigen Inhalten.Voll von interessanten Akteuren, die wirklich was beitragen konnten. Voll von wertigen Diskussionen.
Derweil hat sich die Szene aber auch online weiterentwickelt und ist auf diversen Plattformen zersplittert. Teils haben sich Akteure wie Autoren und Verlagsvertreter bewusst zurückgezogen, sind professioneller und damit auch ein Stück unnahbarer geworden. Die Szene schmorrt mehr in ihrem eigenen Saft, in ihrer eigenen Selbstdarstellung der Kosumenten, die kaum vollständig zufrieden sind oder gar zu befriedigen wären. Da nehme ich mich nicht aus, denn wer über durchscheinende Klebestreifen von Spielplänen lamentiert (Stichwort Vanuatu), muss schon irgendwie einen an der Waffel haben.
Deshalb bin ich umso gespannter, wie spielen.de mit ihrem neuen Angebot es schaffen will, die Szene in ihrer Vielfalt und Tiefe aufzunehmen und ernst zu nehmen, ohne dass der Spass verloren geht. Wie man es so richtig falsch machen kann, von Kommunikation bis Durchführung, hat der spielbox-Kleinanzeigen-Schlingerkurs meiner Meinung leider eindrucksvolls gezeigt. Kann also nur besser werden, oder? Wünsche alles Gute dabei, denn die deutschsprachige Szene ist eigen und anspruchsvoll. Ob das Angebot von spielen.de wirklich angenommen wird, bleibt abzuwarten. Allerdings wäre es unfair, es totzureden, bevor es überhaupt die Chance hatte, sich vorzustellen.
... danach können wir es immer noch als "Humbug" abtun!
Cu / Ralf