Beiträge von MetalPirate im Thema „Spielspaß vs. Arbeit“

    Wo genau hört denn für euch das spielen auf und wo fängt die "Arbeit" an oder wann ist ein Spiel mehr Arbeit als Vergnügen?


    Ich glaube, da gibt's zwei mögliche Interpretationen der Frage. "Arbeit" im Sinne von "zu wenig spielerisch, erinnert zu sehr ans Berufsleben" und "Arbeit" im Sinne von "(unnötiger) Aufwand". Beides kann die Meinung zu einem Spiel negativ beeinflussen.


    Im ersten Falle ist nicht der Aufwand das Problem und auch nicht die Tatsache, dass man es nicht schaffen würde, sondern schlicht und einfach, dass man seine Freizeit nicht mit Gedankengängen verbringen will, die zu ähnlich zu dem sind, mit dem man unter der Woche schon 8+ Stunden pro Tage beschäftigt ist. Das kickt bei so manchem Spieler die Wertung zu den "heavy euro" Spielen (Madeira, Trajan, Vinhos, Kanban, etc.) runter. Ganz ähnlich können sich auch abstrakte Spiele oder Spiele mit einem stark abstrakten Kern (Theseus, Helios, ...) eher nach Arbeit als nach Spiel anfühlen. Es fehlt halt das "Spielerische", das Eintauchen ins Thema, und "Mechanismus pur" führt nun mal nicht bei jedem zu Spielspaß.


    Im zweiten Falle stören bei einem Spiel unverhältnismäßig hoher Aufwand bei Regel-Erststudium, Spielaufbau, Vorbereitung einer neuen Runde, Verwaltung durch Klötzchen-über-Leisten-Schieben, aufwändige Endabrechnung, Regelnachschlagen während des Spiels, Spielabbau -- kurz: alles, was nicht direkt mit Nachdenken und Ausführen von Zügen zu tun hat. Beispiele: Caverna, Robinson Crusoe, Mage Knight, etc.


    Mit Interpretation 1 ("heavy euro" oder abstrakte Denk-Arbeit) habe ich eher wenig Probleme. Bei Interpretation 2 ("Fummeligkeit und Aufwand") habe ich persönlich dagegen tendenziell ein eher niedrigeres Toleranzniveau, insbesondere dann, wenn der Komplexität kein spielerischer Gegenwert entgegen steht, der es rechtfertigt. Caverna war für mich der größte Flop der letzten Jahre und bei Spielen mit Zivilisationsaufbau- oder Rollenspiel-Elementen habe ich auch oft das Gefühl, dass sowas aufgrund des Verwaltungsaufwandes besser als Computerspiel aufgehoben wäre.