Beiträge von ode. im Thema „Siegpunkte sind langweilig“

    Ja was denn nun?


    Teile von Kniffel werden hin und wieder aufgegriffen. Aus meiner Sicht haben die von dir genannten Spiele aber nix mit Kniffel zu tun. Trotzdem hast du Recht, weil eben kleine Elemente aufgegriffen werden. Aber du kannst schlecht Kniffel und RttA vergleichen... Und vor allem nicht mit Goa oder Ra. Okay. Wahrscheinlichkeiten einschätzen... Das ist jedes Spiel mit Zufallselementen wie Kniffel? Finde ich nicht.

    Deshalb wird es ja auch seit Jahren immer wieder neu erfunden (Roll through the Ages, Siedler Würfelspiel, ...)


    Da würde ich die Mechanik vom Spielziel auseinander halten. Die Kniffelmechanik ist ziemlich gut. Also, wie die Würfel geworfen werden. Sehr eingängig. Trotzdem gibt es weitaus interessantere Varianten. Unter anderem Roll through the Ages... Natürlich ähneln sich diese Spiele im Werfen von Würfeln durch einen Spieler in einem Spielzug. Trotzdem halte ich die Spiele für so sehr unterschiedlich, dass ich das nicht vergleichen möchte.


    Der Grund, warum Kniffel immer wieder "neu erfunden" wird ist übrigens nicht nur darin begründet, dass das Spiel so gut ist. Sondern zu einem, meiner Ansicht nach, viel höherem Teil, weil das Spiel ein Klassiker ist. Die Regeln müssen nicht erklärt werden. Jeder kennt sie. Jeder kennt das Spiel. Spiele, die ähnlich funktionieren werden daher besser angenommen, denn im Bereich dieser Art Spiel zählt es sehr viel, wenn man Sachen wiedererkennt - bsw. von Kniffel... Daher ähneln so viele Würfelspiele von großen Verlagen Kniffel. Die interessanten Varianten und "mal was anderes" wirst du hingegen bei kleineren Verlagen finden. Natürlich gibt es Ausnahmen...


    Aber das sind ja alles "duchgeknallten Nischen- oder Kriegsspielen oder so".


    Du weißt, dass ich das scherzhaft so überformuliert habe um die Sache abzugrenzen?


    z.B bei Schach: Es gibt einen Siegpunkt wenn man den gegnerischen König Matt gesetzt hat. Man gewinnt sobald man einen Siegpunkt hat.


    Natürlich hast du im Kern recht. Siegpunkte sind eine abstrakte Währung um am Ende einen Wert vergleichen zu können. Aber ich finde den Vergleich unpassend. Hier geht es nicht um den einen Siegpunkt. Und um das Gefühl, dass es immer nur um SP in einem Spiel geht. Ich könnte den Vergleich verstehen, wenn es für jeden geschlagenen Bauern 1 SP gäbe. Turm gibt 4. Dame 10 und ein Läufer 3 (oder was weiß ich...). Und am Ende gewinnt nicht derjenige, der den König schlägt, sondern dies ist nur das Spielende und dann wird ausgewertet.


    Und genau an der Stelle ist Schach nämlich das genaue Gegenbeispiel: Alle Aktionen sind auf das Spielziel ausgerichtet. Man bewertet die Aktionen auf dem Weg dahin nicht nach einem SP-Wert, sondern danach, was sie mir bringen um das Ziel zu erreichen. Das ist ein ganz anderer Ansatz, da der Wert nicht in eine Zahl gequetscht ist.

    Sehr interessanter Diskussionspunkt. Das interessiert mich sehr!


    Diesen Wunsch nach "mal was anderem als Siegpunkten" höre ich immer häufiger. Ich habe da seit einiger Zeit drauf geachtet in Spielen und auch schon viel drüber nachgedacht.


    Lewis & Clark ist ein schönes Beispiel, aber am Ende sind es ja auch nur SP. Es entscheidet, wer am schnellsten einen bestimmten Wert erreicht. Trotzdem wird das Spiel von einigen als schöne Abwechslung zum SP-Sammeln betrachtet. In eine ähnliche Kerbe schlägt meiner Meinung nach bsw. das von mir seit kurzem sehr geschätzte Alien Frontiers (hier in der Version "Aurora" vorliegend). Der Unterschied ist hier, dass nicht ein SP-Wert das Ende auslöst, sondern ein leer gespielter Vorrat an Raumstationen. Irgendwie ist auch Istanbul ähnlich. Hier wieder ähnlich Lewis&Clark, denn es ist ein Wettrennen um die meisten SP - hier in Form von Edelsteinen. Gerade mal 5 oder 6 reichen zum Sieg, was ich geradezu erfrischend und sehr fokussiert finde.


    Ich habe bisher noch kein Spiel (oder Ansatz) gefunden, dass eine andere Bedingung als SP sammeln und davon am meisten haben verwendet, dass irgendwie ansatzweise fair ist. Oder dessen Spannungkurve am Ende stark abfällt. Und ich rede hier von typischen german games oder euro games. Nicht von irgendwelchen duchgeknallten Nischen- oder Kriegsspielen oder so. Das soll nicht abwertend gemeint sein. Aber so was interessiert mich nicht. Ich rede von den kleinen und großen Mechanikspielen.


    Was mich seit kurzem interessiert sind Spiele, die auch mal total unfair sind. Wo es auch mal scheiße laufen kann. Oder man mal richtig schlecht spielen kann. Und ob solche Spiele auch mal andere Siegbedingungen ermöglichen können? Die andere Frage ist, ob sich so was durchsetzen würde? Denn mies laufen/mies spielen (man ist ja nie selber Schuld) bedeutet auch schlechte Spielerfahrung und eine Abwertung des Spiels aus Spielersicht.


    Wo ist die Grenze zu einer Emotionalität im Spiel, die einen packt und man es trotzdem immer wieder spielen will und totalem Frust, wegen dem man das Spiel nie wieder anpackt?


    Ein Beispiel: Würfelspiele. Mal was ganz Bekanntes: Kniffel! Kann wirklich total mies laufen und man kann auch dazu noch richtig schlechte Entscheidungen treffen (auf ganz banaler Ebene). Und trotzdem ein Spiel, dass immer wieder überall gespielt wird. Anerkanntermaßen unter Vielspielern ein mieses Spiel. Aber auch andere Spiele dieser Kajüte sind erfolgreich, ähnlich konzipiert und sind anerkanntermaßen bessere Spiele. Heckmeck oder Carcassonne oder Siedler (kleine Steigerung der Kajüte darin)...


    Ich verquicke das Thema Siegpunkte und Emotionalität in Spielen, weil ich meine, dass sich das überschneidet. Denn die Alternative zum Siegpunkte sammeln hat was damit zu tun...